Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
Coc k tailkleid. Sie fühlte einen leichten Schwi n del, den die freudige Erregung in ihr auslöste. Ein warmes Flattern stieg aus ihrem Bauch empor und öffnete ihr Herz. Seine Gegenwart verschärfte ihre Sinne. Der sanfte Wa l zertakt schien lauter zu werden, und der Duft der Blumen drang intensiver in ihre Nase. Die fragenden und zum Teil empörten Gesichter der Gäste verschwammen zu nichtssagenden Scha t ten. Hinter ihr vernahm sie die tanzenden Pa a re wie aus weiter Ferne; ein rhythmisches Rascheln von Stoffen.
„Wir treffen uns im Zwielicht, mina Fagreþæ.“
Seine Stimme glitt über sie hinweg wie ein warmer Wüstenwind und überzog ihren R ü cken mit einem Schauder. Das gestreute Restlicht der Sonne funkelte in seinem Haar und warf einen go l denen Schimmer auf die ebenmäßige Fläche seiner Wange. Beiläufig stellte er eine blaue Samtschatulle auf einen der Serviertische.
Sie hatte sich in den vergangenen Monaten darin geschult, mit diesen Gefühlen umzugehen. Seine Nähe vernebelte ihren Ve r stand. Jeder ihrer Sinne war auf ihn eingestellt und sie erlaubte sich, es zu genießen. Mit einem Arm zog er sie zu sich heran. Seine Hand legte sich auf ihren nackten Rücken und glitt andeutungsweise ein Stück hinab. Sie hob ihr G e sicht, erwiderte seinen Kuss, und ließ sich von ihm zur Tanzfläche führen.
„Ich kann nicht tanzen“, flüsterte Leyla. Fast wäre ihr das zu spät ei n gefallen.
Seine Augenbrauen hoben sich leicht und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Ehe sie sich versah, schwebte sie mit ihm über das Parkett. Ihre Füße schienen kaum den Boden zu berühren, als sie sich unter seiner geübten Führung dem Walzertakt a n passte. Durch den dünnen Stoff ihres Kleides spürte sie seine Muskeln.
Natürlich blieb ihm bei dem engen Tanz das Silbermesser an ihrem Oberschenkel nicht verborgen. Mit einem wissenden Blick mu s terte er sie, während seine Mundwinkel sich erneut zu einem Lächeln hoben.
Die Gäste lösten sich aus ihrer Erstarrung und blickten sie verstohlen an. Als die Musik endete, vollzog Rudger eine formvolle n dete Verbeugung. Gemeinsam verließen sie die Tanzfläche und gingen zum Brautpaar. Im Vorbeigehen griff er nach seinem abg e legten Hochzeit s präsent. Hinter vorgehaltener Hand tuschelten die Leute, ohne zu wissen, dass er jedes Wort hören konnte, wenn er wollte. Erleichtert stellte Leyla fest, dass sich Rudger aus dem Gerede nichts machte. Einige Frauen wagten einen direkten Blick auf den geheimnisvollen Vampir, und Leyla sah in ihren Augen Bewunderung, mitu n ter auch Begierde.
„Sie sehen zauberhaft aus“, begrüßte er Evelyn, die sich bedankte und leicht errötete.
Christoph ergriff Rudgers Hand mit einem unsicheren Zögern und nahm lächelnd die Glüc k wünsche entgegen.
„Wie ich hörte, führt Sie Ihre Hochzeitsreise nach Schottland?“, e r kundigte sich Rudger, und zog einen schweren Schlüsselbund aus der Jackentasche.
Mit einem fragenden Blick ergriff Christoph die gusseise r nen Schlüssel und wiegte sie in der Hand.
„Für den Fall, dass Sie die Ostküste erreichen und Dunrobin Castle besichtigen möc h ten.“ Rudger deutete mit einem Nicken auf den Schlüsselbund. „Ich ließ im 17. Jahrhu n dert zwei neue Gebäudeflügel anbauen, von dem ich einen privat bewohne, wenn ich vor Ort bin.“
„Sagten Sie 17. Jahrhundert?“ Christoph betrachtete irritiert die antiken Schlüssel. Offenbar hatte Evelyn versäumt, ihm zu erzä h len, wie alt Rudger war.
„Das sagte ich. Fühlen Sie sich dort wie zu Hause. Sie können verweilen, solange Sie möchten. Es gibt genügend Platz, und das Personal der Countess of Sutherland wird sich um Ihr Wohle r gehen kümmern. Als alter Freund der Familie sind meine Gäste dort immer willkommen. Ich habe die Countess schon benachrichtigt.“
Christoph nickte. „Leyla erzählte, dass Sie erfolgreich mit Antiquitäten handeln. Jetzt verstehe ich, warum Ihre fachliche Ei n schätzung auf dem Gebiet so gefragt ist. Sie haben die meisten antiken Gegenstände schon gesehen, als sie noch neu waren. Ein wahrer Zei t zeuge.“
„Das kann man in der Tat so sagen.“
Neben der Leitung des Roten Palais tätigte Rudger von dort aus seinen Handel mit Ant i quitäten über ein Internet Auktionshaus. Tatsächlich verfügte er über exklusive Erfahru n gen in einer ganzen Reihe an Epochen. Daher bot sich diese Tätigkeit nahezu an, und die technische Errungenschaft des weltweiten Netzwerkes, ermöglichte dem
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