Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
Seine A u gen blitzten gefährlich auf.
„Wie man hört, haben die Jäger in den USA alle Hände voll zu tun.“
„Das kann man wohl sagen. Es gibt so viele, dass sie aufpassen müssen, sich nicht g e genseitig abzuknallen“, sagte er mit einem bo s haften Grinsen.
Dass er von Amerika als Neue Welt sprach, ließ darauf schließen, dass er sich dort lange Zeit aufgehalten hatte. In den Vereini g ten Staaten von Amerika war der Vampirismus seit Jahren legalisiert, und wie nahezu jeder Trend, schwappte auch dieser über den großen Teich. Abgesehen von den Niederlanden, hinkte Europa allerdings ein wenig hinterher. Oder man lernte aus den Gefahren von u n durchdachten und übereilten Entscheidungen. An und für sich waren Vampire eher Rückkehrer, wenn sie in die alte Welt kamen. Den Mythos Vampir hatten die ersten Siedler damals unfreiwillig im Schlepptau, wie die Se u chen, denen die Ureinwohner Amerikas erlagen. Obwohl Vampire dort per Gesetz legale Bürger waren, stellte sich die Verfassungsänderung als kompliziertes Verfa h ren heraus.
Zur Zeit des Verfassungskonvents war abzusehen, dass sich für das Land früher oder später unvorhersehbare Umstände ergeben könnten. Welche Gründe auch immer die Vampire dazu bewogen haben, aus dem Verborgenen herauszutreten, war nach wie vor ungeklärt. Doch sie waren präsent und boten einen dieser Umstände. Aufgrund der Una n tastbarkeit des Menschenrechts sah man bislang keine Möglichkeit, die Existenz der Vampire verfa s sungsrechtlich zu verankern. Wegen der widersprüchlichen Umstände, dass sich Bundesgesetze der Verfassung zu unterwerfen haben, wurde ein rechtlicher Nährboden für Selbstjustiz geschaffen. Vampirjäger war kein anerkannter Beruf und jeder konnte sich so nennen. Dazu reichte meist der Besitz einer Waffe. In Deutsc h land ein bislang undenkbares Szenario, weil Selbstjustiz g e ahndet wurde.
Leyla verstand sich nicht als Jägerin, weil sie sich als Privatdetekt i vin auch für die Belange von Vampiren einsetzte, und weil sie sie nicht grundsätzlich hasste. Allerdings zeigte sich die untote Klientel eher zurückhaltend, sodass der Großteil ihrer Auftraggeber aus Menschen bestand. Den Beinamen Totenwächterin, hatte sie den Vampiren zu verdanken. Eine verständliche Reaktion, geb o ren aus der vermeintlich unbedeutenden Bereitschaft einer Menschenfrau, sich für die Bela n ge der wesentlich mächtigeren Spezies einzusetzen.
Schwungvoll erhob sich Bragi und stand im nächsten Moment schon neben ihrem Stuhl, als wolle er ihr seine Macht demonstri e ren. Er hielt inne und schien es zu genießen, auf sie herabz u sehen.
„Es tut mir leid, wenn ich unsere nette Unterhaltung an dieser Stelle unterbrechen muss.“
Ungerührt blickte sie zu ihm auf und sah ihm direkt in die Augen. Für den Bruchteil e i ner Sekunde zeigte er sich überrascht, dass sie dem Blick eines Vampirs standhalten konnte, und nicht in seinen Bann geriet, w o durch er ihre Gedanken manipulieren könnte.
„Meine Fans erwarten mich.“ Sein Gesicht verzog keine Miene, nur ein Mundwinkel zuckte leicht.
„Als ob Sie sich für Ihre Fans interessieren.“
Leyla stand auf und lehnte sich gegen den Schreibtisch. Er hatte die Tür schon zum Gehen g e öffnet und drehte sich zu ihr um.
„Oh, das tue ich, und zwar mehr als Sie sich vorstellen können.“ Sein Blick war stechend, seine Stimme kalt.
Mit einer fächelnden Handbewegung vollzog er eine übertriebene Ve r beugung. Dabei flossen glänzende Haarsträhnen über seine Schultern. Ein schwarzer Engel verpackt in verlockendem Glitzerpapier. Kurz darauf fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Seine Boshaftigkeit blieb in dicken Schwaden im Raum hängen. Leyla schauderte, als könne sie die Reste von Bragis Präsenz a b schütteln.
*
Aufgebracht kehrte Bragi zurück in den Pulk kreischender Fans, die sich vor dem Aur o dom auf dem Bahnhofsplatz versammelt hatten. Hartnäckiges Volk von jungen Mädchen in Frauenkörpern. Kein Vergleich zu der Frau, die es soeben fertiggebracht hatte, ihn zu provozieren. Die Mischung aus Wut und Anerkennung für die T o tenwächterin ließ sich nur schwer unterdrücken. Fast wäre er der Versuchung erl e gen, sie an ihrem goldgelockten Haar zu packen und auf den Schreibtisch zu werfen. Zu gern hätte er ihren messerscharfen Verstand zu Brei gevögelt. Doch sie war die Gefährtin des Meisterva m pirs, und sich mit Rudger anzulegen, wollte er nicht riskieren. Er fühlte sich wie aufgeladen,
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