Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
Gege n satz zu Hel und ihrem Gefolge könnte den Arsen diese Entwicklung zusagen.“
Damit könnte Boris recht haben, denn für Odin waren die Menschen Schützli n ge, auch wenn man seit Jahrhunderten nicht viel davon mitbekam. Zweifellos war Odin daran gelegen, das G e füge des Weltenbaums beisammenzuhalten, weil er weise genug war, zu wissen, dass alles voneinander abhängig war. Doch das Zeitg e fühl der Götter war ein anderes als das der Menschen.
„Allerdings ist nicht absehbar, wann sich etwas in diese Richtung bewegt“, gab Rudger zu b e denken.
„Das ist wahr. Bis dahin werden wir unser Möglichstes unternehmen, diese verrückte Höllenjungfrau abzubringen, weiteren Schaden anzurichten. Unsere Leute haben herausg e funden, dass sie plant, eine Schattenpforte von nie da gewesener Größe zu öffnen. Am Ende löst sie versehen t lich den Ragnarök aus.“
„Ein Höllentor!“
Der Gedanke war in der Tat erschreckend. Damit könnte es Modgudr gelingen, die Grenzen zwischen den Welten aufzuheben. Z u nächst würde sie ihre Armeen nach Midgard schicken, gefolgt von der alles verzehrenden Dunkelheit. Blieb zu hoffen, dass Odin rechtzeitig auf den drohenden Untergang der Menschenwelt aufmerksam wurde. Ob dann genügend Zeit war, das Schlimm s te abzuwenden, lag in der Macht der Götter. Doch Rudger gehörte nicht zu denjenigen, die mit im Schoß gefalteten Händen ihrem Unheil entgege n sahen. Solange es in Niflheim nichts für ihn zu tun gab, würde er in Krinfelde versuchen, den Schaden in Grenzen zu halten. Wo es Risse gab, sickerte Flüssigkeit durch, egal wie schnell man versuchte, sie zu kitten. Die Pforten wurden vom Sy n dikat bewacht, doch für die in Krinfelde war Rudger zuständig.
*
Ein dezenter Signalton kündigte den herauffahrenden Aufzug an. Außer Leyla und Rudger war es nur Konrad möglich, zum Pen t house zu gelangen. Rudger war so schnell aus dem Bett gespru n gen, dass Leyla nur einen Windzug wahrnahm.
„Irgendwas muss geschehen sein.“
Rudger griff nach seiner Hose. Während er sein Hemd überstreifte, eilte er in den Eingangsbereich. Schlaftrunken versuchte Le y la, sich zu orientieren. Die Jalousien waren hochgefahren und gaben den Blick frei auf den abendlichen Himmel. Sie hatte den Tag verschlafen. Bei Rudger. Ein Lächeln formte sich auf ihren Lippen. Aufgeregte Wortfetzen drangen durch die geschlossene Zi m mertür. Rudger sprach mit jemandem über die Gegensprecha n lage. Die leichte Bettdecke um ihren Körper geschlungen, damit sie nicht fror, verließ Leyla den Raum, um herauszufi n den, was los war. Die Aufzugstür ging auf. Sofort stürmte ein aufgebrachter Konrad h e rein.
„Meister, die wolln dat Haus evakuieren.“
„Was?“, stieß Leyla hervor. Sie drückte sich an Rudgers breitem Rücken vorbei, damit sie Konrad ins Gesicht sehen konnte. Di e ser wandte den Blick ab, als er erkannte, dass Leyla nichts als eine Bet t decke trug.
„Beruhige dich, Konrad.“ Obwohl Rudger Stimme gesenkt hatte, war der befehlende Unterton unüberhörbar. „Was ist passiert?“
„Paar Leute kamen panisch aus Kino neun gelaufen. Zuerst ham sich die Kollegen unten drüber lustig jemacht, weil se dachten, der 3-D-Horrorfilm hätt se verschreckt. Ein Mon s ter wär im Saal, hieß et …“ Konrad stockte. „Kene Ahnung, wat da passiert is, auf einmal kam der Evakuierung s code über die ELA.“
„Was für ein Code?“, fragte Leyla.
„Eine verschlüsselte Kurznachricht. Über die elektronische Lautsprecheranlage im ganzen Haus zu hören. Für Kinobesucher macht sie keinen Sinn, aber jeder Mi t arbeiter weiß, was gemeint ist. Schritt für Schritt werden sie die entsprechenden Anweisungen befolgen. Damit ist der Evakui e rungsprozess unaufhaltsam in Gang gesetzt und endet erst, wenn die Betriebsleitung als Letzte das Kino verlassen hat. Danach übernimmt die Polizei alles We i tere. So ist es zumindest vorgesehen“, erklärte Rudger.
Doch sie kannte ihn gut genug, um ihm anzusehen, dass er nicht glaubte, es mit einer Bombe n drohung zu tun zu haben.
„Werden alle Säle gleichzeitig geräumt?“
„Nein, nacheinander. Allerdings in relativ kurzen Zeitintervallen. Saal neun dürfte inzw i schen leer sein. Sobald die untere Ebene geräumt wird, kann es hektisch werden, weil die Leute selten schnell genug am Ausgang ankommen. Zumal die Mitarbeiter angeha l ten sind, Ruhe zu bewa h ren.“ Während Rudger sprach, hatte sich sein Gesicht verfinstert. Zum ersten Mal
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