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Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Titel: Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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gemeinsam betraten sie kurz darauf die Rol l treppe zur ersten Etage.
    Anders als im Roten Palais waren die Wände hier in einer modernen Wischtechnik gestrichen, deren zitronengelb mit dem str a pazie r fähigen, grauen Bodenbelag harmonisierte. An den Wänden hingen Filmplakate, und überall waren Aufsteller aus Hartpappe aufgebaut, die für die nächsten Filme warben. Die hohen Fenster im Einlassbereich lagen unmittelbar unter dem fensterlosen Ei n gangsbereich des Roten Palais in der sechsten Etage. Dort würde das Unterhaltungsprogramm erst in ein paar Stunden beginnen. Leyla vermutete, dass Isabella über den normalen Kinobereich nach einem Weg suchte, um in die elitären Räume des Vampirbereichs zu gelangen. Ein asiatisches Mädchen in weißer Bluse und keckem magentafa r benen Halstuch riss den perforierten Abschnitt an den Eintrittskarten ab. Sie wünschte einen schönen Abend. Ihre mandelförmigen Augen leuchteten unter Marcs L ä cheln auf.
    „Wie wollen Sie Isabella erkennen?“, fragte Marc.
    „Ich habe ein Foto.“
    „Ich weiß nicht, ob das etwas nützen wird. Isabella ist eine geborene Verwandlung s künstlerin. Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, trug sie einen pechschwarzen Pagenschnitt. Wahrscheinlich eine P e rücke.“
    „Werden Sie sie erkennen?“
    „Auf jeden Fall“, betonte Marc.
    „Dann kann ja nichts schief gehen. Kommen Sie.“ Leyla öffnete die schwere Tür des Kinosaals.
    Sie betraten die Dunkelheit des Vorraums und hielten sich an die schwach beleuchteten St u fenkanten. Ihre Schritte wurden von dem dicken Teppich gedämmt. Der Saal erhellte sich im düsteren Schein des Films auf der Leinwand. Sie blieben neben den Reihen stehen und versuchten die beiden Frauen unter den wenigen Besuchern ausfindig zu machen. Leyla blickte zu Marc. Er schü t telte den Kopf. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, nahmen sie auf den ersten beiden Sitzen neben der Treppe Platz. Auf der Lei n wand holperte eine Kutsche in rasantem Tempo durch die taghellen Wälder Transsilvaniens. Leyla nutzte die Gelegenheit der Sz e ne, die den Saal erhellte und wendete sich erneut suchend um. Leider war es nicht lange genug hell, um jedes der etwa fünfzig G e sichter in Augenschein zu nehmen und für einen Moment herrschte erneut Dunkelheit im Saal. Leyla schü t telte den Kopf, als ihre Aufmerksamkeit auf den Filmklassiker fiel. Es kam ihr vor als wü r de man mitten im Krieg einen Kriegsfilm zu sehen bekommen. Aus dem Augenwinkel vernahm sie die bebenden Schultern und das unterdrückte Schluchzen ihres Sit z nachbarn.
    „Alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte sie den älteren Mann.
    „Ja, ja, mir geht’s gut … es ist nur, das passiert mir immer wieder.“ Er schniefte leise.
    „Was meinen Sie?“
    „Naja, die alten Heimatfilme machen mich immer schwermütig. Es ist, als würde man die Zeit zurückdrehen.“
    Leyla blickte zur Leinwand. Dort flimmerte der Abspann des düst e ren Draculafilms, der zu seiner Zeit sicherlich den einen oder anderen Schauder über den Rücken der Zuschauer hatte rinnen lassen. Mit einem Heimatfilm hatte er nicht viel gemeinsam.
    „Ich habe da mitgewirkt, wissen se’. Der Wirt in der Dorfschenke, das bin ich“, erklärte er.
    Da die Saalbeleuchtung eingeschaltet worden war, sah Leyla die feuchten Augen in dem runzeligen Gesicht. Er grinste und en t blößte sein lückenhaftes Gebiss. Seine verbliebenen Zähne waren gelbbräu n lich und im Laufe der Zeit stark beansprucht worden; bis auf seine beiden Eckzähne, die sich spitz und kraftvoll von den anderen abh o ben. Er war ein alter Vampir und verfügte über wenig Macht. Ein schwächlicher alter Mann wurde durch eine Umwandlung nicht a u tomatisch zu einem mächtigen Vampir. Leyla spürte sein Alter; es wurde von seinen Gedanken zu ihr hi n über geflüstert.
    „Der Film wurde in den Fünfzigern gedreht. Sie waren zu dem Zeitpunkt kein Mensch mehr.“
    „Ne, ne, das war ich lange nicht mehr“, entgegnete der Alte und lachte keckernd. „Die haben das so gut hingekriegt, die von dem Filmteam. Wir haben uns am Set wie zu Hause gefühlt. Als wären wir in unsere Zeit zurückversetzt worden.“
    „Wir?“
    „Die Komparsen. Die meisten Statisten waren Vampire, deshalb wirken die Filme so überze u gend.“
    „Sie meinen …?“
    „Ne, schöne Frau, die Schauspieler waren Menschen. Die haben ihre Sache echt gut g e macht, wa? Die waren nur zum Dreh vor Ort, danach verschwanden sie in ihre Luxush o tels. Wir blieben

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