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Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Titel: Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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seine Unterlippe, als würde er an ein süßes Dessert denken. Er blickte sie hinter halb geöffn e ten Lidern an.
    „Was geschieht mit den Mädchen aus ihrer spontan zusammengestellten Band nach e i nem Auftritt?“
    „Manche gehen von allein, andere bleiben …“
    Zornig unterdrückte sie den Ekel, gegen den sie schon die ganze Zeit ankämpfte. Sein überhe b liches Verhalten ließ ihn dermaßen narzisstisch erscheinen, dass bittere Säure ihren Hals hinaufstieg, wenn sie sich vo r stellte, dass er sich wahllos an hörigen Mädchen nährte.
    „Woher nehmen Sie sich das Recht, über das Schicksal von Me n schen zu entscheiden?“
    „Haben Sie schon mal von Darwinismus gehört? Der Stärkere siegt. Ich wähle diejenigen, die ohnehin kein Leben haben. Sie en t scheiden sich selbst, zu mir zu kommen. Ihre Seelen sind g e brochen, meist von ihren eigenen Familien. Sie laufen von zu Hause weg und ni e mand vermisst sie. Ich gebe ihnen die Gelegenheit Helden zu sein, auch wenn es nur für eine Nacht ist.“
    „Wir leben im 21. Jahrhundert, Bragi, da kommt es schon mal vor, dass der Klügere dem Stä r keren überlegen ist.“
    Er grinste und lehnte sich weiter vor, indem er seine Ellenbogen auf die Tischplatte stützte. Dabei rutschte sein Hemdkragen ein wenig zur Seite und entblößte ein dunkles Mal mit ungewöhnlicher Struktur. Sie fixierte die Stelle und erkannte die Ähnlichkeit zu den Tät o wierungen an den Hälsen der toten Mädchen.
    „Nettes Tattoo.“
    Ruckartig fuhr seine Hand hoch und strich über das Mal. „Das ist kein Tattoo, sondern ein Nävus. Ist Ihr perfekter Körper etwa nicht von Malen geziert?“
    Anscheinend waren Leberflecke nach seiner Auffassung Körperschmuck. Das war Geschmack s sache. Ihre eigenen Muttermale nahm sie gelassen. Bei ihrer hellen Haut war daran auch nichts Ungewöh n liches. Genauer betrachtet wies sein Mal tatsächlich die Form von drei aufeinander zula u fenden Spiralen auf. Während seines ersten Konzerts hatte sie es nur aus der Ferne sehen können, wodurch sie den eher verwischten Eindruck eines Dreiecks wahrgenommen hatte. Allerdings waren die Ränder unregelmäßig, ve r narbtem Gewebe gleich. Eine Tätowierung wäre sauberer gestochen, wodurch das Gebilde deutlicher zu erkennen gew e sen wäre.
    „Doch habe ich, aber nur nichtssagende Punkte und keine Symb o le.“
    Mit geschürzten Lippen blickte er anzüglich an ihr herab. „Vielleicht haben Sie nur nicht genau hingesehen. Ich könnte Ihnen dabei behilflich sein.“
    „Danke, nicht nötig.“ Sie lehnte sich ein Stück in ihrem Stuhl zurück, um den Abstand zw i schen ihnen zu erhöhen.
    Wenn er sich noch so kaltschnäuzig gab, konnte er damit nicht seine geheimnisvolle Aura ve r bergen. Spürbar umgab sie ihn wie ein Mantel aus flirrender Energie. Es erinnerte an dieses gewisse Etwas, dass Menschen charismatisch wirken ließen , nur dass in seinem Fall etwas Dunkles mitschwang. Auf seine mitunter sensitiven Fans dürfte das einen nachhalt i gen Eindruck hinterlassen. So manche romantische Vorstellungen von blutjungen Mädchen konnten mitunter absonderliche Züge anne h men. Außerdem hatte jedes noch so behütete Geheimnis irgendwo eine Schwachstelle. Vielleicht ging diese sogar von Bragi selbst aus. Ein unbedachtes Wort im Vertrauen zu einer Geliebten oder pure Mutmaßung einer fanat i schen Verehrerin, die sich als wahr erwiesen hatte. Diese Mädchen im Park hatten möglicherweise Wind davon bekommen, etwas aufgefangen, das sie sich nicht erkl ä ren konnten. Sein Nävus hatte dieselbe Form wie die Tätowierungen der Mä d chen und erhärtete den Verdacht, dass er zumindest in den Augen der beiden ein anbetungswürdiges Idol war. Mit der Anrufung spiritueller Mächte versprachen sie sich ve r mutlich, ihrem Idol näher zu kommen. Nun waren sie tot. Sie waren nicht die Ersten, die mithilfe von Ritualen oder Seancen erhofften, Einfluss auf die Zukunft oder eine unerfüllte Verliebtheit nehmen zu kö n nen. Allerdings war der tödliche Ausgang in diesem Fall eine Ausnahme.
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Was führte Sie nach Deutschland?“
    „Ich bin Künstler und auf der ganzen Welt zu Hause. Ich habe Eng a gements hier, weil meine Manager es für nötig hielten, mich auch in Europa bekannt zu machen. Meine Heimat ist alle r dings die Neue Welt. Sie hat was, finde ich.“
    „Oder sind Sie auf der Flucht.“
    „Vor was sollte ich fliehen? Etwa vor den Vampirjägern drüben? Lächerlich.“

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