Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
dort, hat keiner nachgefragt. Die waren froh, keine Unterkunft für uns beza h len zu müssen“, plauderte er, offenbar erfreut, jemandem von seinem Leben erzählen zu dürfen.
Marc hatte sich zu ihnen herüber gelehnt und lauschte fasziniert dem Gespräch. Ihm war anzusehen, dass er zum ersten Mal e i nen harmlos wirkenden Vampir vor sich hatte.
„Gelebt habe ich in dieser Zeit“, erklärte er und deutete mit dem Kopf auf die Leinwand. Es lief zwar der Abspann, doch Leyla ve r stand, dass er von dem Jahrhundert sprach, in dem die Geschichte gespielt hatte. Er kniff lausbübisch ein Auge zusammen, das unter den vielen Fa l ten verschwand.
„Der Film spielt vor fast hundertfünfzig Jahren“, sagte Marc sta u nend.
„Stimmt, Jungchen. Das waren noch Zeiten und erst die Jahre davor, sag ich dir.“ Für einen Augenblick lag ein wehmütiger Au s druck auf dem Gesicht des Alten, dann zogen sich Schatten über sein An t litz. „Ich fiel auf dieses verteufelt hübsche Weib rein“, brummte er. „Hätte mir sofort denken können, dass sie von ’nem alten Kerl wie mir nichts wissen wol l te.“
„Was wollte sie dann von Ihnen?“, fragte Marc.
„Na, die hatte Hunger, das Luder, und ich war der Einzige, der da war. So was nenne ich Pech, unsterblich werden mit fünfun d sechzig. Ich habe mich dann mit einer Horde Zige u ner rumgetrieben. Die haben mich versorgt, waren echt nett. Na ja, und der Rest ist G e schichte.“ Offenbar wollte er nicht weiter berichten. Leyla konnte sich gut vorstellen, wie die vermeintliche Fürsorge seiner Freunde ausgesehen hatte. „Aber Sie“, fuhr er fort und blickte Leyla ins G e sicht, „wer sind Sie? Normalerweise bin ich nicht geschwätzig, echt nicht. Sie fragen und ich antworte?“ Der Alte blinzelte verwirrt.
„Mein Name ist Leyla. Machen Sie sich keine Gedanken, ich habe etwas an mir, dass die Leute dazu bringt, ihr Herz auszuschü t ten.“
„Wie Mutter Theresa, wa?“ Der Alte lachte über seinen Witz. Leyla erwiderte sein Lächeln, während sie die Zuschauer beobac h tete, die den Saal verließen. „Mein Name ist Konrad Knecht. Ich arbeite hier, vielmehr oben“, erklärte er und deutete mit dem Zeig e finger zur Raumdecke. „Bin Mädchen für alles, Hausmeister und manchmal Projektionist. Was ist los, suchen Sie wen?“
„Ja, aber sie sind nicht hier.“
„Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Ich sehe fast alles, was hier vor sich geht.“
„Möglicherweise können Sie das, Konrad“, überlegte Leyla. „Sie heißt Isabella von Rode und ist noch nicht lange Mitglied Ihrer G e sellschaft. In ihrer Begleitung befindet sich ein Mädchen. Sie wollten heute herkommen, warten Sie, ich habe ein Foto.“
„Brauch ich nicht“, unterbrach Konrad und hob stolz seinen Kopf. „Die hab ich gesehen. Sag ich doch, dem alten Knecht entgeht nix.“
„Sie haben sie gesehen? Wann? Wo sind sie hin?“, rief Marc.
„Bitte Marc, bleiben Sie ruhig“, bat Leyla.
„Ganz schön heißblütig der Junge, wäre ich auch gerne, dann würde die Unsterblichkeit w e nigstens Spaß machen“, gackerte der Alte.
„Konrad, sind Sie sicher, dass Sie die Frauen meinen, die ich s u che?“
„Jo!“ Konrad straffte die Schultern und drückte seine magere Brust vor.
„Und?“
„Vor zwei Tagen wollten die hoch zum Roten Palais. Aber das is mal nicht so einfach. Der Chef lässt nicht jeden rein, auch nicht, wenn man so toll aussieht wie diese Isabella. Ist ein exqu i siter Laden, wa?“ Konrad machte eine bedeutungsvolle Pause und genoss für einen Moment Marcs erwartungsvollen Gesichtsausdruck. „Das habe ich den Damen auch gesagt und dann sind sie beleidigt abgerauscht, wobei die Kleene sich überhaupt nicht aufzuregen schien. Die stand da und starrte ins Leere. Hübsches Ding.“
„Hey!“, mokierte sich Marc.
„Wat denn, Jungchen, wohl deine Kleine, wa?“
„Was ist dann passiert?“, fragte Leyla.
„Wie gesagt, sind abgerauscht die zwei und im Weggehen rief sie mir noch zu, dass sie dann mit Gysi wiederkäme. Weiß ich doch nicht, wer Gysi sein soll. Und dann hat sie mich alter Trottel genannt. War mir egal.“ Konrad rollte mit den Augen und zuckte die Schu l tern. „Jetzt muss ich los, hab noch was zu tun. Die machen gleich oben auf. Vielleicht sieht man sich ja mal“, sagte er und schlängelte sich an ihnen vorbei.
„Danke, Konrad“, entgegnete Leyla.
„Mist, was sollen wir jetzt machen?“, fragte Marc.
„Haben Sie Waffen, Marc?“
„Jede Menge, ich bin
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