Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Kallin würde einen Kampf gegen die Sath und gegen die Drakinger nicht überleben. Und hier gab es die einfachste Möglichkeit einer eleganten Lösung.
Sie wusste, was sie zu tun hatte.
„König Gareth von Sathorn, ich nehme Euer Angebot an. Ich werde Euch heiraten.“
Außer dem Bräutigam lächelte niemand im Zelt.
55. Ein guter Rat
“... ngesichts deiner Macht und Größe,
bin ich ein Tropfen im Tropfen im Tropfen
und fließe mit deinem Fluss
in das große Wasser
in süßer Einigkeit.“
An’luin spürte seinen Talisman. Er war dankbar, dass Balain noch in Mal Kallin geblieben war und dass er weiterhin die Gesänge mit ihm ausführte. Hier in der Stadt gab es auch eine kleine Gemeinde von Ca’el, die noch zu N’tor beteten, An’luin hatte schon einige Morgengebete mit ihnen gesprochen, aber mit Pater Balain war es, obwohl er nicht dieser Religion angehörte, immer etwas Besonderes. Es gab ihm das Gefühl von Rückhalt. Und den brauchte er jetzt, da er sich weiter entfernt von allem fühlte, was er bisher gekannt hatte. Er war verwirrt.
Balain und er standen auf und sie verließen den Steinkreis, in dessen Mitte drei aufrecht stehende Menhire einen weiteren großen, fl achen Stein als Überdachung trugen und sie so vor dem Regen geschützt hatten, der auf sie niederging. Wortlos gingen sie den kleinen Fußweg hinab, der sie zurück zu Balains Refugium brachte. Dort würden sie noch einen Tee trinken und besprechen, welche Vorbereitungen noch zu treffen seien für den bevorstehenden Angriff der Drakinger.
An’luin genoss die Stille Balains Heims, denn die vielen Sath-Soldaten in der Stadt verursachten eine Unruhe, die ihn, zusammen mit seiner eigenen, zu sehr aus dem Gleichgewicht brachte. Er musste seine Gefühle erst neu sortieren und ordnen. Tatsächlich hatte er, nach seinem Ausflug mit Cathyll nach Phor, gehofft, dass sie zusammenkommen würden. Er war machtlos gegenüber seiner Zuneigung ihr gegenüber gewesen. Erst als sie am nächsten Morgen wieder abweisend auf ihn reagiert hatte, hatte er geahnt, dass seine kurzlebigen Träume einer gemeinsamen Zukunft sich in Luft auflösen würden. Der Schmerz darüber war erst gekommen, nachdem er sich in sein Zimmer auf der Burg begeben und abgeschlossen hatte. Er hatte nicht schlafen können und sich am nächsten Morgen in der Nähe von Sörun und Eyvind aufgehalten, um sich abzulenken. Der vermeintliche Angriff der Sath hatte das Zusammentreffen mit Nieda an jenem Tag verkürzt - sie hatten sich nur kurz voneinander verabschiedet - und seine Wortlosigkeit war von ihr als Angst vor der bevorstehenden Schlacht gedeutet worden. Aber ihm selber war im Nachhinein unheimlich, wie schnell und leichtsinnig er seine Zuneigung ihr gegenüber hatte abstellen können, wenn Cathyll ihn lockte. Aber das war ja nun endgültig vorbei. Sie würde einen Fremden heiraten, einen Menschen, den sie nicht kannte, der auf eine seltsame Art und Weise steif und unnahbar wirkte und das war ihr Problem. Aber ihn ärgerte, dass er nicht aufhören konnte, an sie zu denken. An’luin schrak auf. Hatte Balain etwas gesagt?
„Wir sollten diesen alten Wachturm bemannen.“ Wovon sprach Balain?
„Diesen Turm, hinter dem Steinkreis. Du hast ihn sicher auch gesehen. Es ist ein alter Ca’el- Wachturm. Von dort aus übersieht man die ganze Bucht.“ War da ein Turm gewesen? Vorsichtshalber nickte An’luin. Balain sah ihn interessiert an. „Oder sollen wir vor unserer Besprechung noch über etwas anderes reden?“
An’luin schaute dem Pater verunsichert in die Augen. Bei Balain wusste man nie, was dieser bereits ahnte von Vorgängen, an denen er nicht teilgenommen hatte. Doch von seinen Gefühlen zu Cathyll wollte er auf keinen Fall etwas erzählen.
„Warum bin ich so leicht aus der Bahn zu werfen, Balain?“
„Wie meinst du das?“
An’luin schwieg - er hatte das Gefühl , dass jedes weitere Wort ihn verraten würde.
„Ich nehme an, dich hat die bevorstehende Hochzeit von Cathyll und Gareth aus der Bahn geworfen? Nun, es ist in der Tat erstaunlich in welch kurzer Zeit aus unserer kleinen Prinzessin eine wahre Königin geworden ist, die keine Rücksicht auf ihre eigenen Gefühle oder Wünsche nimmt.“ Vielwissend schaute Balain dabei auf An’luin.
„Aber um zurück auf deine Frage zu kommen: Du hast eine schwere Zeit hinter dir, Freund. Und du spürst, dass eine schwere Zeit vor dir liegt. Welcher Mensch, der einen Zugang zu seinem Innenleben hat, würde da nicht
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