Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
steckte. Angelockt von den Schussgerä u schen, erschien Konrad in einem der No t ausgänge.
„Isch mach Licht an“, rief er und bewegte sich auf das Tableau zu.
„Kein Licht!“, befahl Rudger.
Leyla blickte ihn fragend an. Seine Sehfähigkeit in allen Ehren, doch sie fand Konrads Idee nicht schlecht. In dem halbdunklen Raum konnte sie kaum etwas erkennen.
Erst jetzt bemerkte sie die gelartige Masse zwischen Rudgers Fingern. Sie b e trachtete die Stelle der Leinwand, an der sich zuvor die Pforte befunden hatte. Dort lief dieselbe gra u weiße zähe Flüssigkeit über den Rand der Leinwand und tropfte auf den Boden. Angewidert verzog Leyla das G e sicht, überzeugt, das glibberige Zeug besser nicht anzufassen.
„Ektoplasma“, sagte Rudger. „Ziemlich lichtscheu, man kann es nur im Halbdunkeln oder bei Rotlicht sehen.“
„Igitt, Dämonenschleim“, fügte Konrad hinzu, als er neben ihnen au f tauchte.
Leylas Verwirrung konnte kaum größer werden. Natürlich hatte sie von Ektoplasma gehört. Dieser metaphysische Stoff soll a n geblich besonders begabten Medien während Séancen aus sämtlichen Körperöffnungen fließen. Kein schöner G e danke. „Könnt ihr mich aufklären? Ich gehe nicht davon aus, dass hier eine Geiste r beschwörung stattgefunden hat.“
„Nein, aber etwas ist durch die Pforte in diese Welt gelangt“, erklärte Rudger, während er sich suchend im Halbdunkel umblickte.
„Du meinst, Modgudr hat einen Dämon rübergeschickt?“
„Ich weiß nicht, welche von Modgudrs Kreaturen die Pforte durchschritten hat. Zum Dämon wurde sie auf jeden Fall erst in di e ser Dimension.“ Sein Blick richtete sich nach oben. „Geschickt wurde es mit Siche r heit nicht.“
„Warum nicht?“ Sie suchte ebenfalls die dunkle Raumdecke ab. Außer den leicht schimmernden Rändern der Deckenplatten konnte sie nichts erkennen.
„Weil ihre Kreaturen in dieser Welt sterblich sind.“ Rudger zog sein Schwert.
„Na, das ist doch wenigstens etwas. Immerhin können wir es töten.“ Leyla zog ihre Jacke aus, um ihr Katana zu greifen. „Spürst du es?“
„Nein. Diese Dinger kann ich hier nicht spüren, sondern nur auf ganz altmodische Art ersp ä hen.“
„Dinger? Plural?“ Mit ihrem Schwert im Anschlag drehte sie sich um die eigene Achse. Konzentriert suchte sie die spärlich b e leuchteten Ecken des Saals ab. In Schüben schoss das Adrenalin durch ihre Adern, jeder Nerv war zum Zerreißen gespannt. In der Dunkelheit auf den Angriff von irgendwas zu warten, gehörte sicher zu den gruseligsten Mome n ten in ihrem Leben.
„Es sind zwei“, sagte Rudger leise und deutete mit dem Kopf nach oben.
„Oh, oh …“, kam es von Konrad.
Fast gleichzeitig stieß Strade einen so gellenden Schrei aus, wie ihn keine Frau besser hinbekommen hätte. Immer noch hinter der Sitzreihe auf dem Boden ve r schanzt, hatte Leyla ihn fast vergessen. Mit einem Satz sprang Rudger auf die Rückenlehnen der Sitze. Gekonnt balancierte er zu der Reihe, hinter der Strade kaue r te. Breitbeinig stand er auf den Lehnen, sein Schwert im Anschlag, als ein metallisch klingendes Kreischen über ihm erklang. Entfernt erinnerte es an den Ruf eines Falken, war aber de r maßen verzerrt, dass es in den Ohren schmerzte.
Ein Schatten fiel direkt über Rudger von der Decke herab. Gleichzeitig ließ er mit einer kraf t vollen Bewegung sein e Katana durch die Luft sausen. Mit voller Wucht traf die Klinge auf einen Körper und katapultierte ihn in Richtung Lei n wand. Leyla riss Konrad neben sich in die Hocke, als der leblose Körper hinter ihnen gegen den Vorsprung krachte. Mit schlenkernden Gliedern rutschte die undefinierbare Gestalt auf den Boden. Ke u chend starrte Leyla auf die tote Kreatur. Einem nackten Hund gleich schimmerte die Haut feucht rosa, weil sie mit Ektoplasma überzogen war. Dabei wirkte die Kreatur wie ein überdime n sionaler Tierembryo, der vorzeitig aus dem Mutterleib gerissen worden war. Lange, geb o gene Krallen wuchsen aus den Pfoten. Der Kopf war nicht mehr als ein groteskes Zerrbild der Furcht einflößenden Höllenhunde in Niflheim. Gewaltige Hauer ragten aus dem U n terkiefer bis weit über die oberen Lefzen und erinnerten an einen Keiler. Ein tiefer Riss klaf f te an der Kehle der Kreatur. Schaumig rosiges Gallert quoll hervor. Leyla unterdrückte ein Würgen.
„Schaff ihn raus!“ Rudger deutete auf die Stelle, an der sich Strade verkrochen hatte. Leichtfüßig sprang er über die Rückenle h nen
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