Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
blieb Leyla etwas Zeit, die Frau eing e hender zu mustern. Ein Kribbeln zog von ihren Kniekehlen hinauf zu ihrem Rücken, als sich ihre Befürchtungen bestätigten. Seltsam, dass man eine ve r traute Person trotz Maskierung zu erkennen vermochte. Dazu genügten schon die kleinsten Gesten, eine bestimmte Handbew e gung oder die Art wie j e mand den Kopf hielt.
Es bestand kein Zweifel, bei der Frau handelte es sich um Ariane. Krampfhaft zog sich ihr Magen zusammen, während sich ein tiefes Bedauern in ihr ausbreitete. Recht zu behalten war nicht immer mit Genu g tuung verbunden. Im Moment wünschte sich Leyla, sie hätte falsch gelegen. Um Verhandlungsbereitschaft zu signalisieren, richtete sie ihre Wa f fe mit der Mündung zum Boden.
„Ariane. Ruf deine Leute zurück, bitte.“ Sie sprach mit eindringlicher Stimme auf ihre ehem a lige Freundin ein.
„Damit du mich der Polizei ausliefern und dich noch mehr mit Ruhm bekleckern kannst? Gewiss nicht. Du hast dir die falsche Seite ausg e sucht, Vampirschlampe.“
Ihre Worte wurden von dem Stoff an ihrem Mund gedämpft, was dem verächtlichen Klang keinen A b bruch tat. Leyla wurde klar, dass Ariane sie hasste, und vermutlich nicht erst seit heute. Die einzige Chance bestand darin, sie in ein Gespräch zu verwickeln, um sie bei der nächsten Gel e genheit zu überwältigen.
„Hör zu, es tut mir leid, was mit den Freundinnen deiner Tochter pa s siert ist. Die Polizei wird alles daran setzen, den Mörder zu fi n den.“
„Den Mörder zu finden?“ Unter einem Anfall von hysterischem Gelächter riss sich Ariane ihre Balaklava vom Kopf. „So b e scheuert kannst du doch nicht wirklich sein. Du und deine über die Maßen unfähigen Kollegen seid nicht mal in der Lage, ein ve r misstes Mädchen zu finden. G e schweige denn einen Mörder. Ihr beschäftigt euch lieber damit, diese Drecksvampire zu hätscheln.“ Arianes Gesicht hatte sich vor Hass verzerrt und ein wah n sinniger Ausdruck lag in ihren Augen.
„Kim befindet sich in polizeilichem Gewahrsam. Sie ist in Sicherheit, Ariane. Mach dem hier ein Ende, bevor noch mehr U n schuldige sterben müssen.“ Sie versuchte so ruhig wie möglich auf sie einzur e den. Das zerrte ziemlich an den Nerven. Ein weiteres kreischendes Lachen zeugte davon, dass es kaum mehr ein Durc h dringen gab.
„Es sterben keine Unschuldigen. Ich habe diese Gören eliminiert, d a mit sie meine Kimi endlich zufriedenlassen. Das ist ja wieder t y pisch, ihr Bullen erkennt einen Schuldigen nicht mal, wenn er vor euch steht.“
„Du hast die Freundinnen deiner Tochter erschossen, weil dir der Umgang nicht pas s te?“
„Ja, habe ich“, äffte Ariane Leylas Stimme nach. „Und ich würde es immer wieder tun. Die beiden haben meine Tochter seit der siebten Klasse gegängelt und gequält. Ich habe sie oft genug gewarnt. Doch Kim wollte nicht auf mich hören und zog immer wi e der mit diesen Miststücken herum. Inzwischen weiß ich, was los war. Diese ve r kommenen Luder waren auf Vampire scharf, und schon halb umgewandelt. Mit diesem Vampirritual im Park wollten sie mein Mädchen en d gültig auf ihre Seite ziehen.“
„Was redest du denn da? Es gibt weder ein halb umgewandelt noch ein Vampirritual. Das w a ren Menschen.“
„Sie waren auf dem besten Weg Untote zu werden. Damit haben sie ihr Schicksal besi e gelt. Vampire zu jagen reicht eben nicht aus, man muss das Übel im Keim ersticken. Wenn man von vornherein verhi n dert, dass aus Menschen Vampire werden, nur weil diese zu schwach sind, sich ihrem erbärmlichen Leben zu stellen, stehen die Chancen recht gut, diese ganze Randgesellschaft aus Untoten daran zu hindern, die Unsrige zu unterwandern.“
Ariane hatte sich ihre eigene Welt geschaffen, mit ihren Regeln und Erklärungen. Der Versuch mit Verrückten zu verhandeln, hatte sich in der Vergangenheit mehrfach als au s weglos erwiesen. So konnte es also ausgehen, wenn Selbstjustiz überhandnahm. Es würde nicht viel Sinn ergeben, weiter gegen ihre verschrobenen Ansichten anzureden. Die einzige Chance bestand darin, b e schwichtigend auf sie einzuwirken, um Zeit zu gewinnen. Leyla brauchte einen Plan und hatte keinen. Stattde s sen blickte sie in die Mündung einer Pistole.
„Ich verspreche dir, mich für dich einzusetzen. Wenn du dich ergibst, könnten wir mildernde U m stände erwirken.“
Natürlich würde es bei Arianes Vorstrafenregister keine geringere Str a fe geben, egal wie viel Reue sie zeigen würde. Aber davon ging
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