Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
vergittertes Fenster, das weit oben in der Mauer lag. Die Gitterstäbe sahen rostig aus. Bisher hatte sie das Glück nicht im Stich gelassen, einen Versuch war es wert die Dinger irgendwie aufzustemmen, doch dazu musste sie erst mal da hoc h kommen. Der einzige Gegenstand, auf den sie sich hätte stellen können, war der Metal l tisch. Doch der war fest im Boden verankert.
„Marie, wie sieht es aus, traust du dir zu, mir Kletterhilfe zu geben, damit ich an das Fenster rankomme?“
Marie nickte und kam rüber zu ihr. Es war ihr anzusehen, dass sie Mühe hatte, ihren Blick von der Frau zu lösen. Als sie sich u n ter dem Fenster gegen die Wand gelehnt hatte und ihre ineina n der verschränkten Hände als Trittfläche anbot, wechselten sie kurz einen Blick. Sie nickten einander zu. Auf Maries Schulter g e stützt, konnte sie hinaufklettern. Oben angekommen rüttelte sie mit aller Kraft an dem rostigen Gitte r fenster.
Nach mehreren Versuchen hielt Leyla atemlos inne. „Verdammt, ich krieg das Ding nicht auf.“
Sie sprang zurück auf den Boden. Gerade beschloss sie, dass der einzige Ausweg der war, über den sie hergeko m men waren, als ein lautes Krachen hinter ihr ertönte. Sie fuhr herum und sah, wie das Gitter nach außen weggerissen wurde. Schnell schützte sie mit dem Arm ihr Gesicht vor herunterfallenden Trümmern. Oben vor dem nun gitterlosen Fenster e r schien Rudgers besorgtes Gesicht. Ihr Herz machte vor Erleichterung einen Satz.
„Gott sei Dank“, stieß sie hervor.
Für Sekunden schien die Zeit stillzustehen. Niemand regte sich. Dann besann Leyla sich darauf, dass Rudger nicht ohne Einl a dung ein fremdes Gebäude betreten konnte. Es spielte keine Rolle, wer ihn aufforderte einzutreten, solange es sich um einen Ster b lichen handelte. Als G e schöpfe der Unterweltgöttin Hel war Vampiren der Zugang zu Asgard von den Göttern verwehrt. Odins Reaktion auf Hels Zorn warf seinen Schatten bis zur Menschenwelt Midgard, sodass die Vampire nicht die Behausungen der Ster b lichen betreten konnten. Damit gewährten sie ihren Schutzbefohlenen ein gewisses Maß an Siche r heit.
„Komm bitte herein, Rudger.“
Eine Floskel, die alberner klang, als sie es war, und gleichzeitig au s drückte, was Leyla sich im Moment am sehnlichsten wünschte. Rudger quetschte seinen großen Körper durch das viel zu enge Fenste r loch. Seine Füße hatten nicht ganz den Boden berührt, da riss er Leyla in seine Arme und drückte sie an sich.
„Geht es dir gut? Bist du verletzt?“
Ein höllischer Schmerz raste durch ihre verletzte Gesichtshälfte. Die Schwellung musste eingesetzt haben. Fast hätte sie es ve r gessen. Er schien es zu bemerken und hielt sie ein Stück von sich weg.
„Deine Wange. Was ist passiert?“ Er streichelte mit den Fingerspitzen ganz sachte über den Bluterguss, eine kaum spürbare B e wegung.
„Das ist nichts. Es wird schon.“
„Ja, grün und blau wird es.“
„Mir geht es gut. Wir müssen uns um sie kümmern.“ Mit dem Kopf deutete sie auf die B e wusstlose. „Und um die anderen hier im Gebäude.“
Rudger blickte sie fragend an, zog seinen Mantel aus und schlang ihn um Leylas Schu l tern. Wohlige Wärme umfing sie, doch sie widerstand der Verlockung sich erschöpft gegen seine breite Brust zu le h nen. Mit wenigen Worten berichtete sie von den Vampiren im Pool, ihrem Kampf mit dem Wärter, wie sie das Gefühl nicht losließ, die starren Körper hätten ihr geholfen, und schließlich von den gefangenen Vampiren. Sein Gesicht verfinsterte sich und seine Augen wurden dunkel vor Zorn. Während er ihr zuhörte, öffn e te er die Knöpfe seines Hemdes, zog es aus und reichte es Marie.
„Zieh es der Frau an und dann wartet hier auf mich.“
Mit diesen Worten ging er entschlossen zur Tür. Leyla folgte ihm und wollte widersprechen, doch er gebot ihr mit einer Han d bew e gung zu schweigen.
„Es ist zu gefährlich“, sagte er heftig. „Diese Vampire sind wahnsinnig vor Hunger. In diesem Stadium herrscht ausschließlich blanker Instinkt. Ich könnte sie nicht davon abha l ten, über dich herzufallen. Außerdem musst du bei Marie bleiben. Wer weiß, wie der wei b liche Vampir reagiert, falls sie erwachen sollte.“
Widerstrebend nickte Leyla und musste ihm zustimmen. Kräftige Muskeln zeichneten sich u n ter seiner straffen Haut ab, als er den Riegel zur Seite schob. Die Tatsache, dass er unbewaf f net war, erweckte nicht den Eindruck von Schutzlosigkeit. Mit einer Hand packte er die
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