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Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Titel: Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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diagnostizierten in solchen Fällen einen ungesunden Verdrängungsprozess. Leyla sah darin die Fähigkeit, sich auf das W e sentliche zu konzentrieren und sich nicht von persönlichen Empfindungen ablenken zu lassen. Sie hatte einen Fall zu lösen und musste sich um die Gegenwart kümmern. Das Vergangene konnte noch warten. Es kam nicht alle Tage vor, dass ein Mei s tervampir bereitwillig Informationen preisgab. Rudger blickte sie überrascht an. Sie versuchte in seinen Blicken zu lesen und sah in tiefe, u n ergründliche Augen.
    „Fjodora ist überaus mächtig und zieht ihre Lebenskraft aus dem Unheil der anderen. Es ist die Angst im Blut ihrer Opfer, aus dem sie ihre Kraft zieht. Sie kann alles sein, was sie will. Zumi n dest betont sie das ständig“, erwiderte er. Ein qualvoller Ausdruck glomm in seinen Augen auf und verschwand wieder. „Sie ist mehr als ein Vampir. Sie ist eine G e staltwandlerin, vielleicht sogar eine Göttin. Ich kenne sie nur als Hermaphroditen.“
    „Wo befindet sich der Ort, den sie ihre Heimat nennt?“
    „Im Amazonasdschungel. Sie suchte vor vielen Jahrhunderten nach einem Ort, an dem sie sich bei Tageslicht frei bewegen kon n te.“
    „Ich dachte Tageslicht kann ihr nicht schaden?“
    „Das ist auch so, dazu ist sie zu mächtig. Sie empfindet es als una n genehm.“
    „Warum kehrte sie nach Deutschland zurück?“
    „Sie kontrolliert ihre Anhänger, überzeugt sich von der ungebrochenen Treue ihrer Meistervampire“, antwortete Rudger und Scha t ten zogen über sein Gesicht.
    „Sie scheint sich auch gerne zur Schau zu stellen.“
    „Ihr Exhibitionismus war schon immer sehr ausgeprägt. Das Rote Palais bietet ihr die o p timale Möglichkeit dazu und Vincent steht ihr da in nichts nach, wie du gesehen hast.“
    Leyla erinnerte sich an die skurrile Vorstellung im Aurodom.
    „Manchmal gibt sie sich auch besorgt um ihre Art. Es kommt auf ihre Laune an“, fügte er hi n zu.
    „Sorge? Vampire sorgen sich nicht, sie lieben nicht einmal …“ Leyla schwieg abrupt, bestürzt über ihre eigenen Worte. Unfas s bar, dass sie das wirklich gesagt hatte.
    „Woher willst du das wissen?“ Seine Stimme klang tief und heiser.
    „Nun, weil sie keine Seele haben, denke ich“, antwortete sie z ö gernd.
    Seine Hand hatte sich fest um die Sessellehne gespannt, sodass die Knöchel seiner Finger he r vortraten. Leyla wich seinem Blick aus, weil der Schmerz, der für einen Moment darin aufglomm, sie traf. Sie fühlte, dass der Zeitpunkt gekommen war, sich der Real i tät zu stellen. Sie hatte das Gespräch in diese Richtung gelenkt und musste sehen, wie sie da raus kam. So viel zum Thema Ve r drängen.
    „Dazu müsste man erst wissen, was eine Seele ist, Leyla“, sagte Rudger und wandte se i nen Kopf zur Seite. Er schwieg für einen Moment.
    Leyla beobachtete das leichte Zucken seiner Wangen und wusste, dass sie es nur wahrnahm, weil er es zuließ. Er sprach we i ter, ohne sie anzusehen.
    „Es kommt auf den Blickwinkel an. Ist die Seele der immaterielle Sitz von Empfindungen und Charaktermerkmalen oder bede u tet sie schlicht Atem und wird mit dem Tod au s gehaucht?“
    „Ich weiß es nicht. Ich kann mir Fjodora nicht als Wesen mit einer Seele vorstellen.“
    „Das ging mir bei Jack the Ripper auch so.“
    Leyla erwiderte sein Lächeln. Es tat gut, ihn lächeln zu sehen.
    Der Tag neigte sich dem Ende und hinter ihnen warfen die halb herabgelassenen Jalousien ihre gestreiften Schatten auf die Wä n de und Möbel.
    Sie empfand mehr für Rudger, als sie sich einzugestehen bereit war. Sie würde sich zum gegebenen Zeitpunkt damit auseinande r setzen, doch zunächst hatte sie einen Fall zu lösen. Schließlich war sie ein Profi und wollte sich nicht vom inneren Tumult ihrer Gefühle ablenken lassen. Alle r dings fiel das immer schwerer. Er war aufgestanden und lehnte ihr gegenüber mit einem Arm am Kaminsims. Der Inbegriff eines Gentlemans aus vergang e nen Zeiten. Die cremefarbenen Spitzen seines Hemds flossen unter den Ärmeln des Mo r genrocks über seine bleiche Hand und fielen um das Weinglas, das er hielt. Leylas Blick fiel auf den schwarzen Granit, der hinter Rudger den Kamin einrahmte. Das edle Gestein war auf Hochglanz poliert, sodass sich der Schein der Lampen darin spiegelte. Doch von Rudgers Spiegelbild war nichts zu sehen, was Leyla verdeutlichte, dass er kein Mensch war. Sie eri n nerte sich an ihr Gespräch vor dem Spiegel im Aufzug.
    „Du sagtest, dass dein Spiegelbild im

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