Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
wenn man es tagtäglich mit Monstern zu tun hatte. Jarno gab sich betont locker, obwohl ihn etwas zu beunruhigen schien. Sein Blick wirkte verschlossen und seine Bewegungen verkrampft. Als sie zum Wagen gingen, hielt er sich dicht an Leyla. Sie spürte die Wärme seines Körpers. Wie bei einem anhänglichen Betrunkenen musste Leyla ein paar Mal seinen Arm von ihrer Schu l ter schieben. Sie schloss die Fahrertür auf und drehte sich zu ihm um.
„Es reicht jetzt Jarno, was ist los mit Ihnen? Wir können die Sache abblasen, wenn Sie sich unwohl fühlen.“
„Ich fühle mich prächtig. Wie sollte es anders sein, mit einer solchen Prachtfrau an meiner Seite?“ Er lachte. Er hatte etwas ei n geworfen, darauf hätte sie gleich kommen können. Sein verhangener Blick und die endlos geweiteten Pupillen spr a chen für sich.
„Okay Jarno, wir spielen ein Paar, um diese illegale Party zu besuchen. Ich bin Ihnen für Ihre Hilfe dankbar. Aber wir müssen nicht schon vorher damit anfangen.“
„Ich dachte, zum Aufwärmen.“ Er grinste verschmitzt.
„Danke, ich denke wir sind warm genug. Setzen Sie sich auf den Beifahrerplatz und s a gen mir, wohin ich fahren soll.“
„Die Landstraße Richtung Forstwald. Ich sage Ihnen Bescheid, wenn wir da sind.“
Sie legten die Strecke nahezu schweigend zurück. Jarno hatte Kopfhörer aus seiner Jackentasche gezogen und schaltete seinen MP3-Player ein. Er blickte aus dem Seitenfenster, während seine gebräunten Finger auf seinem Bein den Takt der Musik klopften. Zwei silberne Ringe hoben sich hübsch von der dunklen Haut ab. Zwische n durch fragte sich Leyla, ob er eingeschlafen war.
„Was haben Sie genommen, Jarno?“
Er blickte sie ausdruckslos an und zog ein Fläschchen Nasenspray aus seiner Tasche. Damit Leyla es besser erkennen konnte, hielt er den kleinen Flakon gegen die Windschut z scheibe in das Licht der vorüberziehenden Straßenlaternen. „Pep! Wollen Sie ’ne Nase?“
„Nein, danke.“
Jarno zuckte mit den Achseln und verstaute sein Amphetamin in seiner Tasche. Leyla bezweifelte, dass das Rauschmittel der ei n zige Grund für Jarnos wechselhafte Stimmung war. Zumindest war gewährleistet, dass er den Abend nicht wegen Müdigkeit a b brach. Dazu würde er dann höchstwahrscheinlich eine sedative Droge benötigen; einen sogenannten Downer, der beruhigend wir k te und ihn von se i nem Rausch herunter holte.
„Da vorne rechts die Einfahrt“, murmelte er und deutete auf einen kleinen Feldweg, der so u n scheinbar war, dass Leyla beinahe daran vorbeigefahren wäre.
Sie fuhren auf einen großen Hof, der von Feldern und Wiesen umgeben war. Der Vollmond legte sein silbriges Licht auf die we i ter entfernten Wälder. Die Fassade des Gutshauses war rostrot und hatte zwei Stockwerke. Es gab viele Fenster, die alle hell e r leuchtet waren. Die Farbe der Häuserfront vereinte sich in den reich verzierten Stuckrosetten über der Eingangstür mit einem leuchtenden Orange. Vor dem Hintergrund der nächtlichen Weiden wir k te das Haus wie von einem Künstler in die Landschaft gemalt. Die Reifen knirschten auf dem Kiesweg, als Leyla vor dem Haus parkte. Sie befanden sich i n mitten eines Fuhrparks aus Luxuslimousinen. Ihr Opel Astra war noch nicht alt und konnte als schmuckes Auto durchgehen. Zwischen den noblen Karossen wirkte er jedoch wie eine vergessene Blec h büchse.
„Am besten Sie halten sich immer an meiner Seite“, raunte ihr Ja r no zu.
Leyla schaltete den Motor aus und Stille legte sich über sie. „Kann ich mich auf Sie ve r lassen, ich meine wegen …“ Sie warf einen viels a genden Blick auf seine Jackentasche.
„Ach, das“, sagte er und lachte. „Ich kokse andauernd, das ist für mich ein Normalz u stand.“
„Wie beruhigend.“
„Ich habe verlauten lassen, dass ich in Begleitung meiner Stammkundin komme, die sich gerne in die Kreise der Thetania Anh ä nger begeben möchte. Sie denken über den einen oder anderen Eingriff nach, aber das wird Ihnen keiner abnehmen.“
„Charmeur. Ich wette, Sie machen das öfter.“
„Flirten? Klar! Die meisten Damen, die ich begleite, haben einschlägige Erfahrungen in dem Metier, sie wissen, worauf sie sich ei n lassen.“
„Ich verstehe.“
Jarno nickte und reichte ihr seine Hand. Nach kurzem Zögern e r griff Leyla sie. Sie war heiß und verschwitzt. Sie gingen auf das G e bäude zu, aus dessen Innern klassische Musik erklang. Rechts von ihnen befanden sich die flachen Gebäude der Stallungen und
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