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Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Titel: Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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versprochen. Seine erste offizielle Einladung zu einer Hochzeit in fünfhundert Jahren lässt er sich b e stimmt nicht entgehen.“ Sie ließ ihre Stimme bewusst gelassen klingen, obwohl sie sich mit einem Anflug von Wehmut ausmalte, wie Rudger inmitten der Hochzeitsgäste stand und das Sonnenlicht goldene Reflexe in sein blondes Haar zauberte. Schnell schob sie den Gedanken beiseite, ließ aber die Schmetterlinge in ihrem Magen fla t tern, wie sie es stets taten, wenn sie an ihn dachte.
    Niemals würde er im Tageslicht stehen.
    Man konnte nicht alles haben.
    Rudger hatte auf zahllosen Hochzeiten getanzt. Doch dieses Mal stellten die Gäste nicht das Buffet dar, sondern hießen ihn wil l kommen.
    „Hier ist jeder vertreten, der in Krinfelde Rang und Namen hat.“ Leyla ließ ihren Blick über die illustre Hochzeitsgesellschaft schweifen. „Wi s sen deine Gäste, dass ein Vampir erscheinen wird?“
    „Es hat keinen Warnhinweis auf den Einladungskarten gegeben“, antwortete Evelyn und spitzte die Lippen. „Ich denke, die A n wese n heit der Totenwächterin gibt schon genug Spielraum für Spekulationen.“
    Leyla blickte in das schmunzelnde Gesicht ihrer Freundin. In der Vampirgesellschaft nannte man sie Walakuzjæ, die Totenwäc h terin. Mittlerweile hatte sich diese Bezeichnung rumgesprochen. Vor allem seit sie eine Liebesbeziehung zu einem Vampir unte r hielt. Derartige Verbin dungen galten allgemein als skandalös, für manche sogar u n tragbar. Doch die Hauptsache schien für die meisten, dass sie weiterhin ihren Job machte, die Gesellschaft vor dunklen Gestalten schützte sowie ihre Ermittlungen gegen stra f fällig gewordene Vampire und Menschen sorgfä l tig erledigte.
    Vampire waren allgegenwärtig. Das war inzwischen bekannt, und nicht wenige begrüßten es, dass die vom Gesetzgeber geplante Legalisierung des Vampirismus immer wieder durch kriminelle Zwischenfälle aufgehalten wurde. Die Furcht vor der Andersarti g keit blieb in den Köpfen der Menschen verankert. Lieber verschlossen sie die Augen vor den Tatsachen und schränkten ihre Nachtaktivitäten ein. Waren sie doch der Ansicht, dass bei Nacht die Scha t tengestalten aus ihren Löchern krochen, mordend durch die Dunkelheit zogen, und Blutorgien in verruchten Nachtklubs zelebrierten. Von dieser Meinung ließ sich kaum jemand abbri n gen. Der Kampf gegen Vorurteile schien b e schwerlicher als der gegen das Verbrechen. Die Vorstellung, dass es Vampire gab, die kein Menschenblut raubten und in einer Parallelgesel l schaft lebten, die sich von der menschlichen Gesellschaft nur geringfügig unterschied, war für diese Menschen mehr als abstrus.
    Leyla blickte zum Himmel. Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont zu. Dennoch hatte sie noch genug Kraft, um zu ble n den. Schnell senkte sie den Kopf und schloss die Augen. Ein plötzliches Rauschen erklang in ihren Ohren, als hätte sie zu lange die Luft angehalten. Sie blickte auf, doch anstatt der zu erwartenden Reflexionspünktchen vor den Augen, fand sie einen ti e fen, grauen Himmel, zäh wie Brei.
    Eine Gruppe Rhododendronbüsche, die das Grundstück weitläufig abgrenzten, duckte sich in einem dumpfen, fahlen Licht. Es schien ein mattierender Film auf ihrer Iris zu li e gen. Sie versuchte, ihn fortzublinzeln. Alle Silhouetten verschwammen. Die Bäume verschmolzen mit dem milchigen Hintergrund. Die Zweige wogen, obwohl es keinen Wind gab. Ein feiner Nebel zog blit z schnell in das Gestrüpp und Schatten huschten durch das Geäst. In der Ferne bewegten sich die Hochzeitsgäste so langsam, dass sie es kaum wahrnehmen konnte. Sie sah alles wie durch einen grauen Lichtfilter. Sämtliche Geräusche w a ren gedämpft, als befände sich ihr Kopf unter Wasser. Eine une r trägliche Schwermut lag in der Luft und senkte sich wie ein Mantel auf ihr Gemüt. Ihr wurde schwindelig. Leyla kniff die Augen so fest zusammen, dass sie spürte, wie ihre Stirn sich ru n zelte.
    Im nächsten Moment lag alles so friedlich vor ihr wie zuvor.
    Die Vögel zwitscherten ihr abendliches Lied. Zurück blieb eine A h nung, als läge etwas in der Luft. Obwohl sie spürte, dass keine unmittelbare Gefahr bestand, schweifte ihr Blick über das Gelände. Als sie fes t stellte, dass nichts Ungewöhnliches zu sehen war, atmete sie tief durch.
    Visionen waren ihr nicht fremd. Sie kamen von Zeit zu Zeit und hatten selten eine u n mittelbar erkennbare Botschaft. Bisher war ihr nur einmal gelungen die verborgene Bo t schaft zu erkennen, als

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