Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
Rudger zurück nach Krinfelde an den Ort seiner Wurzeln. Fjodora und Vincent begleiteten ihn und standen in der Nacht neben ihm, als er auf dem Land seiner Vorfahren stand. Die Stadt hatte damit angefangen sein Land zu bebauen. Für einen M o ment vergaß er, dass er seit vielen Jahren untot war, und ließ dem Zorn freien Lauf. Fjodora schien es zu genießen, ihn so zu sehen und warf Späne in die lodernden Flammen, indem sie über die Selbstherrlichkeit der Menschen, die sich alles aneigneten, zeterte. Geblieben waren die unterirdischen Katakomben, in denen die drei ihren Unte r schlupf einrichteten. Bei Nacht gingen sie in Krinfelde und Umgebung auf die Jagd.
Doch Rudgers Zorn verging und das sinnlose Töten erfüllte ihn mit Abscheu. Fjodora reagie r te auf seine Wandlung, indem sie Vincent zu ihrem Favoriten machte. Vincent war gehorsam und erhob Anspruch auf das Privileg des Meisters, obwohl er bede u tend jünger war als Rudger. Er hatte keine Chance und Rudger spielte das Spiel mit. Fj o doras Spiel. Sie drangen weiterhin in die Häuser ein und nährten sich an ihren Bewohnern. Fjodoras Fähigkeiten ließen Bisswunden sofort verheilen und stellten die Me n schen bei der Suche nach der Ursache der seltsamen Tode s fälle vor ein Rätsel.
Rudger warf einen Blick auf Leylas erschrecktes Gesicht. Doch er hatte beschlossen, dass sie die Wahrheit über ihn erfahren sol l te.
„Wie konntet ihr in die Häuser eindringen, ohne eingeladen zu werden?“, fragte Leyla.
„Wir wurden eingeladen. Du hast Fjodora gesehen. Meist wählte sie die Gestalt des hil f losen Mädchens, das zu nachtschlafender Zeit an eine Haustür klopfte und um Hilfe bat. Sie wurde nicht abgewiesen, von niemandem und alle blickten ihr in die Augen. Auch deine Mu t ter.“
Leylas Hand wanderte zu ihrem Hals und strich dann eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Ihr G e sicht wandte sich ihm zu und für einen Augenblick forschte sie in seinen Augen. Mit einem ang e deuteten Nicken fuhr sie damit fort, die Flammen im Kamin zu betrachten. Rudger stellte sein Glas auf den Tisch und sprach weiter. Ihre Begle i ter erhielten ebenfalls Einlass, dafür sorgte Fjodora, sobald sie ein Haus betreten hatte. Sie nutzte ihre überzeugenden Mi t tel.
Die hochschwangere Frau war schneller tot, als sie begreifen konnte, was geschah. Fjodora hatte sich auf sie gestürzt und zu B o den gerissen. Während sie rittlings auf dem Brustkorb der Frau hockte und ihre kleinen, scharfen Zähne in ihren Hals rammte, drückte ihr Unterkörper gegen den prallen Bauch und schob das Ungeborene in den Geburtskanal. Die Wehen mussten schlaga r tig eingesetzt haben und mit einem letzten Funken Leben wurde das Kind geboren. Vi n cent ergriff einen erschlafften Arm des Opfers und hieb seine Zähne in das weiche Fleisch. Rudger konnte sich nicht gegen den Blutrausch wehren und hatte sich vor ihre Beine gekniet, die aufgehört hatten wild um sich zu treten, um die Schlagader im Oberschenkel zu öf f nen, als plötzlich ein Schwall Wasser aus dem Unterleib der Toten schoss. Er starrte auf ihren entblößten Leib, über den ihr Nachthemd hinauf gerutscht war.
Leylas Anwesenheit ließ ihn diesen Moment noch einmal erleben, als sei er gestern g e schehen. Das längst vergessene Gefühl von Erbarmen erfüllte ihn damals unerwartet und wischte die mühsam au f gebaute Kaltblütigkeit hinweg. Die Blutgier rauschte durch seine Adern und wurde jäh zum Stillstand gebracht. Der Säugling rutschte mit einer Blutfontäne aus dem Körper heraus und wäre auf den Boden geklatscht, wenn sich nicht Rudgers Hände wie von allein ausgestreckt hätten, um das nasse Bündel Mensch aufz u fangen.
Rudger blickte zu Leyla, die ihn mit offenem Mund anstarrte. Er erwiderte ihren Blick und fuhr mit seiner Erzählung fort. Rudger sah zu Fjodora auf, die neben ihm erschienen war und sich das Blut aus dem Mundwinkel wischte. Vincent ließ den schla f fen Arm der Toten fallen und blickte unbeteiligt in seine Richtung. Blut triefte von Vincents Unterlippe und im nächsten M o ment erschien ein gehässiger Ausdruck in seinem Gesicht.
„Dreh ihr den Hals um oder sauge sie aus, mir soll es gleich sein“, hatte Fjodora ihm gönne r haft zu verstehen gegeben. „Ich gehe mit Vincent voraus.“ Sie strich ihr Kleid glatt und rauschte hinaus. Vi n cent war ihr ergeben gefolgt.
Rudger blieb zurück und blickte auf den kleinen Körper, der sich in seinen Händen zu regen begann. Eine Blutlache hatte sich auf dem Boden
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