Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
verspürte wieder die Furcht vor dem was passieren konnte - diesmal wurde sie allerdings von noch etwas stärkerem überdeckt: Er wollte Cathyll beschützen. Als die Scicth näher kamen, stellte er sich daher vor sie und rief: „Wir kommen in friedlicher Absicht.“ Es schien keine Wirkung auf die grimmigen Gesichter zu haben, die den Kreis enger schlossen. Cath trat hinter An’luin hervor und sagte: „Wir haben Salz mitgebracht.“ Aber auch das schien die grimmigen Krieger nicht zu besänftigen. Der Kreis schloss sich immer enger um die beiden Eindringlinge bis die Männer mit ihren blau gefärbten Gesichtern direkt vor den beiden standen. An’luin war voller Panik. Er stand nun Rücken an Rücken mit Cathyll und er nahm mit seiner rechten Hand ihre linke.
„Sie wollen uns testen“, flüsterte Cathyll. Sie schien weitaus ruhiger zu sein als er. An’luin spürte den Atem seines Gegenübers auf se inem Gesicht und er hörte wie sein Herz raste. Dann verlor die Kontrolle. Er packte mit seiner Hand das Messer, das an seinem Gürtel hing. Aber ehe er sich versah, hatten mehrere Männer ihn gepackt und ihn zu Boden geworfen. Er wurde festgehalten, gefesselt und geknebelt. Dann wurde er unsanft auf sein eigenes Pferd geworfen und musste die ruckartigen Bewegungen mit seinem Bauch abfangen. Nach einer Weil hatte er keine Kraft mehr in den Bauchmuskeln, so dass der kantige Ledersattel ihm bei jedem Schritt, den das Pferd machte, in die Eingeweide fuhr. Er hatte es gewusst. Aber er hatte es nicht verhindert.
Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, aber irgendwann hatte der unsanfte Ritt ein Ende. Er wurde vom Sattel gezogen, auf den Boden geworfen und dort liegen gelassen. Er versuchte Caths Namen zu rufen, doch sein Knebel war so hart angezogen, dass er seine Zunge kaum bewegen konnte. Es verging wieder einige Zeit bis er unsanft auf die Beine gestellt wurde und er merkte, wie seine Fessel gelöst wurden, sein Knebel und seine Augenbinde gelockert. Während er seinen trockenen Mund mit der Zunge wieder befeuchtete, gewöhnte er sich an das helle flackernde Licht, was sich vor ihm auftat. Dann sah er, dass er sich vor einem Feuer befand und es ansonsten dunkel war. Es war schon Nacht und ihm gegenüber, jenseits des Feuers saß ein alter Scicth, der einen langen, dünnen weißen Bart trug, ansonsten keine Haare auf dem Kopf hatte. Er nickte An’luin zu und rief mit lauter, brüchiger Stimme: „Setz dich.“ Erst im Setzen bemerkte An’luin Cathyll, die neben dem Mann stand und ihren Umhang fallen ließ. An’luins Verwirrung wuchs, als er sah, wie sie auch die Riemen von ihrem Lederwams löste. „Cath, was…?“ Erst jetzt schien sie seine Anwesenheit zu bemerken, blickte zu ihm hinüber und sagte laut: „Keine Angst, An’luin. Ich werde jetzt eine Scicth.”
An’luin sah h inter dem Feuer eine lange Reihe von Frauen, die meist mit freiem Oberkörper herumliefen, deren Nacktheit allerdings durch großflächige Tätowierungen kaschiert wurde. An’luin schaute auf den Boden. Seine Mutter hatte ihm verinnerlicht, dass Nacktheit beim anderen Geschlecht ein Tabu ist. Noch auf den Boden starrend stammelte er: „Cath, bitte nicht.“ Aber seine Stimme ging unter in dem hohen Gesang, den die Frauen nun anstimmten und der langsam verebbte. Als er sich traute die Augen zu erheben, sah er Cathylls Kleidung auf dem Boden vor dem Feuer liegen, einschließlich ihrer ledernen Reithose. Was würden sie mit ihr tun?
Als ob er seine Gedanken lesen konnte, antwortete der Mann am Lagerfeuer, der nun alleine mit An’luin saß. „Ihr wird nichts passi eren. Sie wird in einem Ritual die Farbe Koos und der Weite erhalten. Nur so können wir vertrauen. Selbst wenn sie wollte, kann sie uns dann nicht mehr hintergehen, so wie es der andere Garr getan hat.“ An’luin schaute etwas verwirrt. „Ein Mann bot uns viel Salz und Silber, damit wir eine kleine Gruppe Garr töten, doch ein Erlenast meiner Männer starb.“ Jetzt wurde An’luin klar, dass der alte Mann wohl von Rabec sprach, der den Scicth den Auftrag gegeben haben musste, Cathyll zu töten.
„Die helle Frau wird uns nicht betrügen.“
An’luin hörte das Singen der Frauen immer lauter werden und nun hörte er auch Männergesang. „Was tut ihr mit ihr?“ Der alte Mann schwieg. An’luin spürte den Impuls aufzustehen und Cathyll da raus zu holen, doch er wusste, dass er nichts erreichen würde. So blickte er zwischen seine Beine hindurch und machte sich schreckliche
Weitere Kostenlose Bücher