Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
Auge des Betrachters. „Sie können noch nicht lange weg sein.“ Sie blickte aus dem Fenster. Die langen Äste der Tra u erweiden streichelten das silberne Wasser des Weihers in der Abenddämm e rung. Isabella dürfte wohl kaum ihre Tochter zu einem Kinofilm eingeladen haben. Das Aurodom war zwar ein bedeutender gesellschaftlicher Treffpunkt in Krinfelde, doch Isabe l las Interesse galt vermutlich eher dem Roten Palais. Dort verkehrte die Elite der Vampirgesellschaft und die hatten Regeln. Eine U m wandlung war nicht gleich eine Eintrittskarte in ihre Kre i se.
„Warum hat Isabella Sie nicht ausgesaugt?“
„Ich weiß es nicht, das habe ich mich selbst gefragt. Sie sagte, das Beste hebe sie sich bis zum Schluss auf. Warum wollen Sie das eigen t lich alles wissen?“
Leyla überging seine Frage. „Und Sie sind trotzdem das Risiko eingegangen? Wussten Sie nicht, dass Vampire mit der Zeit stärker werden?“ Leyla schüttelte verständnislos den Kopf. Die Aktenschränke der Polizei waren voller Fälle, bei denen sich die Opfer leich t sinnig mit Vampiren eingelassen hatten.
„Darauf hätte ich es ankommen lassen, es gab kein Zurück mehr.“ Doch Leyla war schon halb zur Tür hinaus und auf dem Weg nach unten. „Leyla, warten Sie, ich komme mit“, rief er ihr hinterher. Verdutzt darüber, dass er sie beim Namen nannte, blieb sie am Treppenabsatz stehen. „Ich kenne Sie aus dem Fitnesscenter. Sie sind die Pr i vatdetektivin, richtig? Mein Name ist Marc Kehne. Ich trainiere auch dort, in der oberen Etage. Meine Kumpels und ich haben Sie beim Training be o bachtet. Sie sind unglaublich schnell, selbst Ihr Trainer kann da nicht mithalten.“
Dann fiel Marcs Blick auf die Aschehaufen in der Halle und auf der Treppe. „Haben Sie die alle erl e digt?“
Leyla sparte sich eine Antwort. „Also gut, Marc, ich kann Sie bis in die Stadt mitnehmen, aber um Isabella kümmere ich mich a l lein.“
„Und was ist mit Marie? Wer soll ihr beistehen, wenn sie mit ansehen muss, dass Sie ihre Mutter töten? Das haben Sie doch vor, oder?“ Marc hatte aufgeregt mit den Händen gest i kuliert, während er sie zu überzeugen versuchte.
Leylas Ruf war ihr wieder einmal vorausgeeilt. Jeder der sie kannte, wusste bald, dass sie im Auftrag ihrer Klienten Vampire jagte. Sobald ein triftiger Grund vorlag, hatte sie dafür die Lizenz vom Gesetzg e ber. Mittlerweile musste sie sich den Gerichtsbescheid nicht mehr vorher besorgen. Sobald ein Menschenleben ernsthaft in Gefahr war, reichte eine nachträ g liche Erklärung aus.
Marc hatte keine Probleme, ihren zügigen Schritten zu folgen. Der Kies in der Auffahrt knirschte unter seinen Füßen. Er war über einen Kopf größer als Leyla und wirkte ziemlich en t schlossen.
„Hören Sie, Marc, das kann gefährlich werden.“
„Was ich hinter mir habe, war auch nicht ungefährlich. Außerdem habe ich Erfahrung mit di e sen Blutsaugern.“
Sie stiegen in Leylas Wagen. „Welche Erfahrungen haben Sie denn?“, fragte sie und sta r tete den Motor.
„Ich habe mich mit achtzehn als Zeitsoldat verpflichtet und bin bei den ISAF-Truppen.“
„Die Sicherheitskräfte der ISAF-Truppe werden unterstützend in Krisengebieten eing e setzt.“
„Richtig, wir wurden gerufen, wenn es galt, die Ordnung in einem Land zu gewährlei s ten. Seit in Deutschland die Legalisierung diskutiert wird, änderten sich unsere Einsatzgebiete und wir bekamen häufiger den Befehl, auch militärische Fähigkeiten einzuse t zen. Vor allem in Rumänien, wo der Vampirismus zu eskalieren drohte. Später hatten wir dann Einsätze in Deutschland. Auf den großen Friedhöfen. Wir haben außerhalb der Dienstzeiten die Abende auf Friedhöfen verbracht, meine Kameraden und ich“, e r klärte er hastig, als Leyla ihn von der Seite anblickte. „Es war eine Art Party für uns, ein paar Bier und dann warten, bis die Untoten aus ihren Särgen kriechen.“
„Sie wissen, dass das illegal ist.“
„Ja, aber das kann einem niemand nachweisen. Wen interessieren ein paar Häufchen Asche auf der Friedhofswiese?“
„Sie haben sie gepfählt?“ Das hörte sie selten. Pfählen war eine u n saubere Angelegenheit, bei der man dem Vampir verdammt nahe kommen musste. Es erforderte einen geübten Umgang mit dem Pflock. Verfehlte man das Herz beim ersten Versuch, folgte keine weit e re Gelegenheit mehr.
„Nach Dienstschluss, wenn es untersagt war, Waffen einzusetzen. Das war ja der Spaß an der Sache.“ Marc nickte und
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