Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
Meister der Stadt auf den Plan zu rufen. Andererseits war er sicher längst dabei, der Sache auf den Grund zu gehen.
„Leyla, bitte. Sei doch vernünftig.“ Rolf trat neben sie und legte eine Hand auf ihren Arm.
„Sind wir mit Vernunft und Handeln nach Vorschrift jemals weitergekommen? Es hat einen Grund, warum ich Privatdete k tivin geworden bin.“ Sie entzog ihm ihren Arm und ging.
Vor der Tür atmete sie tief durch und blickte über die Schreibtische im Revier. Einige Polizisten wagten einen vorsichtigen Blick in ihre Ric h tung. Sie sah Anerkennung in ihren Augen und schloss daraus, dass die Männer Teile ihres Gesprächs mit dem Chef mitb e kommen hatten. Seit sie von ihrer Verbindung mit Rudger wussten, begegneten sie ihr mit einem gewissen Respekt. Und das nicht nur, weil sie dem strengen Vorgesetzten etwas entgegen zu setzen hatte. Die meisten hatten ihr schon persönlich für ihre Leistungen gedankt. Sie hatte die Stadt von Fjodora, dem Urbösen befreit. Leyla nickte ihnen zu, schaffte es aber nicht, ein Lächeln zustande zu bringen. Mit gestrafften Schultern ging sie durch den Mittelgang auf den Ausgang zu. Im Rücken spürte sie die Blicke der Ko l legen.
Als Leyla sich auf den Weg zu ihrem Büro machte, wurde es bereits dunkel. Manchmal schien die Zeit wie im Flug zu vergehen, besonders wenn man das Gefühl hatte, über keine zu ve r fügen.
Sie zog ihr Handy aus der Jackentasche und kontrollierte es nach Anrufen in Abwese n heit. Sie tippte schnell eine Kurzmitteilung an Marie, in der sie ihr mitteilte, dass sie die Unterstützung der Soldaten benötigte. Im Slalom schlängelte sie sich an den vorbeifa h renden Autos vorbei und e r reichte die andere Straßenseite.
Sie fühlte vampirische Energie, bevor sie die klackernden Absätze hinter sich wahrnahm. Es ging keine Gefahr von den Schwi n gungen aus, sodass sie nur einen müden Blick über ihre Schu l ter warf.
„Das fehlt mir noch“, sagte Leyla, als sie die schlanke Gestalt von Iduna hinter sich erblickte. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, in der Hoffnung, dass Iduna nicht auf dem Weg zu ihr war. Sie hatte bislang nicht geschafft, ihren Zorn gegen sie zu unterdr ü cken.
Das Stoßgebet hatte nichts genutzt, Iduna kam zielstrebig auf sie zu. Eine Weile wartete sie auf eine Reaktion von Iduna. Da di e se nichts sagte, ging Leyla weiter. Etwas seltsam kam sie sich vor, als die imposante Frau sich wie ein herrenloses, exotisches Hau s tier an ihre Fersen ha f tete. Dann reichte es Leyla. Sie blieb stehen.
„Warum folgst du mir?“
„Ich bin Asen. Ich kann gehen, wohin ich will.“
Herrische Worte. Mit einem staubigen Klang. Idunas starrer Blick verriet Unsicherheit. Unb e weglich hingen ihre Arme an den Seiten herab. Sogar die Haut ihrer Hände wirkte wie marmorisiert, die Finger leicht eingeknickt, mit langen, blauen Nägeln. Vie l leicht war die Göttin nicht so zänkisch, wie sie vermutete. Ihre reglose Miene gab keinen Hinweis über den Grund ihres Ersche i nens. Leyla hatte keine Lust, sich mit der Frau zu streiten. Das wäre in Anbetracht der vor Kurzem demonstrierten, göttlichen Macht auch nicht beso n ders klug.
„Wie du meinst.“ Gleichmütig zuckte Leyla mit den Achseln und kramte ihren Autoschlüssel aus der Jackentasche. Natürlich konnte Id u na sich aufhalten, wo sie wollte, aber es musste ja nicht unbedingt in ihrer Nähe sein. Wenn sie etwas von ihr wollte, sollte sie auch damit rausrücken.
„Es schien mir das einzig Richtige. Ich spüre deine Kraft, du bist anders … weil du b e reit bist, Dinge zu akzeptieren, auch wenn du sie nicht verstehst“, sagte Iduna hinter ihr mit gesenkter Stimme.
„Das täuscht“, entgegnete Leyla, berührt von der Ratlosigkeit der Gottvampirin, über d e ren Gesicht Schatten huschten. „Warum gehst du nicht zurück, wo du hergekommen bist?“
Iduna legte mit einer steifen Bewegung den Kopf schief. „Weil das nicht geht. Einst fol g te mir Bragi in eure Welt und zog damit Odins Zorn auf sich.“
„Aha“, entgegnete Leyla und unterdrückte höflich ein Seufzen.
Dann erzählte Iduna von der langen Suche nach ihrem Gatten, weit vor Beginn der menschl i chen Zeitrechnung. „Einst nannte man mich Iduna, das frische Sommergrün. Ich lebte glücklich an der Seite Bragis in Asgard. Durch eine List Lokis wurde ich von Thiassi, dem Riesenfürsten, der in Thrymheim wohnt, geraubt. Eine unverzeihliche Dum m heit, dem verschlagenen Loki in die Falle zu gehen, ihm zu glauben, am
Weitere Kostenlose Bücher