Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
anzusiedeln war. In kleinen Grüppchen unterhielten sich die anderen Patienten und reichten sich die im Wartezimmer ausg e legten Prospekte.
Die keltische Rezeptionistin servierte Champagner und Kaffee. Eine elegante Frau ohne sichtbaren Verband beugte sich mit gr o ßen Augen zu ihrer Gesprächspartnerin und raunte mit vorgeha l tener Hand. Leyla konnte ein paar Gesprächsfetzen auffangen.
„Wenn es dieses Mal nicht hält, können wir über den endgültigen Schritt nachdenken. Das hat mir der Arzt versprochen … mein Bi n degewebe ist zu schwach …“
Sie schaute kurz auf ihre Brüste und ein überraschter Ausruf voller Ehrfurcht wurde e r widert.
Eine kleine Frau kam ihnen entgegen. Mit ihrem Halsverband bis zum Kinn erinnerte sie an ein Schleudertraumaopfer. „Hallo“, grüßte sie mit einem breiten Lächeln, das in einer schmerzverzerrten Gr i masse endete. „Oh, das wird schon wieder“, presste die Frau hervor und beeilte sich, ins Wartezimmer zu ko m men.
„Und das, du weißt schon was, klappt jetzt viel besser …“, kam als Flüstern bei Leyla an. Sie blickte zu der Frau hinüber und ve r zog das Gesicht bei der Vorstellung, welche Art Operation da hochgelobt wurde.
Leyla bemerkte erst einen Moment später, dass Marie mit ihr sprach.
„Glaubst du, er hat die Wahrheit gesagt?“
„Ehrlich gesagt wäre mir eine Lüge lieber. Es passt mir nicht, doch ich glaube Thetanias Weste bleibt mal wieder lupenrein“, antwortete Leyla.
„Und nun?“
Leyla zuckte mit den Achseln. „Unser Mörder läuft noch frei rum und versucht den Ve r dacht auf Thetania zu lenken. Wir haben eine weitere Leiche, worüber meine charmante Auftraggeberin alles andere als begeistert sein wird. Kurz gesagt, ich drehe mich im Kreis. Ich hoffe, dass ich morgen auf der Botoxparty erfolgreicher bin.“
„Verdammt und wir müssen weg, zu diesem Einsatz …“ Marie seufzte.
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J
arnos schwarze Latexhosen waren zu eng für den modernen Zeitgeschmack und zwa n gen die Blicke auf die Ausbeulung zwischen seinen Beinen. Das signalrote Shirt saß hauteng und legte einen breiten Streifen brauner Haut an seinem Bauch frei. Seine Jacke hatte er sich l o cker über die Schulter geworfen, für den Fall, dass es ihm zu kalt werden könnte. Und es war kalt. Er stand an eine der Säulen vor dem Aurodom gelehnt und rauchte eine Zigare t te. Leyla fühlte sich unbehaglich in dem engen Kleid, dessen Kastenausschnitt ihre Brüste mehr betonte als bedeckte. Sie wollte sich nicht vo r stellen, wie sie neben ihm wirkte, als sie mit ihren hochhackigen Stilettos auf ihn zu schritt. W e nigstens boten sie die Möglichkeit, ein silbernes Messer in ihrem Schaft zu verbergen. Das war Grund genug, sie zu tragen. Leyla zupfte an ihrem leicht ausgestellten Roc k saum als könnte sie ihn damit verlängern. Sie wickelte sich enger in ihren Mantel und ärgerte sich über den knallroten Lippenstift, den sie aufgelegte hatte. Leyla tröstete sich mit dem Gedanken, dass Lippenstift bei ihr nicht lange hielt, da ihr Mund ständig in Bewegung war. Ev e lyn würde sich nicht mehr einkriegen, wenn sie sie so sehen könnte. Als wäre die ganze Situation nicht schon peinlich genug, stieß Jarno einen anerkenne n den Pfiff aus.
„Das ist ja der Hammer! Hat der Meister Sie schon so gesehen?“ Jarno musterte sie von oben bis unten.
„Warum sollte er?“
„Ich meine nur.“ Er küsste sie auf die Wange.
Am liebsten hätte sie ihm ihre Handtasche über den Kopf gehauen, scherzhaft natürlich. Doch darin befand sich neben den übl i chen Utensilien ihre Walther. Mit dem Gewicht hätte sie Jarno ernsthaft ve r letzt. Sie hatte die langen Lederriemen ihrer Tasche schräg um die Schulter geworfen, um sich einen letzten Rest Lässigkeit zu bewa h ren.
„Das gehört dazu, Sie haben mich gemietet und ich begleite Sie zur Party“, erklärte er sein au f fälliges Erscheinungsbild.
„Ich spiele heute die ältere Dame, die sich einen blutjungen Callboy als Begleitung geo r dert hat?“
„Jep, das sind die Regeln.“
Einen kurzen Moment gab die Tatsache Leyla einen Stich, dass er gegen das ‚ältere Dame’ ke i nen Einspruch erhoben hatte. Es sah so aus, als sei selbst sie nicht vor der Angst vor dem Älte r werden gefeit, ging ihr auf. Eine kurze Überprüfung ihrer inneren Einstellung ergab aber, dass sie sich deshalb niemals operieren und zum Vampir machen lassen würde. E r leichterung floss durch ihre Adern. Ab und zu ein Realitätscheck war wichtig,
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