Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
Wangen erschienen, und Leyla hatte ein bisschen Mitleid mit ihm.
„Ich werde hinuntergehen und mit dem Veranstalter sprechen. Für heute kann ich nicht mehr viel tun. Zukünftige Anfragen di e ser Art kann ich dann freundlich ausschlagen. Was Sie betrifft, Frau Barth, ich werde mich über Sie beschweren.“
„Bei wem? Ich bin selbstständig, Herr Strade.“
13
J
arno stand an der Ausfahrt zu dem Gebäude, in dem sich Leylas Büro befand, und lehnte lässig an der Hauswand. Seine dicken, braunen Haare hatte er zurückg e kämmt und zu einem Zopf gebunden. Er trug eine dunkle Sonnenbrille, die einen Teil seines netten Gesichts verbarg. Unter dem engen, schwarzen T-Shirt, dessen Vorderseite mit der silbe r glitzernden Applikation einer herausgestreckten Zunge verziert war, wölbten sich seine Brustmuskeln. Dazu trug er eine weiße Hose. Die glatte Haut seiner Arme war in unregelmäßigen Abstä n den von den Narben alter Bisswunden übersät. Er schien sich daran gewöhnt zu haben, angestarrt zu werden. Leylas Schlü s selbund baumelte klirrend in ihrer Hand, als sie auf ihn zuging. Obwohl sich ein sonniger Wintertag dem Abend neigte, fröstelte sie bei der Vorstellung nur mit einem T-Shirt bekleidet zu sein. Sie hatte nicht erwartet, Ja r no so bald wiederzusehen.
„Ich muss mit Ihnen reden“, sprach er hastig. Ihm schien sein A n liegen dringend zu sein.
„Lassen Sie uns hinaufgehen“, sagte Leyla.
Jarno folgte ihr die Treppe hinauf. Vor ihrem Büro angekommen, hielt er ihr die Tür auf. Le y la ging unter seinem Arm hindurch ohne den Kopf einziehen zu müssen. Innen lehnte er sich mit vor der Brust verschränkten Armen gegen die Wand und beobacht e te Leyla durch seine dunklen Brillengläser. Sie waren allein und Leyla tastete unauffällig nach ihrer Waffe. Sein Lächeln blitzte ihr entgegen und steckte voller Möglichkeiten.
„Was wollen Sie, Jarno?“ Leyla warf ihre Tasche auf den Schrei b tisch.
„Rudger ist seit zwei Tagen verschwunden.“
„Und? Was erwarten Sie von mir?“ Sie ließ ihre Frage beiläufig klingen, um vor Jarno zu verbergen, dass sie ein unheilvolles G e fühl überkam. Wieder kam die Sorge um ihn in ihr hoch.
Jarno stieß sich von der Tür ab und ging mit schwingendem Gang an Leyla vorbei zum Fenster. Sein Arm streifte sie wie ein Windhauch. Langsam nahm er die Sonnenbrille ab, ohne seinen Blick von ihr abzuwenden.
„Ihnen ist klar, dass Sie versuchen mit mir zu flirten?“
„Versuchen?“ Ein leichtes Lächeln lag in seinen Mundwinkeln.
„Ich bitte Sie, ich könnte Ihre Mutter sein.“
„Und damit in mein Beuteschema passen“, entgegnete er und grin s te.
Leyla sparte sich eine weitere Bemerkung in Anbetracht des Durchschnittsalters der Damen, die ihn während seiner Show ang e schmachtet hatten. Jarno würde seinen Lebensu n terhalt nicht nur als Süchtiger verdienen; er war der personifizierte Callboy, der die weiblichen Herzen aller Altersgruppen schmelzen ließ. Im Grunde war Jarno nicht so selbsts i cher, wie es den Anschein hatte. Das war das Anziehende an ihm. Leyla war zum Glück immun gegen seine Schmeicheleien. Doch ein Schmunzeln konnte sie sich nicht verkneifen. Sie saß halb auf ihrem Schreibtisch, als Jarno ein paar Schritte auf sie zukam. Er strec k te die Hand aus und berührte leicht ihre Schulter.
„Jarno“, mahnte Leyla und blickte auf seine Hand.
Mit einem Anflug von Bedauern in seinem hübschen Gesicht zog er seine Hand zurück. „Wie alt sind Sie, Leyla?“
„Bitte?“
„Ich weiß, dass man eine Frau nicht nach ihrem Alter fragen sollte. Es ist seltsam, ich kann Sie nicht einschätzen.“
„Ich bin sechsunddreißig und Sie können eine Frau heutzutage ruhig nach dem Alter fr a gen. Sie werden die Antwort mit Stolz gesprochen erhalten. Kommen Sie nur nicht auf die Idee, sich nach ihrem Körpe r gewicht zu erkundigen.“
„Danke für den Tipp, ich werde es mir merken.“ Dann wurde sein Gesichtsausdruck ernst. „Geht es Rudger gut?“
„Woher soll ich das wissen? Sie waren doch dabei, als ich ihn das letzte Mal gesehen h a be.“
„Ich dachte, Sie wüssten mehr. Es gibt eine Verbindung zwischen Ihnen und dem Mei s ter.“
„Gibt es die?“
Er sah sie unverwandt an. Es war ihr nicht möglich, se i ne Miene zu deuten, sie wusste nur, dass irgendetwas in ihm vorging.
„Wollen Sie damit sagen, Sie wissen es nicht?“, fragte er mit einem ungläubigen Gesichtsau s druck, der ihn noch jünger wirken ließ.
Leyla wich
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