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Das rote Zimmer

Titel: Das rote Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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ich. »Mit wem sollte ich über ihn sprechen?« Ich musste an Dolls Überraschungsbesuch denken. »Er ist kürzlich bei mir in der Wohnung aufgetaucht.«
    Oban zuckte mit den Achseln. »An Ihrer Stelle wäre ich vorsichtig.«
    »Das bedeutet natürlich, dass Julie über ihn Bescheid weiß.«
    »Natürlich«, antwortete Oban augenzwinkernd.
    »Ach ja, und ich habe mit Will Pavic über ihn gesprochen. Will kennt ihn sowieso.«
    »Pavic schon wieder?« Oban stieß einen weiteren Grunzlaut aus. »Ihr Umgang macht mir langsam Sorgen.
    Was dieser Typ treibt, ist eine ziemliche Gratwanderung.«
    »Sie sind nicht der Erste, der das sagt.«

    Obans Miene verfinsterte sich. »Ich meine es ernst, Kit.
    Pavic hat sich mit vielen Leuten hier in der Gegend angelegt. Die Leute von den Sozialdiensten hassen ihn.
    Ein paar von den Journalisten haben ihn ebenfalls auf dem Kieker.«
    »Wieso denn eigentlich?«, fragte ich. »Ich weiß, dass er keine besonders umgängliche Art hat, aber im Grunde versucht er doch nur zu helfen.«
    »Meinen Sie?«, fragte Oban in zweifelndem Ton.
    »Einige Leute sind da ganz anderer Meinung. Es gibt Gerüchte über Drogenhandel in seinem Jugendhaus.
    Eigentlich sind es schon mehr als Gerüchte. Manche Leute sagen, dass er bloß beide Augen zudrückt, aber andere behaupten, er sei mit ein paar Prozent am Geschäft beteiligt. Glauben Sie mir, wenn der Typ auch nur den kleinsten Fehler macht, kann er einpacken. Aber ich wollte eigentlich was ganz anderes sagen. Ich bin von ein paar Journalisten wegen Mickey Doll angerufen worden.«

»Wieso denn das?«
    »Sie haben mir Fragen gestellt. Stimmt es, dass er wegen der Morde verhört worden ist? Ist mit einer Anklage zu rechnen? Warum hat man ihn wieder laufen lassen?«
    »Wie haben die überhaupt von Doll erfahren?«
    »Dieses Revier ist wie eine gottverdammte Nachrichtenagentur. Wenn hier jemand auch nur furzt, hängt sich sofort ein anderer an die Strippe und informiert die Mail .«
    »Was haben Sie geantwortet?«
    »Hab nur die groben Fakten aufgezählt. Falls diese Leute bei Ihnen ebenfalls anrufen sollten, verweisen Sie sie an mich. Da ist er ja.«
    Ich rechnete schon damit, Michael Doll zu sehen, aber er meinte Seb, den Lieblingspsychiater der Medien. Poppys Mann und damit eine Art Freund von mir. Heute sah er aus, als würde er gleich in den Ein-Uhr-Nachrichten auftreten. Er trug eine schwarze Hose mit tadelloser Bügelfalte, Stiefel und eine ziemlich auffällige schwarze Lederjacke über einem leuchtend weißen Hemd. Sein Haar war aufs Vorteilhafteste zerzaust, und passend dazu hatte er sich einen Eintagesbart stehen lassen. Er trat auf mich zu, küsste mich auf beide Wangen und nahm mich anschließend noch in den Arm. »Kit«, sagte er, »ist das nicht großartig? Dass wir am selben Fall arbeiten, meine ich.«
    »Wunderbar«, antwortete ich, gefangen in seinen Armen, in denen ich mich höchst unwohl fühlte. »Wie geht’s Poppy?«
    »Was? Ach so, gut, alles im grünen Bereich. Du weißt ja, wie Poppy ist.« Lachend zwinkerte er Oban zu. »Kit und ich kennen uns schon eine Ewigkeit.«
    »Sieht fast so aus.«
    »Sie und meine Frau sind dicke Freundinnen. Kit gehört sozusagen zur Familie.«
    »Dann kennen Sie auch Julie?«, fragte Oban.
    »Julie?« Seb runzelte die Stirn. »Kenne ich Julie, Kit?«
    »Ich hoffe, ich habe jetzt nichts Falsches gesagt«, meinte Oban mit spitzbübischer Miene.
    »Nein, nein.« Ich spürte, wie meine Wangen zu brennen begannen. »Hören Sie, Dan, das wollte ich schon längst –«
    »Wie auch immer. Wir haben einiges zu besprechen.
    Moment.« Sein Handy klingelte schon wieder.
    »Oban hat mir von deiner Einschätzung des Falls erzählt«, sagte ich zu Seb, während wir warteten. »Das meiste wusste ich allerdings schon. Ich glaube, ich habe dich im Radio über den Fall reden hören, bin mir aber nicht sicher, ob ich deine Schlussfolgerungen mitbekommen habe. Sie mussten vorher irgendeinen Song spielen.«
    »Ach, das«, antwortete er geistesabwesend.
    Oban verstaute sein Telefon und trat wieder zu uns.
    »Wir müssen in diesem Fall alle zusammenarbeiten.«
    »Ich bin natürlich hocherfreut, dass Kit mit von der Partie ist«, antwortete Seb mit seinem typischen breiten Grinsen und berührte mich an der Schulter. »Ich habe immer gehofft, sie würde im Hinblick auf ihre Arbeit mal ein bisschen mehr Ehrgeiz entwickeln. Trotzdem finde ich, wir sollten die Hackordnung von vornherein klarstellen. Zwei separate Ermittlungsstränge

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