Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
sie unterbrach, löste eine Welle der Verzwei f lung aus. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Ein Pochen in ihren Wangen erinnerte an eine langsam nachlassende Betä u bung. Nach dem, was Boris berichtet hatte, konnte sie sich nicht mit dem Genörgel des Theaterleiters vom Aurodom auseinandersetzen. Sie zuckte leicht zusammen, als Boris seine Hand beschwicht i gend auf ihre Schulter legte.
„Ich denke, wir sollten alles tun, damit niemand bemerkt, was hier los ist. Sergej und ich werden dich als Rudgers Stellvertreter hinunter begle i ten.“
Er hatte recht. Sobald sich herumsprach, dass der Meistervampir nicht vor Ort war, drohten noch mehr Unruhen, als es ohnehin gab. Es war Rudger, der die meisten Vampire kontrollierte und für ein Mindestmaß an Ordnung sorgte. Widerwi l lig stimmte Leyla zu und sie machten sich auf den Weg zum menschlichen Bereich des Kinos.
„Wo ist van Hallen?“, blaffte Peter Strade, als sie ihm entgegen kamen. Mit g e runzelter Stirn musterte er Leyla und ihre Begleiter.
„Rudger ist verhindert. Wir kümmern uns um Ihr Problem. Also, was ist los?“ Bemüht, ihre Stimme fest klingen zu lassen, baute sich Leyla vor ihm auf.
Strade war anzusehen, dass er sich fragte, wer die beiden Mä n ner waren. „Es ist schon wieder jemand verschwunden und wieder wurde die Pe r son ein letztes Mal hier im Kino gesehen.“
„Dann sollten Sie die Polizei verständigen, damit eine Vermisstenanzeige aufgenommen we r den kann“, entgegnete sie.
„Das werde ich schon noch tun. Aber da stimmt doch was nicht. Wieso verschwinden Leute im Kinosaal?“, fragte er mit aggre s siver Stimme.
„Wir werden uns umschauen.“ Sie deutete auf Boris und Sergej. „We l cher Saal?“
„Kino neun. Der Saal liegt schließlich unmittelbar unter dem Roten P a lais.“ Strade warf ihr einen anklagenden Blick zu.
Leyla beschloss, seine Andeutung, die Vorfälle könnten in irgendeiner Form mit dem Vampirkino zusammenhängen, zu ignori e ren. Wortlos schob sie sich an ihm vorbei. Die beiden Vampire folgten ihr. Doch Nervensägen wie Strade ließen sich nicht so ei n fach abschütteln. Er schloss zu ihr auf.
„Das ist doch bestimmt so ein scheiß Vampirzauber“, zeterte er neben ihr.
„Vampire zaubern nicht, Herr Strade.“ Mühsam bekämpfte sie die aufkeimende Ung e duld. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt und Strade ritt darauf herum wie ein lästiger Sprin g teufel.
„Klar, das sagen Sie. Was weiß ich, was ihr da oben treibt. Da brauch ich mir nur ihre Begleiter angucken. Das sagt schon alles.“
Mit dem Daumen zeigte er auf Sergej, der neben Boris lautlos hinter ihnen herging. Zugegeben, Sergejs Erscheinung war spekt a kulär. Sie hatten es im Roten Palais regelmäßig mit den schi l lerndsten Gestalten zu tun. Abgesehen von seinen moosgrünen Augen, die nun beim Gehen zu sehen waren, weil sein helles Haar zur Seite gefallen war, könnte er durc h aus für einen Albino gehalten werden. Allerdings tat das der Attraktivität des Mannes ke i nen Abbruch. Strade hatte natürlich keinen Blick dafür, sondern setzte mit seiner maule n den und beleidigenden Tirade fort.
„Ich bin verantwortlich für den Laden hier. Wenn sich das rumspricht, dass hier Leute verschwinden, kann ich dichtmachen. H a ben Sie eine A h nung, wie teuer die Umrüstung des Saals auf die neueste 3-D-Technik war? Ausgerechnet in dem Saal muss was passieren. Am Ende kann ich den schließen, wegen der Sicherheitsb e stimmungen. Und überhaupt, warum ist van Hallen nicht hier, sondern schickt stat t dessen diesen Kasperverein, hä?“
Leylas Arme schnellten hoch, bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte. Sie griff nach Strades Schultern und wuchtete ihn gegen die Wand. Wäre diese nicht mit dämmendem Teppich verkleidet, hätte der Aufprall mit Sicherheit eine dicke Beule an Strades Kopf hinterlassen. Auf gleicher Augenhöhe starrte er sie mit vor Schreck geweiteten Augen an. Wenigstens war er für den Moment sprachlos. Eine Wohltat.
„Wir werden uns stellvertretend um die Angelegenheit kümmern. Was Rudger betrifft, es geht Sie verdammt noch mal nicht das Geringste an, aus welchen Grü n den er nicht hier ist. Haben Sie mich verstanden?“, zischte Leyla so nah an seinem Gesicht, dass sich ihre Nasen fast berüh r ten.
Angewidert über so viel Körpernähe, ließ sie so plötzlich von ihm ab, dass er kurz ins Taumeln geriet. Sie ließ ihn stehen und ging zügig zu besagtem Kinosaal. Dort angekommen, war ihre Wut
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