Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
will.“
„Ich verstehe“, erwiderte Rolf mit gerunzelter Stirn. Natürlich wusste er, dass ein Vampir ausgereicht hätte, um unter den fünf Angreifern ein Blutbad anzurichten. Eine sensation s lüsterne Meute hätte sich in dem Fall nicht erst gebildet.
„Allerdings sehe ich mich unter den gegebenen Umständen gezwungen, meine Leute vorerst von dieser Pflicht zu entbinden.“ Bedauern trat in seinen Blick. Rudger war daran gel e gen, Ärger zwischen seinen Leuten und der Polizei zu vermeiden.
Leylas Blick wanderte zwischen den Männern hin und her. Zufrieden las sie in ihren Mienen, dass sie einander verstanden. Rudgers Entscheidung war unvermeidlich. Er konnte nicht zulassen, dass Vampire zu wehrlosen Opfern willkürlicher Übergriffe wurden. Dennoch würde er seine Leute anhalten, weiterhin jeder Auseinandersetzung nach Möglichkeit aus dem Wege zu gehen. A b schlachten lassen brauchte sich aber niemand.
Rückblickend betrachtet hatte der Tag einen aufschlussreichen Querschnitt über die Gesamtsituation in Krinfelde beschert. Trot z ten die einen der bedenklichen Lage, indem sie sich im Biergarten trafen, als sei die Welt noch in Ordnung, rotteten sich andere zusa m men, um Jagd auf Vampire zu machen.
Anderseits überfielen Vampire wiederum Menschen. Wobei Leyla objektiv betrachtet darin die größte Gefahr sah. Möglicherwe i se war das heute ein unglückliches Zusammentreffen aus verschiedenen Zufällen, schließlich kam es nicht täglich zu einer derart i gen Anhäufung von Übe r griffen. Noch nicht.
Mit einem tiefen Zug leerte Leyla ihr Glas Milch und stellte es zu ihrem benutzten Teller in die peinlich saubere Spüle. Pflichtb e wusst sorgte Konrad dafür, dass der zweite Kühlschrank stets mit Leylas bevorzugten Spe i sen bestückt war. Seit sie mit Rudger zusammen war, diente seine voll funktionsfähige Küche nicht mehr allein der Lagerung von Blutko n serven. Dennoch konnte sie sich schwer vorstellen, in diesem weißen Hochglanzreich den Kochlöffel zu schwingen. Im Moment kon n te sie sich nicht an dem Geruch von neuen Möbeln erfreuen, den die Küche nach einem Jahr noch ausstrahlte. Wie immer, wenn sie aß, stand Rudger g e gen die Anrichte gelehnt und beobachtete sie mit vor der Brust verschrän k ten Armen. Ihm reichte ein Kelch synthetisches Blut, dessen nahrhafte Wirkung mit Astronaute n kost vergleichbar war.
Mit wenigen Schritten war sie bei ihm und schmiegte sich an seine Brust. Tief sog sie seinen Duft ein. Er roch wie immer, nach Rudger, vermischt mit einem Hauch Sandelholz. Doch ihr zittriger Atem zeugte d a von, dass sie noch aufgebracht war.
„Du wirkst besorgt“, stellte er fest.
„Das war nicht normal heute“, entgegnete sie kopfschüttelnd. „Ich kann mir nicht he l fen, die ganze Situation ist unheimlich. Ich befürchte, wir haben es bei diesem komischen Wetter mit etwas zu tun, dem wir wenig entgegenzusetzen h a ben.“
Seine Hand fuhr zärtlich über ihr Haar. „Ihr Menschen seid widerstandsfähiger, als manch einer glaubt. Gleichzeitig zeigt sich bei Unerklä r lichem oder Gewalt eure verletzbare Seite.“
Seine allgemeine Aussage entsprang seiner Erinnerung aus der Zeit als Mensch. Damit lag er richtig. Wie üblich. Tief in ihrem Inneren war Leyla bestürzt über die vorangegangenen Ereignisse. Gleichzeitig war ihr klar, wie sinnlos es wäre, die Fa s sung zu verlieren. Sie war geübt darin, ihre Gefühle für sich zu behalten, außer vor Rudger. Seine tröstenden Worte und Gesten berührten ihr Herz. Etwas war anders, als seine Finge r spitzen hauchzart über ihre Haut fuhren, während er ihre Bluse aufknöpfte. Ein kaum spürbares Flimmern an ihren Nervene n den sensibilisierte sie für seine Stimmungen. Seinem Gesichtsausdruck konnte sie allerdings nichts en t nehmen. Unter seinem Blick hob und senkte sich ihre Brust, als er den seidigen Stoff über ihre Schultern schob. Ein Knoten zog sich in ihr zusammen, erschwerte das Atmen, hinderte sie, zu entspannen. Wortlos streichelte sie über seine sto p pelige Wange, zog mit den Fingerspitzen die Form seiner Lippen nach. Dankbar e r kannte sie, dass er mit seiner Sanftheit versuchte, einen Ausgleich für sie zu schaffen. Ihren Frieden herzustellen. Zumindest für eine Weile, um Kraft zu tanken für weitere stres s reiche Tage.
Als sie anhob, etwas zu sagen, schüttelte er kaum merklich den Kopf. Jetzt war nicht die Zeit zum Reden. Erwartungsvoll half sie ihm dabei, sich auszuziehen. Mit jedem
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