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Das sag ich dir

Das sag ich dir

Titel: Das sag ich dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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Haus, in dem immer noch verzweifelte Männer herumirren, die den Ausgang nicht mehr finden. Jedenfalls hat sie es neulich mit einem Schwachkopf aus der Politik gemacht. Sie stand auf, ging nach unten und warf einen Blick auf sein Handy. Er hatte Nachrichten von acht anderen Frauen. Und er ist nicht gerade ein Adonis.«
    »Immerhin holt sie sich, was sie braucht.«
    »Weißt du, was sie gestern zu mir gesagt hat? Sie würde all das für jemanden in den Wind schießen, der einfach nur bei ihr bleibt. Ach, Jamal, was stimmt den nicht mit einem Alpha-Weibchen wie mir, wenn man davon absieht, dass ich alt und fett bin und zu viel trinke? Wer wird für mich sorgen, mir zuhören, mit mir schlafen?«
    »Du fühlst dich gedemütigt, du armes Ding.«
    Sie schluchzte. »War ich je wie diese Ruby? Nein, ich war nie so toll. Es gab immer Frauen in London, die klüger und schöner waren als ich.«
    Karen hatte kaum etwas gegessen, doch wir teilten uns ein Dessert. Ich trank noch schnell einen doppelten Espresso. »Und was ist mit Karim?«
    »Ein Schuss in den Ofen. Ich habe ihn einige Male angerufen. Er hat behauptet, sich auf seinen Auftritt in Ich bin berühmt - holt mich hier raus! vorbereiten zu müssen.«
    »Hast du mal überlegt, eine Therapie zu machen?«
    »Verarsch mich nicht!«, sagte sie so wütend, als wären wir noch ein Paar. »Können wir heute Nachmittag in ein Hotel gehen? Ich mach alles, was du willst.«
    Ich stand auf und gab ihr einen Kuss. »Ich muss arbeiten.«
    »Ja, du hast es gut. Du hast dein Mädchen wieder - Ajita«, sagte sie langsam und mit leiser Verachtung. »Triffst du dich mit ihr? George hat mir erzählt, dass sie sich bei ihm häuslich eingerichtet hat. Sie wollte nur ein paar Tage bleiben, weigert sich jetzt aber, nach Hause zurückzukehren. Er weiß nicht, was er mit ihr tun soll. Sie geht ihm auf die Nerven.«
    »Wirklich?«
    »Liegt das an deinem Einfluss?« Sie drückte fest meine Hand. »Jamal, denkst du je an deinen Sohn?«
    » Wie meinst du das?«
    »Na, den Sohn, den ich wegen dir abtreiben musste.«
    Sie wollte mich nicht loslassen. »Karen, bitte«, sagte ich.
    »Wie alt wäre er jetzt wohl? Er wäre bestimmt ein großer, gutaussehender Bursche, oder?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Das weiß ich nicht.«
    »Er könnte hier mit uns essen! Wir haben ein Kind ermordet, aber wir bleiben seine Eltern. Ich bin mir vollkommen sicher, dass du dir noch mehr Kinder gewünscht hast!«
    Ich war spät dran. Als ich mich endlich von ihr lösen konnte, sah sie sich schon nach anderen Gästen im Restaurant um, zu denen sie sich setzen konnte. Bushy wartete draußen bei den Taxifahrern, und wir fuhren los. Im Auto duftete es würzig nach irgendeinem Deo.
    Nach dem Essen und dem Champagner hätte ich am liebsten ein Nickerchen gemacht, aber als ich von Bushys Verdacht hörte, sagte ich: »Na, gut, erzähl mir alles. Was ist mit diesem Mann, der mich beäugt?«
    »Gestern parke ich in der Straße, um Miriam vom Lunch bei dir abzuholen, und da fällt mir dieser Typ auf, der dir aus einem Auto nachschnüffelt. Bisschen älter, irgendwie schräg aussehend, kräftig gebaut. Dein Haus wimmelt natürlich von Verrückten, aber als ich zurückkam, war er immer noch da. Dann ist er uns gefolgt - das weiß ich, weil ich extra eine ungewöhnliche Strecke gefahren bin. Er hat dich ausgespäht. Scheint ein ziemlich ungemütlicher Typ zu sein.«
    »Vielleicht ist es einer meiner Patienten«, sagte ich. »Oder der Mann einer Patientin. Wenn Leute eine Therapie beginnen, trennen sie sich manchmal von ihren Partnern, und dem Therapeuten wird die Schuld daran gegeben. Man hat mir schon Fensterscheiben mit Backsteinen eingeworfen.«
    Ich verschwieg, dass Josephine oft draußen vor der Wohnung gestanden hatte, während Patientinnen bei mir gewesen waren. Sie war überzeugt, dass ich Affären mit ihnen hatte. Ich konnte sie noch schreien hören: »Du darfst sie nicht anfassen, das ist verboten! Man wird dich anzeigen und boykottieren - oder dir sogar die Lizenz entziehen!« Außerdem hatte ich einen psychotischen Kollegen. Er war kein Patient, sondern jemand, mit dem ich Konferenzen besucht hatte. Nach dem Erscheinen meines ersten Buches stand er vor meiner Tür und verteilte eine Erklärung an meine Patienten, in der er mich als Hochstapler bezeichnete.
    »Kann sein«, sagte Bushy. »Ein Mann ohne Stalker ist ein Niemand. Aber dieser Typ könnte wie dieser Song sein - du weißt bestimmt, welchen ich meine.«
    »Nein.

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