Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
von den Füßen riss und gegen die gegenüberliegende Wand schlug. Einen Moment blieb er liegen, dann regte er sich erneut. Rudger ging lan g sam auf ihn zu. Seine Schritte stampften bedrohlich auf dem blu t besudelten Boden. Abgesehen von ein paar Blutspritzern an seinen Händen, hatte der Kampf keine Spuren an seiner Kle i dung hinterlassen. Als handelte es sich bei dem ganzen Gemetzel um ein Kinderspiel, hob er sich machtvoll aus dem Chaos hervor. Wie die Augen der Angreifer waren auch seine blutunterlaufen. Die Oberlippe war zurückgezogen und legte den Blick frei auf seine gewaltigen Reißzähne. Sein A n blick ließ die Haut an Leylas Rücken unangenehm prickeln. Es war so viel Blut hier. Der eisenhaltige Geruch schwä n gerte die Luft. Optimale Bedingungen, um aus jedem noch so friedfertigen Vampir eine tickende Zei t bombe zu machen.
Dennoch gab es kein Zeichen, dass auch Rudger dem Blutrausch verfa l len war. Obwohl er eine ungezähmte Wildheit ausstrahlte, zeugten seine bedachten Bew e gungen von innerer Ruhe. Der Inbegriff von maßloser Gefahr, ohne Leyla gefährlich zu sein. Eine widersprüchliche Kombinat i on, die vermutlich nur er zustande brachte.
Der andere Vampir hatte nicht vor, sich einfach so zu ergeben und schoss Rudger entg e gen. Unter lautstarkem Fauchen flogen Fäuste und Knochen brachen. Leyla konnte den Bewegungen kaum folgen und hielt die Pistole im geraden Winkel zu ihrem Kö r per.
Am Ende hing ein zweiter Vampir am Fleischerhaken.
Leyla eilte zu der röchelnden Gestalt des Metzgermeisters am Boden. Der schwarze L e derschurz hob und senkte sich über dem umfangreichen Leib des Mannes. Feiste Finger drückten krampfhaft auf die blute n de Wunde an seinem Hals.
„Beruhigen Sie sich, Herr …“ Leyla warf einen Blick auf sein Namen s schild. „Schulz. Es wird gleich ein Arzt kommen.“
„D… das Vieh hat mich gebissen“, stammelte der Mann.
Schweißperlen rannen von seiner Stirn in die Augen. Er blinzelte und stieß im nächsten M o ment einen Schrei aus. Gleichzeitig versuchte er mit aller Kraft, seinen massigen Körper von Leyla wegzuschieben. Kein einfaches Unterfangen, wenn man seine Hä n de nicht benutzen kann, weil sie auf dem glitschigen Boden ständig abru t schen. Er hatte Rudger hinter ihr erblickt.
„Ich gehe besser raus und rufe einen Krankenwagen“, meinte Rudger.
Leyla nickte, ohne sich umzublicken. Sie wusste, dass er einen Furcht einflößenden A n blick bot. Während eines Kampfes gewann der Vampir in ihm die Oberhand und veränderte seine Gesichtszüge. Nur seiner unvergleichlichen Beherrschung war es zu verda n ken, dass er nicht die Kontrolle verlor und ebenfalls über Menschen herfiel. In wenigen Minuten würde sich sein Aussehen norm a lisiert haben. Doch das konnte der verletzte Metzger nicht wissen.
„Keine Sorge, der hier gehört zu den Guten.“
Der Metzger verzog zweifelnd das Gesicht. Sie konnte es ihm nicht ve r denken.
Mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln versuchte sie, die Blutung in den Griff zu bekommen. Die Fleischwunde war b e trächtlich, doch soweit sie das b e urteilen konnte, waren keine lebensnotwendigen Gefäße verletzt. Sie zuckte zusammen, als sie auf der anderen Seite der Tür das unverwechselbare Geräusch eines Beils, das auf Fliesen schlug, ve r nahm. Der angeschossene Vampir. Offenbar war Rudger in der Stimmung, kurzen Prozess zu m a chen.
Später sagte die überlebende Verkäuferin bei der Polizei aus, dass die drei Vampire ausg e flippt seien, als ihre Kollegin sich weigerte, am helllichten Tag frisches Blut zu verkaufen. Für gewöhnlich tauchten Vampire erst nachts in Supermärkten auf, wenn die Wurs t waren verstaut und die Blutkonserven in die Sichttheken eingeräumt worden waren. Leyla b e fürchtete, dass dies nicht der letzte Angriff auf Menschen war, solange dieses extrem merkwürdige Wetter die Tage verdunke l te. Als sie vor dem Aurodom ankamen, erwartete sie gleich der nächste Tumult. Schon aus der Ferne sahen sie eine Menschentraube. Das allgemeine Interesse lag im Zen t rum des Rings, den die Leute um das Geschehen gebildet hatten. Vielleicht eine Schlägerei, denn aufgeregte Wortfetzen drangen herüber. Einige Gesichter wandten sich mit nervösen Blicken um, andere nickten Zustimmung erhaschend einander zu. Verei n zelt ragten Fäuste über die Köpfe der Menge, fuchtelten anfeuernd, begleitet von erhitztem Jo h len.
Rudger war ausgestiegen, bevor sie den Motor abgestellt hatte, und
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