Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
Bese s senheit.“
Wie erwartet blickte Marie sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Ein normales Verhalten, wenn man mit exotischen The o rien au f fuhr. Diesen Gesichtsausdruck kannte sie zu gut aus der Zeit, als die Existenz von Vampiren noch nicht so publik war. Sie erlebte auch heute noch oft genug verdutzte Menschen, zu denen es noch nicht durchgedrungen war, dass Vampire ihren Alltag besiedelten.
Falls es tatsächlich wahr war, dass Bragi von einem Gott besessen war, konnte sie die Möglichkeit nicht ausschließen, dass es sich mit Sandra ähnlich verhielt. Sandra hatte b e hauptet, eine Göttin zu sein.
„Du glaubst, dass Sandra von einem Geist heimgesucht wurde?“
„Es muss nicht unbedingt ein Geistwesen sein.“ Sie stockte, als sie bemerkte, wie seltsam Marie ihre Worte vorkommen mussten. „Es tut mir leid, vergiss es.“
Auf einmal war es ihr zu viel, jemanden überzeugen zu müssen. Vielleicht sollten sie wirklich einfach auf Rudger warten. Sie ließ sich in seinen Schreibtischsessel fallen und rieb sich mit einer Hand über die Augen. Beiläufig gab sie ein paar Wörter in die Suc h maschine im Inte r net ein.
Marie hatte sich einen Stuhl herangezogen. „Nein, ist schon gut. Man sollte nicht die A u gen verschließen, nur weil einem etwas unvorstellbar erscheint. Solange wir hier festsi t zen, können wir das Netz und die Bücher durchforsten. Ich habe sogar schon einiges über ni e dere Geister gelesen, die von Menschen Besitz nehmen können. Manchmal sprechen Besessene fließend tote Sprachen wie Latein oder Aramäisch.“ Sie schü t telte den Kopf, bevor sie weitersprach. „Mir blieben die ganze Zeit Zweifel. Es fällt mir leichter an ein besonders schlimmes Krankheitsbild zu glauben … ich meine … Leyla, ich glaube sie stirbt.“
„Oh Marie, wir werden unser Bestes tun, um das zu verhindern.“
Tröstend legte sie ihre Hand auf Maries Schulter und wünschte sich auf einmal sehnlichst den Abend herbei. Wenn jemand eine Lösung fand, dann Rudger. Sie hatte keine Ahnung, warum sie sich da so sicher war. Marie putzte sich die Nase und blickte dann entschlossen.
„Müssen wir nicht so was wie einen Exorzisten rufen? Wir können wohl kaum einen Priester ins Rote Palais bringen.“
Es gab diese Art verzweifeltes Lachen, das aus Angst oder Hoffnungslosigkeit resultierte. Meistens waren überspannte Nerven dafür zuständig. Doch immer erntete man verwunderte Blicke. Mit di e sem wurden sie nun von Jarno bedacht.
„Nein, wohl kaum. In diesem Fall müssten wir sie zu einem Exo r zisten bringen, und den findet man nicht um die Ecke“, erklärte Leyla.
Genau genommen wurde noch heute die ordentliche Obli e genheit der Seelsorge, nämlich die Austreibung niederer Geister aus besessenen Menschen, in der alten Florenzer Kirche Santa Maria del Carmine getätigt. Ebenso fand man Hinweise auf die verschi e densten Ausartungen an Däm o nenglauben in fast allen anderen Religionen.
Als Leyla beschlossen hatte, Privatdetektivin für paranormale Fälle zu werden, hatte sie sich eingehend mit dem Thema Animi s mus, dem Glauben an die Beseeltheit der Natur, beschäftigt. Allerdings ließ sich damit nur ein Teil der von Parapsychologen d o kumentierten Ereignisse erklären. Alles war ausschließlich spirituell zu verstehen, und ansche i nend befand sie sich inmitten ihrer ersten Erfahrung auf einem Gebiet, welches sie ebenfalls bi s lang mehr zweifeln als glauben ließ. Sandras Zustand und Rudgers Andeutungen über Götter, die unabhängig von physischer Gebundenheit waren, ließen auf eine Existenz von Geistwesen schli e ßen.
Ihre eigene hochsensitive Fähigkeit, die ihr auch ermöglichte, die Nähe von Vampiren zu spüren, stand bislang ihrer Objektivität im Wege. Sie hatte im Grunde von Anfang an gespürt, dass hinter Sandras Zustand etwas anderes steckte, als eine psychische E r krankung. Sie musste nur lernen hinzusehen, um zu erkennen, dass eine vermeintlich okkulte Tä u schung durchaus der Realität entsprechen konnte.
„Sandra hat sich in der letzten Zeit mit Schwarzer Magie beschäftigt. Sie und ihre Freundinnen waren Fans von Bragi, diesem Roc k star“, sagte Marie.
Überraschend kam das nicht. Sandra trug ebenfalls ein fremdartiges Mal, allerdings nicht an derselben Stelle wie die beiden T o ten. Welche Bedeutung es auch immer haben mochte, die Mädchen hatten Umgang miteina n der.
„Manchmal bilden sich um solche Idole fanatische Kulte, über die schon manch ein
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