Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
derten sich ihm schamlos an, und redeten alle durcheinander, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Einige trugen ihre Bisswu n den zur Schau. Sie waren Süchtige, wie Jarno es früher war. Bragi genoss die Situation sichtlich. Seine Hände flogen über die darg e botenen Körper, als handele es sich um eine Fleischbeschauung. In seinen Augen spiegelte sich unverho h lene Gier wider, und sein Grinsen trug einen grausamen Zug. Seine Leibwächter standen teilnahmslos in einiger Entfernung. U n willkürlich suchte Leyla den Gang nach Rudger ab. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er diese öffentliche Zurschaustellung von vampirischen Gelüsten gu t hieß. Orgien hatten im Verborgenen stattzufinden. Gelegenheiten dazu bot das Rote Palais zu G e nüge.
Sie konnte ihn nirgendwo ausmachen. Stattdessen erblickte sie Antonio Carrara, der verzweifelt versuchte, die Gruppe in den Saal zu bugsieren. Offenbar hatte er von Rudger den Auftrag erha l ten, für Ordnung zu sorgen.
„Antonio, wo ist Rudger?“
Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Bragi zu ihr rüber sah. Se i ne Hände tätschelten weiter an den leicht bekleideten Körpern herum, doch sein flammender Blick richtete sich auf sie. Eine energetische M i schung aus Zorn und Verlangen schwappte zu ihr.
Antonio hatte einen gehetzten Gesichtsausdruck, als er sich zu ihr umdrehte „Hallo Leyla, Rudger musste dringend weg, ein Kunde … äh, ein Antiquitätenhändler hat ihn gerufen. Er wird in ein paar Stunden wieder hier sein.“ Typisch italienisch gestikulie r te Antonio wie wild mit den Händen. „Ich krieg die nicht in den Griff. Die sind einfach hier reingeko m men.“
„Und was ist mit den Sicherheitsleuten?“
Verwirrt blickte sich Antonio um, als fiele ihm jetzt erst auf, dass außer Bragis Leibwäc h tern keinerlei Sicherheitspersonal auf der Ebene zu s e hen war. „Er muss sie weggeschickt haben“, sagte er und deutete mit dem Kopf in Bragis Richtung.
Obwohl sie es zu verbergen versuchte, bemerkte Bragi ihre Aufmer k samkeit, und presste sich fester an den Rücken der Frau in seinem Arm. Leise gurrend lehnte diese ihren Hinterkopf an seine Schulter und stieß einen kehligen Laut aus, als Bragi provozi e rend langsam mit seinem Daumennagel über ihr Dekolleté fuhr und eine feine, blutige Spur hi n terließ. Erst als er sich genüsslich das Blut von den Fingern leckte, senkte er seinen Blick und küsste die Frau grün d lich.
Da versuchte wohl jemand, Rudgers Abwesenheit zu nutzen, um sich aufzuspielen. Wut kroch in ihr hoch. Bragi glaubte tatsäc h lich, er kön n e den Platz des Meisters einnehmen.
Es kam schon mal vor, dass Rudger aufgrund einer Auktion ungeplant zu einem Kunden reisen musste. Wie bei seiner Reise nach Belgien. Als Kenner von Antiquitäten war er sehr gefragt. Es konnte ihn sonst wo hinführen. Nicht immer setzte er sie dar ü ber in Kenntnis, aber seine Abw e senheit war nie von langer Dauer. Obwohl in der verhältnismäßig kurzen Zeit, die sie zusammen waren, viel Vertrautheit zwischen ihnen entstanden war, gab es genug Dinge, die sie über ihn nicht wusste. Vermutlich würde nicht mal ein Leben ausreichen, ihn vollkommen zu ke n nen.
Da Antonio überfordert, und auch hier niemand aus dem Gefolge des Meistervampirs zu sehen war, fühlte sich Leyla in die Ve r antwortung genommen. Sie hatte zwar keine große Lust sich mit Bragi auseinanderzusetzen, aber es blieb ihr nichts anderes übrig. Gerade wollte sie sich den Frauen zuwenden, als plötzlich Stille ei n kehrte.
Iduna war am anderen Ende des Ganges stehen geblieben und hatte mit kühlem Blick die Lage abgeschätzt. Nun ging sie mit ausholenden Schritten auf Bragi zu, dessen eben noch eifrig beschäftigte Hände sei t lich an seinem Körper hinabfielen, als er sie bemerkte. Jegliches Gekicher und Geplapper verstumme. Die hysterische Masse starrte schwe i gend auf Iduna, deren Absätze einen dumpfen, bedro h lichen Klang annahmen, obwohl sie vom Teppich gedämpft wurden.
Ohne das Tempo zu verlangsamen, erreichte sie die Gruppe, und vollzog eine gebieter i sche Handbewegung, die bedeutete, dass man ihr sofort Platz zu machen hatte. Erstaunl i cherweise fielen die Frauen von Bragi ab, wie reife Trauben von einer Weinrebe. Einige wagten einen empörten Blick auf Bragi, doch der starrte wie gebannt auf Iduna. Bragis Leibwächter setzten sich in Bew e gung, alarmiert von der vermeintlichen Gefahr. Iduna schoss ihnen einen einzigen Blick zu, der sie in ihre Ecke zurücktrieb.
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