Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
Wandbehängen das bloße, kalte Mauerwerk befand. Dies mussten die verlassenen Gemächer von Fjod o ra sein.
Rudger legte die Frau auf ein überdimensionales Bett, auf dem sich bequem fünf Leute hätten ausstrecken können, und das übe r sät war mit purpurroten Samtkissen. Es fehlten nur noch plüschige Quasten, an denen man zog, damit eine Schar livrierter Diener hereinstolzierte. Erstau n lich, was sich unter der Stadt alles abspielte.
„Dort hinten findest du etwas Trockenes zum Anziehen.“
Seine Stimme drang nur langsam in ihr Bewusstsein. Sie hatte fast vergessen, dass sie immer noch in ihren nassen Sachen steckte. Der Marsch durch das Gewölbe hatte sie ins Schwitzen gebracht, und das ständige Zittern hatte sie auf die Aufregung geschoben. Jetzt, wo er sie darauf hingewiesen hatte, bemerkte sie, dass sie tatsächlich erbärmlich fror. Es war fraglich, ob sie in der Garderobe einer exzentrischen Diva etwas Pa s sendes finden würde. Doch hinter dem Paravent befand sich kein Kleiderschrank mit ein paar vergess e nen Roben, sondern ein Ankleidezimmer von der Größe einer Zweizimmerwohnung. Bei ihrem Eintreten wurde der Raum über einen Bewegungsmelder beleuchtet. Helle Schranktüren säumten die Wände, sogar eine kleine Sit z gruppe befand sich dort. Nach der fünften Schranktür verlor Leyla die Geduld. Offe n bar waren die Kleidungsstücke nach Themen unterteilt. Für jeden Anlass einen Schrank. Einer mit Aben d kleidern, einer mit Negligés und einer mit Lack- und Leder, für gediegene Folterabende. Endlich fand sie den Schrank für unauffä l lige Alltagskleidung. Die neue Bewohnerin dieser Residenz würde vermutlich ihre Freude an der Vielfalt haben. Leyla reichten ein paar Jeans und ein Pullover. Wenig s tens schienen die Sachen nagelneu zu sein.
Zurück im Saal blieb sie wie angewurzelt vor dem Bett stehen und starrte auf den Anblick, den Rudger und die Vampirin ihr b o ten. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass es sich bei dem rettenden Bluttausch nicht um eine klinische Mund-zu-Mund-Beatmung der vampirischen Art handelte. Ein langes, weißes Bein schlängelte sich um Ru d gers Hüften. Ihr Hemd war hochgerutscht und entblößte einen festen Po. Einen Arm hatte sie um Rudgers Nacken gelegt, ihre Lippen saugten an seiner Brust. Anscheinend ha t ten schon wenige Schlucke seines Blutes genügt, um der Dame neue Kräfte zu verleihen. Ihr g e schmeidiger Körper presste sich an ihn. Schmutzig blondes Haar ergoss sich über die Samtkissen. Kle i ne, zufriedene Seufzer mischten sich unter das schmatzende Geräusch, wä h rend sie gierig von ihm trank.
Leylas Arme hingen bleischwer an ihren Seiten und ihre Fingerspitzen wurden taub. Gleichzeitig fing es in ihren Ohren an zu rauschen. Rudgers Kopf war nach hinten gelehnt. Er hatte die Augen geschlo s sen. Sein Arm lag locker über der Taille der Frau, die Hand ruhte schlaff auf der Bettdecke.
Eifersucht.
Wie eine eiskalte Welle rauschte sie über Leyla. Nur mühsam gelang es ihr, sich dagegen zu stemmen. Mit aller Macht ve r suchte sie, diese Tür in ihrem Innern zu schließen. Sie ignorierte das Zittern, das nun nicht mehr von der Kälte kam, und versuchte, was sie sah, auch als solches anz u nehmen. Er rettete dieser Frau das Leben, sonst nichts.
Na klar.
Übelkeit stieg auf, als sich eine eiserne Faust um ihre Eingeweide legte. Rudger öffnete die Augen und sah sie an. Sie musste ein paar Mal blinzeln, um durch den roten Vorhang der Wut seinem Blick begegnen zu können. Seine Augen waren blutunterla u fen und glasig. Seine Hand auf der Bettdecke regte sich langsam, als wolle er sie zu sich winken. Es musste der Rausch sein, oder eine Art Delirium.
Nebel zogen durch Leylas Kopf und Gewichte hingen an ihren Gliedern, hinderten sie daran, dem verzweifelten Drang nachz u geben, fluchtartig den Saal zu verlassen. Sie schloss die Augen, um dem Orkan in ihr Herr zu werden. Mit tiefen Atemzügen ve r setzte sie sich in den meditativen Zustand, der ihr schon über so manche emotionale Krise hinweggeho l fen hatte. Irgendwas sollte sie sagen oder tun, aber ihr fiel beim besten Willen nichts ein. Es war wie in diesen Albträumen, in denen man einer Situation hil f los ausgeliefert ist, die jede Körperfunktion außer Kraft setzten. Träume hatten jedoch die schützende Eigenart, den Schlafe n den erwachen zu lassen, wenn sie unerträglich wurden. Im wahren Leben musste man sich selbst um eine Fluchtmöglichkeit kü m mern.
Fast ruckartig setzte sich ihre
Weitere Kostenlose Bücher