Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
anderen neben sich, die bereit waren ihr Leben zu geben: Töft, Haldur, Eyvind und viele mehr. Und hinter ihnen: Ketill, der grimmig hinunter blickte auf den dunklen Weg, der sich vor ihnen auftat und am Strand endete, von wo eine unabsehbare Menge von Drakingern kommen würde.
Jemand warf einen Speer und der Feuerschlucker sank, in der Brust getroffen, zu Boden. Ein Verrückter weniger.
„Runter, zum Strand, schnell.“ Das war Ketills Stimme. Die Männer hatten im Dorf abgewartet, wo die Schiffe landeten, um dann entsprechend schnell an den jeweiligen Stellen einzugreifen. Deshalb war es den ersten Drakingern schon gelungen hoch in Richtung der Behausungen zu laufen. Die ersten einzelnen Kämpfer wurden mühelos abgewehrt, doch als die Wolfinger nun über eine Düne auf das Wasser zugingen, tat sich ein anderes Bild vor ihnen auf. Vier Schiffe lagen im Meer, von denen sich zuhauf Drakinger abseilten und auf den Weg ans Land machten. Von den Schiffen aus wurden sie von Bogenschützen flankiert. Besorgt sah sich An’luin um, in der Hoffnung, dass die Katapulte auch in diese Richtung schießen würden, doch die Lichter flogen lediglich in den Hafen von Mal Kallin. Die Wolfinger mussten dem Feind also alleine gegenüber treten. Hilfe aus der Stadt war in nächster Zeit nicht zu erwarten.
„Verdammt“, zischte Eyvind. Am Horizont tauchten drei weitere Schiffe auf. Es schien fast so, als wüsste Thorgnyr bereits, wo sich seine Beute befände. An’luin fragte sich, ob er seine Entscheidung bereute bei den Wolfingern zu bleiben. Er hätte auch bei Cathyll im Schloss bleiben können, aber er hatte ein Zeichen setzen wollen. Er hatte Nieda (und vielleicht auch sich selber) beweisen wollen, dass er zu ihr gehörte, zu den Wolfingern.
Der Feind lief nun aus dem Wasser hinaus auf sie zu. Ihn daran zu hindern an Land zu gehen - daran war überhaupt nicht zu denken. Zu viele Männer strömten an Land, und außer den 40 Wolfingern und ungefähr 20 Sath, war niemand hier, der sich ihnen entgegen stellen konnte - zu weit nördlich war die Stelle, an der die Männer Thorgnyrs landeten. Die Männer, die nun auf die ihnen entgege nströmenden Drakinger starrten, sahen sich um, in der Hoffnung einen Befehl zu erhalten was zu tun sei. Sie würden kämpfen, selbst, wenn sie gegen diese Übermacht nicht würden bestehen können, das war An’luin klar. Aber diesmal war kein Eirik hier, der zum Berserker werden konnte - er war in der Festung bei Cathyll.
An’luin sah Sörun Fischauge neben sich stehen, der etwas hektisch keuchte und sich selber umblickte. „Wenn man einen König braucht, ist er nicht da.“, murmelte er. Dann rief er krächzend: „Zurück zur Festung, schnell.“ Es war das Beste was man tun konnte, das war klar. Inzwischen strömten über hundert Norr aus dem Wasser und ergossen sich über den Strand. Die Männer rannten was sie konnten, ein oder zwei sackten, von Speeren oder Wurfäxten getroffen, zusammen. An’luin hatte keine Zeit sich umzudrehen. Vor ihnen lag die hohe Düne, über die sie eben noch gekommen waren, um den Feind davon abzuhalten an Land zu gehen. Im Laufen verlor An’luin Sörun, aber um ihn herum waren bekannte Gesichter. Haldor rief: „Sie verfolgen uns nicht.“ Offenbar waren die Drakinger erst einmal damit beschäftigt zu landen. Dennoch liefen die Männer weiter. Bei Drakingern wusste man nie woran man war. An’luin lief durch hohes Schilfgras und sah in der Ferne die dunklen Umrisse der Festung von Mal Kallin vor sich aufragen. Wenn sie weiter landeinwärts liefen, würden sie bald auf den Weg, der von der Stadt nach Norden führte, kommen. Haldor, der vor ihm lief, drehte sich um und wollte An’luin etwas sagen. Dann war er auf einmal nicht mehr da. Vor ihm stand ein anderer Mann, ein blonder Hühne, dessen Oberkörper bis auf eine Lederweste nackt war. In der Hand hielt er eine Axt, die dunkel verfärbt war. Er riss die Axt in die Höhe und An’luin, gelähmt von dem Schrecken, der ihn bei diesem überraschenden Anblick erfasst hatte, erwartete seinen Tod. Der blonde Hühne wurde von einem Speer durchbohrt. An’luin sah neben sich Töft, der seinen Speer aus dem Körper des Hünen herauszog. An’luin stand immer noch unbeweglich da, nicht in der Lage sich bei seinem Retter zu bedanken. Dann sah er hinter das Gras und hinter die Bäume, die sich zwischen dem Wasser und der Straße auftaten. Eine Gruppe Drakinger kam von dieser Seite auf sie zu und schnitt ihnen den Weg zur
Weitere Kostenlose Bücher