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Das rote U

Das rote U

Titel: Das rote U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Matthießen
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brauchten Bernhards
sich nicht mehr zu sorgen. Die Leute vom Roten U würden die Sache schon
machen! –
    Aber kein Zettel war da. Noch
genauer als gestern suchten die fünfe. Jede Seite in ihren Büchern
blätterten sie um. Hinter die Umschläge schauten sie, aber nichts,
nichts!
    Sie waren wie vor den Kopf
geschlagen, als sie heimgingen. Und auch zu Hause erfuhren sie nichts Neues.
Nur Malas Vater, der Redakteur, konnte einiges
erzählen, und so kam es, dass Mala an diesem
Tage sein Kompott stehen ließ und spornstreichs hinausrannte zu den
Kameraden. Die warteten schon an der Kirche auf ihn.
    „Die drei Kerle bei der
Frau Schmitz sind schon verhaftet worden!“ rief er ihnen entgegen.
    „Woher weißt du
das?“ fragten alle wie aus einem Munde.
    „Natürlich von
meinem Vater. Heute Mittag um elf Uhr schon – alle drei, es sind wirklich
die gewesen, die gesagt hatten, sie machten den Landrichter kalt...“
    „Woher wusste denn die
Polizei, wo sie wohnten?“
    „Na, ihr seid mir aber
schöne Esel!“ rief Mala , „das ist
doch klar: vom Roten U!“
    „Hat das dein Vater
gesagt?“
    „Nein, aber das kann man
sich denken. Man ist doch nicht auf den Kopf gefallen! Nur hätten die
Kerle mit der ganzen Sache nichts zu tun, sie würden sicher heut’
schon wieder entlassen. Mein Vater wusste das schon.“
    „Na, die würde ich
aber festhalten, wenn ich der Rademacher wäre!“ sagte Döll,
„die setzt’ ich so lange auf einen glühenden Herd, bis ich
alles raus hätte, das tät’ ich...“
    „Und ich würd’
ihnen Stückchen für Stückchen die Ohren abschneiden, und dann
die Nasen und die Finger... Dann täten sie schon den Mund auf!“
knurrte Boddas grimmig.
    „Skalpieren, das
wäre auch Sache...“, meinte Knöres .
    Aber Silli schüttelte ärgerlich das blonde Köpfchen. „Das ist ja
alles Unsinn“, sagte sie, „was stehen wir überhaupt hier so
dämlich rum? Ich meine, wir könnten auch was tun! Irgendwas! Man
fliegt ja in die Luft!“
    „Wenn nur das Rote U uns
schreiben wollte!“ seufzte Döll.
    „Ach was, jetzt sind wir
eben selber das Rote U!“ rief Silli , und sie
trat mit dem Fuß auf, „... der arme Kerl muss gefunden werden,
muss!“
    Ja, bisher hatten sie ihn kaum
beachtet, und nun drehte sich auf einmal die ganze Welt um ihn. Und jeder von
den Jungen spürte plötzlich sein böses Gewissen. Hätten sie
ihn doch wenigstens öfter einmal mitspielen lassen, ihm ab und zu einmal
ein gutes Wort gesagt. Aber nein, gestoßen hatten sie ihn, ausgelacht,
verspottet... oh, das spürten sie jetzt bitter. Wie wollten sie zu ihm
sein, wenn er wiederkäme! Jeden Tag dürfte er mitspielen, und niemals
mehr würden sie ihn auf der Treppe oder in den Gängen umrennen, und
wenn die Mutter ihn nicht abholte, dann würden ihn jedes Mal die Leute vom
Roten U selber nach Hause bringen.
    Aber vielleicht war es nun zu
spät, für immer zu spät...
    Langsam schlenderten sie durch
das Fährgässchen, tappten durch den tiefen Schnee. Der war am Mittag
noch beiseite gekehrt worden, und nun ging er ihnen schon wieder fast bis
über die Schuhe. Dabei schneite es noch immer, und die Luft war so still
– bis hierhin konnten sie das knirschende Geschiebe der Eisschollen vom
Rhein her hören.
    Nun kamen sie an dem
hässlichen und schmutzigen Logishause vorbei. Aber nichts regte sich
drinnen, böse und stumpf schauten die halbblinden Fenster. Es fiel ihnen
gar nicht ein, dass sie ja diesen Nach-mittag in die Schule mussten. Erst als
es zu spät war, dachten sie daran.
    Und Boddas sagte gleich: „Morgen schwänzen wir auch... Und übermorgen
kriegen wir ja sowieso Ferien... Was meint ihr – sollen wir hier an dem
Haus noch aufpassen?“
    „ Silli ,
was denkst du?“ fragte Mala .
    „Ja gewiss“, sagte
das Mädchen, „aber sie werden jetzt ja wohl noch nicht zurück
sein. Vielleicht werden sie von der Polizei erst heute Abend entlassen oder
morgen früh. Aufpassen müssen wir natürlich schon... Und wenn
sie kommen, dann sind wir immer hinter ihnen her. Es bleiben also drei von uns
jetzt hier, die anderen zwei gehen sofort an die Post und fragen nach dem Brief
an das Rote U. Wir müssen endlich wissen, ob es ihn abgeholt hat oder
nicht.“
    „Du tust ja grad, als
hättest du jetzt über uns das Kommando!“ rief Boddas .
    Das Mädchen nickte:
„Das hab’ ich auch! Ihr wisst ja alle keinen Rat, und weil ich
einen weiß, darum hab’ ich jetzt auch zu kommandieren! Also los, Mala , du bist der Größte, und

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