Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
hatten. Offenbar erleichtert über San d ras Genesung, lächelte er ihr charmant zu. Einzig die dunklen Augenringe zeugten von der Anspa n nung der durchwachten Nacht. Sie erinnerte sich, wie er das kranke Mädchen angesehen hatte, und räusperte sich, während sie nebeneina n der in Richtung ihres Wagens gingen.
„Dir ist aber schon klar, dass Sandra gerade erst achtzehn Jahre alt ist?“
Ihr mütterlicher Zeigefingertonfall ließ Jarno erröten. Der vermeintlich hartgesottene Callboy zeigte sich unerwartet bestürzt. Vielleicht hätte sie ihren Mund halten sollen. Sie mischte sich da in etwas ein, das sie im Grunde nichts anging. Das übliche Sunnyboy-Lächeln, das ein fester Bestandteil seines Gesichtsausdrucks war, hatte sie soeben wegg e wischt.
„Na und? Ich bin zwanzig“, entgegnete er harsch, und stopfte mit einer trotzigen Geste beide Hände in die Hosentaschen. Er b e schleuni g te seinen Schritt. Er war beleidigt, und vermutlich zu Recht.
„Verdammt“, flüsterte sie.
Sie mochte den Jungen und wollte ihn nicht verletzen. Betroffen stellte sie fest, dass sie ihn nie nach seinem wahren Alter gefragt hatte. Sie war einfach davon ausgega n gen, dass er schon älter sein musste. Er konnte nichts dafür, dass er sich verliebt hatte. Sie sollte es eigentlich besser wi s sen.
„Jarno. Warte, es tut mir leid.“ Sie holte ihn ein und legte ihre Hand auf seinen Arm.
„Ist schon gut, ich kann es ja verstehen. Sie ist ein Mädel aus gutem Haus und ich bin ein hergelaufener Kerl von der Straße.“ Das war etwas überspitzt ausgedrückt, traf aber im Kern die Wahrheit.
„Ich bin sicherlich die Letzte, für die eine unkonventionelle Beziehung ein Hindernis darstellt.“ Sie knuffte ihm freundschaftlich in die Seite.
Anscheinend waren seine Glückshormone stärker und vertrieben den Groll, als ein leichtes L ä cheln um seine Lippen spielte. Als sie den Wagen erreichten, beschloss Leyla, ihn nicht mitz u nehmen.
„Ich muss zu einem Einsatz. Es wäre mir lieber, wenn du zurück ins Rote Palais gehst und nach Sonnenuntergang Rudger b e nachric h tigst.“
„Aber …?“
Sie unterbrach seinen Einwand mit einer Geste. „Es ist besser, wenn jemand bei Sandra ist. Rudger wird wissen, wo er mich fi n det.“
Unschlüssig starrte er seine Schuhe an und wog ab, ob er es riskieren konnte, Rudgers Befehl zu missachten. „Wenn du mich z u rückschickst, ist es doch in Ordnung, oder?“
„Ja, das ist es.“
Verständlicherweise wollte er lieber bei Sandra sein, anstatt wie ein Hündchen hinter ihr herzulaufen. Leyla nickte ihm aufmu n ternd zu und war erleichtert, als er zögernd nickte.
Sie hatte ihn inzwischen gern in ihrer Nähe, auch wenn er als Aufpa s ser ungeeignet war. Er war etwas übereifrig, denn Rudger erwartete von ihm im Grunde nur Informationen. Sein Hang, ständig in Schwierigke i ten zu geraten, könnte ihm bei dem, was ihr bevorstand, das Leben kosten. Sie winkte ihm zu, als er im Laufschritt die Hansastraße übe r querte, und startete den Wagen.
Sie bog in den Ostwall ein und nahm den direkten Weg zum Sportcenter. Die jungen Soldaten waren nicht viel älter als Jarno. Doch sie waren ausgebildete Bundeswehrsoldaten. Profis. Die leisen Zweifel beiseite wischend, fuhr sie auf den Parkplatz vor dem hellerleuchteten Sportce n ter.
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eyla überquerte die breite Straße, in deren Mitte sich Straßenbahnschienen schlängelten. Vor ihr lag ein dreistöckiger Fitnesspalast mit vierundzwanzig Stunden Rundumservice, durch dessen gläserne Fensterfront Passanten dem schwei ß treibenden Kult stählerner Körper folgen kon n ten.
Beim Eintreten erinnerte sie die vertraute Umgebung des Studios an die Zeiten, in denen sie hier fast täglich trainiert hatte. Sie nahm jeweils zwei Stufen gleichzeitig und erreichte die obere Trainingshalle. Inmitten einer Vielzahl Adduktionsmaschinen, Hanteltrainer und Beinstreckern, die sich wie metallene Ähren in einem Feld reihten, trainierten in diesem Bereich ausschließlich Poliz i sten und Soldaten.
Gedämpfte Musik kam von irgendwo her und sollte eine motivierende Atmosphäre auch dann noch erzeugen, wenn Muskeln kurz vorm Bersten waren, und die Kondition sich schon lange verabschi e det hatte.
Heute standen die meisten Geräte einsam unter den surrenden Neo n röhren. Vereinzelt mühten sich ein paar junge Männer am Butter f ly ab.
Marie kam ihr entgegen. „Die Jungs sind hinten in der Studiobar.“
Obwohl noch vor weniger als zwei
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