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Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Titel: Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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Gänsehaut. Jarno schlief mit ausgestreckten Beinen auf einem Sessel. Seine Hand ruhte schützend auf Sandras dunklem Schopf. Maries zierl i che Gestalt versank fast in dem opulenten Sofa. Ihr Kopf lehnte auf der Hüfte ihrer Schwester. Ihre Hand lag auf Sandras Bauch, als wolle sie wie Jarno mit ihren bloßen Berührungen das Mädchen auf der Seite des Lebens halten. Leyla konnte im Halbdunkel nicht die Gesichter der drei erke n nen, dennoch war eine gewisse Geborgenheit spürbar. Wären da nicht Sandras unheimlich quälende Atemzüge. Sie schaltete die antike Stehlampe neben dem Sofa an.
    Sie erschrak. Sandras Augen waren weit aufgerissen und starrten ins Nichts. Ihr Gesicht war voller blutiger Risse, an manchen Stellen hatte sich die Haut abgelöst, als wäre sie völlig ausg e trocknet. Ihre aufgeplatzten Lippen hatte sie leicht geöffnet. Ihre Brust hob und senkte sich schwerfällig, unter krampfhaften A temzügen.
    „Das ist bestimmt ein gutes Zeichen“, flüsterte Marie. Das Licht musste sie geweckt h a ben. Sie richtete sich halb auf und deutete auf die Augen ihrer Schwester. „Bis vorhin konnte man nur das Weiße ihrer Augen sehen und das Stöhnen hat auch aufgehört.“
    Jarno erwachte ebenfalls. Er unterdrückte ein Gähnen. Die beiden sahen so erschöpft aus wie Leyla sich fühlte. Maries Augen waren rotg e weint.
    „Gibt es sonst irgendwelche Veränderungen?“, fragte Leyla.
    „Nein, wir haben versucht, ihr Wasser einzuflößen, weil ihre Haut so trocken ist, dass sie reißt.“ Marie strich über den zerschu n denen Arm ihrer Schwester.
    Ein unbehagliches Gefühl sagte Leyla, dass die Wunden nicht die Folge von Flüssigkeitsmangel waren. „Hast du deinen Vater e r reicht?“
    Sie nickte. „Er konnte nicht verstehen, warum ich sie da rausgeholt habe. Für ihn ist das ein angesehenes Haus. Ich hätte ihm am liebsten von dem Gruselkabinett erzählt, doch hielt es für besser, es zu lassen. Er versprach, sobald wie möglich von seiner G e schäftsreise zurückzuke h ren.“
    Hörte sich nicht nach einem treu sorgenden Vater an. Allerdings gehörte es wohl zu den Gepflogenheiten der besseren Gesel l schaft, bei Problemen schlicht die besten Spezialisten zu engagieren und abzuwa r ten, bis die alles in Ordnung brachten. Leyla setzte sich auf die Sofalehne und betrachtete das schlafende Mädchen. Kaum zu glauben, dass jemand mit offenen Augen schlief.
    „Papa meinte, wir sollten sie in ein öffentliches Krankenhaus bri n gen.“
    Es klang wie eine unsichere Frage, und ehe sie etwas darauf erwidern konnte, kam die Antwort von Jarno.
    „Auf keinen Fall. Die würden sie sofort wieder irgendwo einweisen. Rudger hat gesagt, wir so l len auf ihn warten. Ich bin sicher, er wird eine Lösung finden.“ Er griff nach Sandras Hand und legte sie in seinen Schoß.
    „Ich hoffe du hast recht“, sagte Marie. „Wo ist er?“
    Zwei Augenpaare blickten Leyla fragend an. Sie hoffte, ihre Augen würden ihre Gefühle nicht verraten. „Er ist noch … beschä f tigt. Auße r dem ist es Tag. Wir werden bis heute Abend auf uns gestellt sein.“
    Um ihren Blicken auszuweichen, ging sie zurück zum Schreibtisch. Sie sollten die Zeit nutzen, etwas über Sandras Zustand he r auszufinden. Bücher gab es hier genug, doch sie wollte es zunächst im Internet vers u chen. Sie schaltete den Laptop ein.
    „Le y la, alles in Ordnung? Du siehst ziemlich fertig aus“, sagte Marie.
    „Mir geht es gut.“ Sie sprach die Worte aus, ohne den Mut zu spüren, der sich darin widerzuspiegeln schien. Eine Floskel für Momente, die sich nicht dazu eigneten, hysterisch zusammenz u brechen. Es gab Dinge, mit denen man besser allein fertig wurde. Arbeit war immer eine gute Ablenkung, wenn ihr Leben mal wieder aus den Fugen geraten war. Zum Glück beließ es Marie bei einem skeptischen Blick. Sie deutete auf die aufgeschlagenen Bücher.
    „Jarno und ich haben unterdessen in medizinischen Büchern gelesen. Schizophrenie ist ein so unglaublich weit gefächertes G e biet, und da keiner von uns Medizin studiert hat, haben wir nicht viel herausbeko m men.“
    „Hast du mal daran gedacht, dass es sich nicht um Schizophrenie oder sonst eine psych i sche Störung handeln könnte?“
    „So lautete aber doch die Diagnose.“ Marie runzelte die Stirn.
    „Vielleicht wissen es die Ärzte nicht anders“, gab Leyla zu bedenken. „Als die Medizin noch nichts von psychischen Erkranku n gen wusste, hatte man für solche Fälle eine andere Bezeichnung.

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