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Das sag ich dir

Das sag ich dir

Titel: Das sag ich dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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Brücke pinkelte.
    Rings um den Pool rauchten die Leute. Andere tanzten oder badeten nackt. Die Instandhaltung dieser Hochglanzkörper verschlang ein Vermögen. Charlie Hero war topfit. Sogar seine Narben schimmerten, und der schmale Stift in seinem Schwanz betonte die Kontur der Adern.
    Inzwischen waren weitere Freunde von Alan und Mustaq eingetroffen, Friseure, Make-up-Künstler, tuntige Schwarze, engelsgleiche Jungen, manche in hautengen oder glänzenden Kleidern, andere mit gepiercten Brustwarzen, die unbedingt zur Schau gestellt werden mussten. Ein paar dieser Typen sahen aus, als hätten sie seit einigen Jahren kein Tageslicht mehr gesehen. Heute Nacht würde so gut wie keine Frau flachgelegt werden, dachte ich bei mir. Dies könnte eine Möglichkeit für mich sein herauszufinden, ob ich tatsächlich immer noch kein Interesse an Sex hatte oder ob einfach nur eine entmutigende Zeit hinter mir lag.
    Charlie hatte seinen iPod an die Musikanlage des Pools angeschlossen, und plötzlich ertönte eine Platte aus meiner Jugend, Do You Believe in Magic von den Lovin' Spoonfuls, die so sehr von melodiösem Sonnenschein und Optimismus strotzte, dass Karim und ich auflachen mussten, als wir einander anschauten, und dann weiterlachten. Genau wie er war auch ich damals ein paar Jahre zu jung gewesen, um aus eigenem Antrieb politisch aktiv zu werden, aber die mittleren sechziger Jahre hatten mich geprägt, und was bedeuteten sie heute schon noch, in dieser verkommenen Zeit?
    Ich schwamm eine Runde und hielt Ausschau nach Ajita, konnte sie aber nicht entdecken. Beim Abtrocknen bot Karim mir Koks an. Ich hatte zwar Lust darauf, wollte in dieser Nacht aber schlafen. Ich rauchte einen Joint, und danach reichte mir jemand einen doppelten Espresso und ein Stück Schokolade. Ich nahm ein Diazepam und beschloss zu relativ früher Stunde, zu Bett zu gehen. Aber ich hatte ja viel Stoff zum Nachdenken.
    Ich legte mich hin und dachte gerade darüber nach, was ich auf meinem iPod hören sollte - Wörter stoßen an Grenzen, und hinter den Grenzen liegt die Musik -, als jemand an die Tür klopfte.
    »Hallo?«, rief ich.
    »Darf ich reinkommen?«
    Es war Ajita, sie trug einen seidenen Bademantel. Sie kam zu mir und setzte sich auf die Bettkante.
    Ich nahm ihre Hand. »Du hast mich also gefunden.«
    »Endlich«, sagte sie. »Nur du und ich. Jetzt haben wir Zeit füreinander. Hoffentlich die ganze Nacht. Bleibst du wach? Möchtest du jetzt hören, was ich zu erzählen habe?«
    »Aber natürlich«, erwiderte ich. »Genau darauf habe ich gewartet.«
    VIERUNDZWANZIG
    Sie ergriff meine Hand. »Heute früh habe ich geglaubt, dich vom Pool aus zu sehen. Dann dachte ich: >Nein, das ist ein Geist, und ich bin verrückt gewordene Mustaq hat mich zwar in New York gefragt, ob ich dich wiedersehen wolle, aber er hat auch gesagt, er könne nicht dafür garantieren, dass du kommst. Nun bist du da. Wegen mir? Aber das sollte ich wohl besser nicht fragen.«
    »Dein amerikanischer Akzent ist reizend.«
    »Oh, sag nicht so etwas. Ich wollte ihn mir abgewöhnen, um wieder indischer zu klingen, zumal die Inder jetzt so angesagt sind.«
    »Ja, es dürfte kaum einen geben, der noch keinen Roman geschrieben hat.«
    »Außerdem ist es sehr unangenehm, in einer Zeit Amerikanerin zu sein, in der alle Menschen mit meiner Hautfarbe automatisch unter Verdacht stehen. Das Prozedere am Flughafen ist ein Albtraum für uns, sogar für Mustaq. Wir haben alle das Gefühl, nur einen Schritt von Guantanamo entfernt zu sein. Und Orange steht mir nicht.«
    »Das steht kaum jemandem.«
    »Inzwischen ist es so schlimm, dass ich überlege, eine Weile in London zu bleiben. Wenn du mich herumgeführt hast, habe ich London immer sehr gemocht. Aber ich habe es seit damals gemieden. Ich fand den Gedanken unerträglich, diese Stadt wiederzusehen.« Ihre Hand lag auf meiner Schulter. »Steh nicht auf, Jamal. Bleib einfach liegen. Mehr Licht ist nicht nötig. Ich ziehe die Vorhänge zu.« Dann sagte sie: »Ich weiß, dass du da bist, und mehr brauche ich nicht. Mustaq hat mir alles erzählt, was er über dein Leben weiß, und ich habe deine Bücher gelesen.«
    »Hast du ihm deine Geschichte erzählt?«
    »Meine? Wie meinst du das?« Als ich schwieg, fuhr sie fort: »Jamal, du bist der einzige Mensch, der mich wirklich kennt. Du warst immer meine wahre Liebe. Das wusste sogar mein Mann. Er hat oft gesagt, irgendjemand stehe zwischen uns und verhindere echte Nähe.« Sie beugte sich über mich,

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