Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
ab. Sie beugte sich vor, um über seine Schulter zu bl i cken. Dabei stützte sie sich mit der Hand an seiner Brust ab, mit der sie ihn kurz zuvor noch auf Abstand halten wollte. Schmu n zelnd folgte er ihrem Blick.
„Seht Euch das an, mein Hofstaat eilt zu meiner Rettung herbei. Wenn es nach denen gegangen wäre, hätte mein wertvolles Pferd einen Sch a den erlitten.“
„Ihr hättet einen Schaden erlitten.“
Ihr Blick schnellte zu ihm zurück, mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen. Ihre dichten Wimpern senkten sich leicht, als sie ihn muste r te.
„Helft mir auf!“
Die ersten Höflinge näherten sich mit entsetzten Gesichtern. Einer von ihnen sprang behände von seinem Pferd. Im Vorbeila u fen warf er Rudger einen verächtlichen Blick zu. Katharina ertei l te ein paar rasche Anweisungen. Sofort schwärmten die Männer aus, um sich um ihr Pferd zu kümmern. Das stand inzwischen grasend in Sichtweite. Sobald die Heerschar an Damen eintraf, bild e te sich ein geschäftiger Tumult um K a tharina.
„Ich erwarte Euch morgen Abend in meinen Privatgemächern“, raunte sie ihm zu, bevor sie sich in die Obhut ihrer Zofen begab.
Wie ein Lauffeuer zog am darauffolgenden Abend das Gerede über die vorangegangenen Ereignisse durch den Palast. Das kaiserl i che Pferd habe der Hafer gestochen, was bedeut e te, es wurde absichtlich mit zu viel Hafer gefüttert. Das hatte unweigerlich zur Folge, dass das Tier früher oder später durchgehen würde. Schon auf seinem Weg an den Stallungen vorbei, erfuhr Rudger, dass der verantwortliche Stallknecht am Vormittag einer Befragung unterzogen worden war. Unter glühenden Zangen hatte der Unglückl i che schnell den Namen seines Auftraggebers gestanden. Daraufhin wurde er öffentlich hingerichtet. Der e i gentliche Täter, ein Graf des russischen Landadels und verschmähter Liebhaber der Z a rin, wurde auf seine Ländereien verbannt. Eine am Hof übliche Strafe für Adlige, die gleichermaßen dem gesellschaftlichen Untergang gleichkam. Rudger begegnete man mit bewundernden wie mis s trauischen Blicken. Eine Zofe führte ihn über die weitläufigen Gänge zu den kaiserlichen Gemächern, wobei sie ängstlich da r auf achtete, einen möglichst großen Abstand zu ihm zu halten. Gedämpfte Musik drang durch die geschlossene Tür, vor der die Zofe haltmachte. Sie ließ ihn ein, um kurz darauf sichtlich erleichtert davonzue i len.
Die Pracht in den kaiserlichen Räumen übertraf alles andere im P a last. Ein Himmelbett nahm den größten Teil des Raumes ein. Bücher waren auf verschiedenen Beistelltischen verteilt. Die Zarin saß an einem zierl i chen Spinett und spielte gekonnt die Melodie eines deutschen Marsches. Schwere, schwarze Locken fielen auf ihrem Rücken über den au f wendig bestickten Hausmantel, bis hinunter auf die Sitzbank. Sie trug keine Kr i noline unter ihrem cremefarbenen Nachtgewand. Während er den Klängen lauschte, betrachtete er ihr Profil. Dabei überkam ihn die A h nung, dass sie genau das beabsichtigte. Sie sah aus, als sei sie soeben dem Porträt ihrer Krönungsfeier entstiegen, das über dem Spinett die Wand zie r te. Als sie ihr Spiel beendet hatte, erhob sie sich und wandte sich ihm zu. Trotz ihres verhaltenen Gesichtsausdrucks war ihre Schönheit überwältigend. Im gebührenden A b stand verneigte er sich vor ihr.
„Eure Hoheit. Ihr beherrscht das Instrument mit äußerster Virtuos i tät.“
„Ich beherrsche jedes Instrument, das meine Leidenschaft zu erwecken vermag.“ Sie warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu. „Lassen wir die Förmlichkeiten. Richtet Euch auf und nehmt ein Glas Wein.“
Wie geheißen griff er nach einem gefüllten, goldenen Kelch. Wä h rend er trank, musterte sie ihn von oben bis unten.
„Ich frage mich, warum Ihr mir bisher nicht aufgefallen seid.“
Er lächelte. „Erlaubt mir, mich nach Eurem Befinden zu erkundigen. Immerhin wurde ein A n schlag auf Euch verübt.“
Sie hob die Augenbrauen und vollzog eine wegwerfende Handbewegung. „Sergej Gab u lov wollte mich nicht töten. Er hat das Ganze inszeniert, um mich zu retten, und damit meine Aufmerksamkeit zu erlangen.“ Mit raschelnden Röcken umrundete sie ihn, als befände sie sich bei einer Fleischbeschauung. Ihre prüfenden Blicke im Rücken spürend, schmunzelte er, als sie for t fuhr. „Doch wie es aussieht, ist ihm jemand zuvorgekommen.“ Sie hatte ihre Wanderung beendet und war vor ihm stehen gebli e ben. „Jemand, von dem meine Berater nicht
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