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Das rote U

Das rote U

Titel: Das rote U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Matthießen
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wie
heißt ihr?“
    „Das ist der Fritz Weber
und der Peter Kuhlenbeck “, sagte der Lehrer.
    Der Kommissar nahm sein
Notizbuch. „Mal aufschreiben...“ Er notierte die Namen. „Wo
wohnt ihr?“
    Die beiden stotterten es heraus
– der eine wohnte am Wallgraben, der andere in der Burgstraße.
    „Sehen Sie, Herr
Kommissar“, sagte der Lehrer, „die beiden hatten also mit dem
kleinen Bernhard ein Stück Weg gemeinsam.“
    „Wie weit seid ihr also
mitgegangen?“ fragte der Kommissar.
    „Bis an unsere
Haustür“, sagte Peter.
    „Ich auch bis an unsere
Haustür“, rief Fritz.
    „Und von da aus hatte der
Bernhard also noch ungefähr so zehn Minuten. Habt ihr denn gar nichts
Verdächtiges gesehen? Sind Leute hinter euch hergegangen?“
    Die Kinder schüttelten die
Köpfe. Nein, nichts, gar nichts war ihnen aufgefallen. Sie hatten auch auf
die Leute gar nicht geachtet. Denn sie hatten von Weihnachten gesprochen. Und
der blasse Junge hatte noch erzählt, er hätte sich eine
Indianerausrüstung gewünscht, aber wenn er sie kriegte, dann spielte
er doch nur zu Hause damit, weil ihn sonst sicher alle auslachten. Und da
hatten sie ihn noch gefragt, ob sie dann nicht einmal zu ihm kommen
dürften. Sie lachten ihn nicht aus, nein, sie nicht. Ja, und dann hatten sie ihn noch gefragt, warum ihn denn heute seine
Mutter nicht abgeholt hätte... Die müsste jetzt immer dem Christkind
helfen, hatte er gesagt, und dann hatte er ihnen noch versprochen, dass sie
kommen dürften, und nun war der Peter gegangen, und nach einer Minute auch
der Fritz...“
    Der Kommissar klappte sein
Notizbuch zu.
    „Also wieder mal
nichts“, sagte er, „wohnen noch mehr Kinder Ihrer Schule da in der
Gegend?“ fragte er den Rektor.
    „Da müssen wir schon
in den einzelnen Klassen nachforschen“, meinte der, „auswendig
weiß ich das nicht.“
    „Na, dann los –
vielleicht hat ihn doch später noch einer gesehen.“
    Sie gingen wieder, alle drei.
Und in der Klasse fing zuerst da und dort ein Flüstern an, dann ein
Summen, und nun war’s ein aufgeregtes Geschrei, das wie ein Brand
über die Bänke flatterte.
    Nur Boddas und Mala waren still. Und endlich schaute einer den
anderen an.
    „Was meinst du – ob
wir es hätten sagen müssen?“ fraget Boddas .
    „Was? Das mit den drei
Kerlen?“
    „Ja, sicher. Das Rote U
hat Bescheid gewusst. Da kannst du Gift drauf nehmen...“
    „Wir wissen ja
überhaupt nicht, ob sie es waren!“ flüsterte Mala , „es kommen doch jeden Tag Kerle aus dem
Gefängnis...“
    „Und wir, wir kommen
hinein, wenn wir die Geschichte mit dem Roten U erzählen; wir können
doch nicht einfach sagen, da bei der Frau Schmitz sind am Sonntag drei Kerle
eingezogen, die sind grad von der Ulmer Höh gekommen, und die haben es gemacht... Dann wollen sie doch auch wissen, woher
wir das haben, und warum wir denen so nachspioniert haben... Nein, das geht
nicht. Hoffentlich schwätzen die anderen nichts aus...“
    Aber niemand hatte auch nur ein
Wort gesagt. Zwar erzählte Silli in der
Zehnuhrpause, sie hätte sich beinahe die Zunge abgebissen...
    „Ich habe so im
Gefühl, dass da was nicht stimmt“, meinte sie.
    „Und das mit dem
Faltboot, das der August aus der Gerresheimer Straße besorgen sollte“, sagte Döll, „wer weiß,
vielleicht haben sie den Ühl den Rhein herunter nach
Holland gefahren und verkaufen ihn als Sklaven...“
    „Den Rhein herunter! Du
bist ja verrückt!“ rief Knöres ,
„bei dem Eisgang... die Fähre nach Oberkassel geht ja schon vierzehn
Tage nicht mehr. Nein, damit hat das Faltboot bestimmt nichts zu tun, und auch
unsere Verbrecher nicht... Was sollen die mit dem armseligen Ühl anfangen? Sie könne ihn doch nicht
fressen!“
    Silli schüttelte sich vor
Grausen. „Vielleicht haben sie ihn umgebracht, um sich an dem Landrichter
Bernhard zu rächen.“
    Wie Silli das sagte, war es ihnen, als hätten sie einen elektrischen Schlag
bekommen. Ja, sie musste recht haben. Das war es. Oder doch nicht?
    „Ausgeschlossen, Silli “, sagte Boddas ,
„meint du vielleicht, das Rote U hätte das dann nicht gewusst?
Bestimmt hätt’ es geschrieben, wir sollten auf den kleinen Bernhard
aufpassen.“
    „Vielleicht finden wir
nach der Pause doch wieder einen Zettel?“
    Ja, daran hatten sie gar nicht
mehr gedacht. Und sie atmeten ein wenig auf. Jetzt konnte ja noch alles gut
werden. Bestimmt würde gleich der Zettel da sein, und das Rote U
würde sie auf die Spur der Verbrecher setzen. Und dann

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