Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
schwang auf und knallte gegen die Wand. Damit hatte sie sichergestellt, dass niemand hinter der Tür lauerte. Das Stöhnen wurde lauter. Sie kauerte am Tü r pfosten und suchte mit Blicken das Zimmer ab. Die Häl f te des gediegen eingerichteten Raumes wurde von einem Polsterbett eingenommen, das mit dem Kopfteil gegen eine stuckverzierte Wand lehnte. Von dort hingen auch die Ketten mit zwei Handschellen he r ab.
Zwei Hände versuchten sich mit zerrenden Bewegungen daraus zu befreien. Die Arme des ju n gen, halb nackten Mannes waren über seinen Kopf gestreckt; aufgescheuerte Stellen bildeten sich an seinen Handgelenken, dort wo sich die eisernen Fesseln in sein Fleisch ri e ben. Seine Füße waren mit einem Seil zusammengebunden. Der Kopf war mit einer Vollmaske aus Leder bedeckt, deren Augen und Mundöffnung mit druckknopfgesicherten Klappen verschlossen waren. Leyla vermutete einen Knebel hinter der Mundklappe, als sich das Stöhnen zu einem panischen Gru n zen steigerte. Der Gefesselte hatte vernommen, dass jemand den Raum betreten hatte, und schlug aufgeregt mit dem ve r mummten Kopf hin und her. Leyla sicherte ihre Waffe, steckte sie in das Holster und ging auf den schlanken Körper zu, der wild zappelte. Gesunde, leicht gebräunte Hautfarbe. Mit einem Ruck zog sie die Auge n klappe auf und blickte in zwei haselnussbraune Augen, von denen eins einen Hauch länger brauchte, um sich in seine natürliche Stellung zurückzubegeben. Zurück blieb ein kaum wahrnehmbarer Silberblick. Erschreckt blinzelten die Augen. Mit ein paar Han d griffen hatte sie die Mundklappe entfernt und den Knebel aus seiner Mundhöhle gezogen. Er prustete und atmete endlich ungehi n dert tief ein.
„Danke … verdammt, dieses Luder hätte mich doch glatt hier li e gen gelassen“, sagte er und blickte unsicher zu Leyla auf. „Hey, was soll das? Was machen Sie da?“
„Ich suche Ihren Hals nach Bisswunden ab“, antwortete sie und zog weiter die Krempe an se i nem Hals hoch.
„Ich habe keine Bisswunden. Wie wär’s, wenn Sie mir das Ding vom Kopf ziehen wü r den?“ Er beugte sich vor.
Leyla sah die Lederverschnürung am Hinterkopf und nestelte sie auf. Zum Vorschein kamen ein kurzer Stoppelhaarschnitt und ein gut aussehendes, zorniges Gesicht. Nachdem sich seine Augen an das halbdunkle Licht im Raum gewöhnt hatten, starrte er Leyla ve r blüfft an.
„Was? Sie …?“
„Ja, ich“, entgegnete Leyla. „Wo sind die Schlüssel?“
Normalerweise wurden die Schlüssel für derartige Spielzeuge im selben Zimmer aufbewahrt, um sie nicht zu verlieren. Der G e fesselte konnte sie ja ohnehin nicht erreichen.
„Welche … oh!“ Offenbar erinnerte er sich an seine gefesselten Hände und daran, dass er fast nackt war. Ein rosiger Farbton überzog seine Wangen.
„Unterm Kopfkissen“, antwortete er zerknirscht.
„Wie nett.“ Leyla beugte sich über ihn und zog den kleinen Schlüssel aus der Wärme u n ter dem Kissen.
Sobald seine Hände aus den Fesseln befreit waren, löste er das Seil von seinen Füßen und sprang aus dem Bett. Er strauchelte, als seine Beine durch die Bewegungen wieder mit Blut ve r sorgt wurden. Er eilte zu einem Sessel, auf dem seine Kleidung abgelegt war. Leyla hatte unterde s sen aus dem Fenster gespäht und ging zurück zur Tür. Es war nichts zu hören.
„Sie sind ihr Liebhaber“, stellte Leyla fest.
Er hielt für einen Moment inne, sich seinen Pullover über den Kopf zu ziehen. „Es ist nicht so, wie Sie denken“, gab er kleinlaut zurück und rieb sich die aufgescheuerten Han d gelenke.
„Das würde ich an Ihrer Stelle auch behaupten.“
„Nein, ehrlich, ich wollte in Maries Nähe sein.“
„Ach? Ich glaube das haben Sie falsch verstanden, wenn Sie annahmen, die Zuneigung der Tochter über das Herz der Mutter zu gewinnen. In diesem Fall ihrer toten Mutter.“
„Es war viel leichter mit Isabella zusammenzukommen. Marie nahm mich nicht zur Kenntnis. Sie schien überhaupt nichts mehr zu bemerken. Nach dem Tod ihrer Mutter brach eine Welt für sie z u sammen, verstehen Sie?“
„Ja, aber jetzt ist sie zurück.“
„Darum geht es ja, seit ihrer Umwandlung ist ihr Einfluss auf Marie größer denn je. Sie folgt ihr aufs Wort. Sie hat immer an i h rer Mutter gehangen, doch jetzt …“
„Wo sind sie?“
„Sie wollten ins Kino gehen. Als ich vorschlug sie zu begleiten, wurde I sabella wütend. Ich habe sie noch nie zuvor so gesehen, ich meine, es ging doch nur ums Kino …“
Das lag im
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