Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
Ihnen.“ Er eilte den Steg entlang.
Leyla folgte ihm und sah noch aus den Augenwinkeln, wie Rolf missmutig den Kopf schüttelte. Herr Heine führte sie zu drei Kad a vern, die scheinbar für ihn die wahren zu Betrauernden waren. Tatsächlich füllten sich seine Augen mit Tränen und seine Brillengläser beschlugen. Leyla betrachtete die toten Körper der grünen Anakondas, die schätzung s weise sechs bis acht Meter lang waren. Ihre erh a benen Körper lagen lang ausgestreckt und schlaff im Gras.
„Ich verstehe das nicht. Vandalismus, Tierquäler, womit haben wir es hier zu tun? Wem nutzt es was, diese prächtigen Schlangen zu töten?“, fragte er mit erstickter Stimme.
Leyla bückte sich und hob den Kopf eines toten Tieres an. Ihre Hand war nicht groß genug, um dessen Umfang zu umfa s sen. Auf der weichen Unterseite seines Mauls fand sie zwei kleine Einstichlöcher. Die anderen Schlangen wiesen die gleichen Bisswu n den auf. Der Veterinär würde feststellen, dass die K a daver blutleer waren.
„Sehen Sie es? Ihre Haut hat die gleiche Schuppenstruktur wie die Flecken auf dem Arm der toten Frau“, ereiferte sich Herr He i ne.
„Sie hatte grüne und blaue Hautveränderungen. Gibt es blaue Schlangen?“, fragte Leyla.
„Es sind alle Farben vertreten, vor allem während der Häutung s phasen.“
Leyla beschloss, dass es an der Zeit war, dem Meistervampir der Stadt ein paar Fragen zu stellen. Schließlich gab es niemand a n deren, den sie zu diesem Thema befragen konnte.
„Wie ist dein Eindruck, Leyla?“ Rolfs Frage war obligatorisch für jeden neuen Tatort.
„Keine Einwirkung von Menschen, höchstwahrscheinlich. Täter waren Vampire.“
„Höchstwahrscheinlich ist eine Einschränkung“, stellte er fest.
„So ist es, und bei den Opfern handelt es sich um einen Vampir und einen Menschen, die ein Liebespaar gewesen waren.“
Rolf gab sich Mühe, seine Abscheu über ein gemischtes Paar zu verbergen. „Das weiß ich auch“, knurrte er und machte seine Not i zen.
Leyla verabschiedete sich von dem aufgelösten Zoodirektor mit ein paar tröstenden Worten.
Erleichtert trat sie nach draußen in die winterliche Kühle. Im Regenwald herrschte def i nitiv nicht ihr bevorzugtes Klima.
„Und was meinst du, Kommissar?“
„Den Spuren nach waren die Schlangen zuerst tot. Dann muss es einen Kampf gegeben haben, bei dem der Tierpfleger umg e kommen ist. Allen Anzeichen nach kam die Frau mit den Angre i fern in das Tropenhaus. Allerdings bin ich da nicht sicher, weil es Fußspuren von sechs Personen gab. Die anderen Spuren deuten auf eine Person mehr hin. Möglic h erweise wurde einer getragen.“
„Oder konnte schweben?“
„Redest du von diesen Dingern … diesen Gargoyles vom Bah n hof?“
„Möglich, ich weiß es noch nicht, Rolf.“
„Auf jeden Fall hat die Frau versucht, den Tierpfleger zu schützen und aufgrund dessen den Kopf verloren“, sagte er.
Auf seinem Gesicht machte sich ein verkniffenes Grinsen breit. Diese Art Wortwitz war üblich unter Polizisten und ähnlichen Berufsgruppen, in deren Alltag sich die Abgründe der Menschheit auft a ten. Anders konnte man nicht verhindern irgendwann den Verstand zu verlieren.
„Ich denke, ich fahre in mein Büro und schreibe die Berichte, die ich dir noch schuldig bin“, sagte Leyla.
„In Ordnung … und danke“, rief er ihr hinterher.
Leyla winkte ihm im Weggehen zu, ohne sich umzudrehen. Sie lächelte, denn Rolf bedankte sich nicht oft. Er war ihr für jede Mitarbeit dankbar, dazu bedurfte es keine Worte. Sie honorierte es, i n dem sie ihren Papierkram gleich erledigte. Zumindest bis zum späten Nachmittag. Um diese Jahreszeit brach die Dämmerung früh herein und viele Vampire erwachten früher, hielten sich aber in geschloss e nen Räumen auf. Vorher hatte sie keine Chance, Rudger anzutreffen.
23
D
ie Aufzugtür zum Penthouse öffnete sich und Leyla stürmte in Rudgers halbdunkles Wohnzimmer. Er saß mit e i nem Glas Wein vor dem prasselnden Feuer seines Kamins und trug einen edlen Morgenrock aus Brokat. Die Flammen warfen ihren Widerschein auf sein ebenmäßiges Gesicht und zauberten goldene Reflexe in sein zurüc k gebundenes Haar. Sie hielt inne und starrte auf die hoffnungslos kitschige Szene, die sich ihr bot. Der Meisterva m pir bediente jedes Klischee eines schnulzigen Liebesromans und er war atembera u bend.
„Du hast es also herausgefunden“, begrüßte er sie.
„Warum haben Sie es mir nicht erzählt,
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