Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
bedeutungsvollen Blick zu. Er musste gewusst haben, dass er Fjodora nur aufhalten und nicht vernichten konnte. Leyla wandte betroffen den Blick ab. Er hatte furchtlos einer übermächtigen Gegnerin getrotzt, damit sie fliehen konnte. „Aber sie hat Sie nicht get ö tet, sondern in den Rhein versenkt?“
„Fjodora erfreut sich an den Qualen ihres Feindes, besonders wenn diese ewig anda u ern.“
„Ewig?“
„Ein Vampir in einem wasserdichten Sarg, umgeben von Wasser, ist verdammt. In diesem Zustand sind wir weder tot noch l e bendig. Wasser ist ein mächtiges Element, es hemmt unsere Kräfte.“
Er sprach ruhig und nahezu gelassen, als würde dieses schreckliche Ereignis nicht ihn betreffen, sondern die sachliche Schild e rung eines beliebigen Vorkommnisses sein. Ein Mensch wäre kaum in der Lage, so nüchtern über ein derart traumatisches Erlebnis zu sprechen. Allerdings wäre ein Mensch auch erstickt, was in diesem Fall einer Erl ö sung gleichkam. Mitfühlend betrachtete sie sein Gesicht. Es wir k te entspannt, doch in seinen Augen sah sie Dankbarkeit und noch etwas anderes, das sie nicht deuten konnte. Sein Atem hörte sich zittrig an, als gäbe es etwas hinter seiner ruhigen Fassade, das es zu beher r schen galt. Er erhob sich gleichzeitig mit ihr und blickte sie mit einer Faszination an, als würde er sie zum ersten Mal sehen. Ein Anflug von U n behagen überkam sie und er schien es zu spüren.
„Es wird bald Zeit für mich“, sagte er sanft. „Die Dämmerung bricht herein.“
Unwillkürlich drehte sich Leyla zu der Wand, an der sie die Fenster vermutete und die schwa r zen Rollos sah. Da sie nirgendwo zwischen den schmucken Antiquitäten eine Uhr gesehen hatte, musste es Ru d gers Instinkt sein, der ihm den Tagesanbruch als tödliche Gefahr ankündigte.
„Ich schätze, das sollte ein Rausschmiss sein“, erwiderte sie und suchte nach ihrer Jacke. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sie ausgezogen hatte.
„Nein, Leyla, nichts liegt mir ferner. Du kannst bleiben, solange du willst.“ Er bückte sich und reichte ihr die Jacke, die neben dem Sofa auf dem Boden gelegen hatte. Er stand da und ließ sich bewusst von Leyla betrachten. Dabei wirkte er so selbstgefällig, dass sie für einen Moment Zorn aufwallen spürte. Die Wahrheit war, dass er in seiner legeren Freizeitaufm a chung unverschämt gut aussah, genauso wie in seinen ausgefallenen Anzügen. „Es ist nur so, dass sich das Penthouse per Zeituhr hermetisch abriegeln wird, sobald die Sonne aufgegangen ist und sich bis heute Abend nicht öffnet“, unterbrach er ihre Geda n ken.
Kein Vampir verriet seinen Schlafplatz oder bot jemandem an, ihn während seines Schlafes zu begleiten. Rudger tat es. Leyla blinzelte ihn an, überwältigt von dem tiefen Vertra u ensbeweis. Sie wusste aber nicht, ob sie sich selbst trauen konnte. Sie war nicht bereit Rudgers Schlaf zu bew a chen. Die Starre eines Vampirs war nichts anderes als der Tod.
„Warte, Leyla“, forderte Rudger sie auf, als sie nach ihrem Aut o schlüssel griff.
Er verschwand in einem der angrenzenden Räume und erschien kurz darauf mit einem Schwert, das in der Scheide steckte. Er hielt ihr das Schwert mit dem Griff voran hin.
„Nimm dies als Dank. Wie ich hörte, weißt du damit umzugehen.“
Leyla machte eine abwehrende Handbewegung. In ihrem Innern tobte ein Sturm aus gerührter Überwältigung und Unglaube. „Das kann ich nicht annehmen, Rudger.“
„Ich konnte annehmen, was du mir gabst. Das hier“, er deutete mit dem Blick auf das Schwert, „ist eine geringfügige Gegenlei s tung.“
Er zog das Schwert und hielt es ihr mit der einen Hand hin, während die andere ihr die Scheide reichte, um ihr die kostbare Wa f fe zu präsentieren. Leyla stockte der Atem bei dem Anblick des edlen Katanas. Sie vermochte nicht zu verhindern, erstaunt die Augen aufzureißen wie ein ju n ges Mädchen beim Anblick eines Verlobungsrings.
Ihre Hand legte sich um den mit Lederbändern umwickelten Griff. Edles Magnolienholz schimmerte zwischen dem Einband. Die dezenten Verzierungen am Rand der Klinge wiesen auf ein hochwertiges Schwert hin. Sie hatte schon einige Katana mit wu n derschönem Zie r rat gesehen, die sich allenfalls als Dekoration und weniger für den Kampf eigneten. Dieses hier zeichnete sich durch seine zurückhaltende Eleganz aus. Sie hob es an und betrachtete pr ü fend die glänzende Klinge aus gefaltetem Stahl. Dabei fiel ihr Blick auf die Signatur, die sich filigran
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