Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Vorwürfe. Er streckte den Kopf erst wieder hoch, als er einen lauten Schrei hörte – Cathylls Schrei.
Südlich von Mal Kallin
51 . Überläufer
„ ie Männer möchten mit dem Anführer sprechen.“ Gareth sah wie Farth, Kompanieführer der Bogenschützen, Edmund ansprach, der an der Spitze der Reiterei stand. Ein Bote hatte eine Nachricht von einer Schar Söldner überbracht, die sich, von Norden kommend, offensichtlich der Armee anschließen wollten. Farth blickte verunsichert an Edmund vorbei auf Gareth, dann zurück auf Edmund. Edmund blickte sich nicht um, sondern sagte: „Bringt sie zu mir.“ Er führte sein Pferd nach links ab und winkte mit einer kurzen Handbewegung nach hinten, was wohl bedeuten sollte, dass Gareth mitkommen sollte.
Die Machtverhältnisse hatten sich verschoben, nach jenem den kwürdigen Abend, als er vor den Wildschweinen geflohen war. Das ganze Lager hatte gelacht, seinen König ausgelacht und immer hatte Gareth den Satz „Mir ist nichts passiert“ gehört, gefolgt von prustendem Lachen – nur Edmunds Gesicht war wie aus Stein gemeißelt. Als Gareth zurück zum Königszelt gekommen war und die Zeltklappe geöffnet hatte, stand dort sein Berater, der ihn, eingehüllt in seinen schwarzen Umhang, kalt musterte. Gareth wollte seinerseits seinen Umhang ablegen, bemerkte erst dann, dass er ihn im Wald vergessen hatte, zusammen mit dem Mondstein. Sein erster Instinkt war umzukehren, um die Sachen zurückzuholen, doch Edmund schien die Bewegung richtig zu deuten und zischte: „Ihr bleibt hier. Wenn Ihr dieses Zelt erneut ohne Euren Umhang verlasst und Euch zum Narren machen wollt, dann werde ich zurückreiten. Ihr habt Eurem Vater große Schande bereitet.“
Da war es. Zum ersten M al hatte er es endlich gehört und es breitete sich so etwas wie Erleichterung in seiner Brust aus, Erleichterung darüber, dass der Name seines Vaters endlich genannt wurde und dieser nicht ständig nur wie ein Geist über ihm schwebte. Obwohl sein Vater nun tot war, schien er ihn noch aus seinem prunkvollen Grab heraus zu quälen. Er war nicht gut genug, immer wieder würde er es serviert bekommen und es schien zu stimmen. Wer konnte einen König ernst nehmen, der vor einem Wildschwein wegläuft?
Er setzte sich neben den mit heißen Kohlen gefüllten Zinnkessel und wimmerte: „Morgen werden sie es vergessen haben…“ E dmund lachte laut, grausam. „Nein, Gareth, sie werden es nie vergessen. Ein König, der kreischend wie ein altes Weib aus dem Dickicht läuft, bevor er ein Reich erobern will. Das werden sie nicht vergessen. Macht Euch bettfertig.“
Edmund hatte sich noch den Ort beschreiben lassen, wo Gareth se inen Umhang gelassen hatte und war verschwunden. Gareth war hinter den Samtvorhang gekrochen und hatte sich auf die Schaffelle gelegt. Er konnte die ganze Nacht nicht schlafen und am nächsten Tag war das Erscheinen vor der Truppe das Schwierigste. Als er die Truppe abritt, sah er nicht in die Gesichter der Männer. Er vollführte das Ritual in aller Schnelle und ab da war es Edmund, der die Führung übernahm. Nun ritten sie auf die Stelle zu, wo ein Dutzend Männer auf sie warteten, die offenbar gut bewaffnet waren.
Edmund blieb auf seinem Pferd sitzen und fragte einen der Männer, groß und bärtig, der sich vor die anderen gestellt hatte: „Ihr wollt also bei uns anheuern?“
„Aye, Herr. Wir sind gute Kämpfer, schwer zu besiegen und schwer zu überwinden in einem Schildwall.“
Edmund schnalzte. „Wir sind genug Männer. Ihr habt keine Na hrung bei Euch.“ Ein anderer Mann trat vor: „Wir können für uns selber jagen. Außerdem kommen wir direkt aus Mal Kallin. Dort haben wir gedient und kennen die Burg sehr gut.“
Edmund blickte interessiert. „Ihr kennt die Burg?“
„Aye, Herr.“
„Kennt Ihr auch das Gelände um die Burg herum?“
„Aye Herr. Wir waren Söldner für Königin Cathyll.“
Edmund nickte. „Meldet Euch bei Bannock. Er wird Euch einweisen. Und heute Abend kommt Ihr in das Königszelt.“
Die Männer verbeugten sich. „Aye, mein König.“
Edmund hob kurz an, als ob er den Irrtum aufklären wollte, schüttelte dann aber mit dem Kopf und ritt zurück zur Formationsspitze. Gareth ritt hinterher, galoppierte, um den Berater einzuholen. „Edmund, ein Wort.“ Müde blickte Edmund sich um und wurde langsamer. „Edmund, wenn Ihr mich jetzt auch noch in aller Öffentlichkeit demütigt und meine Autorität untergrabt, dann wird das Königreich bald
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