Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
die da r gereichten Autogrammkarten zurück. Einige von ihnen senkten sogar demütig den Kopf und traten beiseite. Mit geübter Eleganz schritt er durch die Schneise, die sie für ihn bildeten. Seine Augen waren unmittelbar auf ihre gerichtet, als würde er sie in sein Be u teschema einordnen. Nachdem Rudger nach Belgien gefahren war, hatte sie beschlossen, sich Bragis Umfeld etwas näher anzus e hen. Rudger in der Nähe zu wissen, wäre zweifelsohne beruhigender gewesen. Zumal der Rockstar eine unte r schwellige Gefahr ausstrahlte, die ihre Nervenenden erzittern ließen und sie in Alarmbereitschaft versetzten. Anderseits war sie es gewohnt, bei E r mittlungen auf sich selbst g e stellt zu sein. Bragis Blick schoss über den Gang und haftete sich mit einem wissenden Ausdruck auf Leyla. Sein Haar schimmerte unter der Deckenbeleuchtung pechschwarz wie das Gefieder einer Krähe. Dunkelbraune Augen in dem ebenmäßigen Gesicht bildeten einen scharfen Kontrast zu seinem bleichen Teint. Keine einzige Hautunebenheit war zu e r kennen. Seine Hand streckte sich ihr zum Gruß entgegen und wirkte wie gemeißelt. Schwarz lackierte Finge r nägel unterbrachen die Blässe.
„Leyla Barth, die Walakuzjæ, es ist mir eine Ehre.“
Seine Sprechstimme war ebenso tief wie sein Gesang und passte nicht zu seiner jugendl i chen Ausstrahlung. Sie ergriff seine Hand und erwiderte den festen Händedruck. Eine leichte Gänsehaut überzog ihren Rücken und ließ seine erotische Wirkung auf Frauen erahnen. Aus der Nähe betrachtet wirkte seine gerade Nase einen Hauch zu lang. Die geschwungenen Lippen mochten zu Lebze i ten rosig gewesen sein.
„Schön, Sie kennenzulernen. Es trifft sich gut, dass wir uns hier tre f fen, denn ich hätte Ihnen gern ein paar Fragen gestellt.“
„Ich stehe Ihnen selbstverständlich zur Verfügung Ma’am. Womit fa n gen wir an?“
„Vielleicht damit, dass Sie zunächst mal meine Hand loslassen.“
„Verzeihen Sie, dabei ist es gar nicht meine Art, Leute zu berü h ren.“
Ein jungenhaftes Lächeln erschien auf seinem Gesicht und strafte seine Worte Lügen. Hinter ihm erklang das verhaltene Jauc h zen einiger junger Mädchen.
„In Rudgers Büro können wir uns ungestört unterha l ten“, schlug sie vor.
Bragi nickte und folgte Leyla. Hinter ihnen kreischten seine Fans.
Das Büro befand sich auf derselben Ebene wie das Rote Palais und war ein umfunktionierter Kinosaal. Die Etage des Vampirbereichs war mit denselben Räumlichkeiten ausgestattet, wie die beiden unteren Kinoeb e nen des Aurodom. Bisher hatte sie nur im Vorbeigehen einen Blick dort hineingeworfen. Bevor ihre Hand die Türklinke erreichte, griff Bragi an ihr vorbei und öffnete die schwere Eichentür. Mit einer galanten Ve r beugung ließ er ihr den Vortritt.
„Der Meistervampir ist sich Ihrer sehr sicher. Er lässt Sie mit mir a l lein.“ Bragi sprach, ohne sich zu ihr umzudrehen.
„Ich kann auf mich aufpassen“, entgegnete Leyla abwesend und blickte sich im Raum um.
Sie kannte Rudgers Penthouse mit seinen wundervollen Antiquitäten. Doch die Einric h tung seines Büros war umwerfend. Die erlesene Einrichtung und die mit Mahagoni getäfelten Wände ließen den fenste r losen Raum wie aus einer anderen Zeit wirken. Zahlreiche Bücherregale waren als Raumteiler aufgestellt und verloren sich in der Dunkelheit des wei t räumigen Saals. Einige Bücher mit ledernem, altmodischem Einband, lagen auf dem mass i ven Schreibtisch gestapelt. Ihre Rücken völlig staubfrei. Leyla konnte nicht alle Titel entziffern, da es sich um mehrere Sprachen handelte. Viele wiesen fremdartige Symbole auf und wirkten wie Za u berbücher. In einer schwach beleuchteten Ecke stand eine lederne Sitzkombination vor einem überdimensionalen, reich ve r zierten Kamin. Wenn sie sich richtig eri n nerte, war es die Stelle, an denen sich in den Sälen die Leinwände befanden. Der Raum strahlte trotz seiner Gr ö ße Behaglichkeit und Wärme aus.
Wie ein Platzhirsch im neuen Revier hatte Bragi sich auf Rudgers Sessel hinter dem Schreibtisch niedergelassen. Seine Ellenbogen angewinkelt, faltete er seine Hände wie zum Gebet. Die langen Zeigefinger lagen aneinander und tippten gegen sein Kinn. Leyla b e merkte seine weiblich anmutenden Wimpern, als sie sich auf den gegenüberliegenden Platz setzte.
„Die Polizei untersucht den Mordfall an zwei jungen Mädchen. Der Zustand der Leichen lässt auf ein eher bizarres Motiv schli e ßen, nicht zuletzt aufgrund der
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