Das sag ich dir
Welcher Song?«
»Psychokiller.«
Er stimmte ihn an. Ich sagte: »Ja, gut, gut. Und warum?«
»Weil er nicht spontan handelt. Wir sollten das überprüfen - und zwar gleich.«
»Wie kann ich das überprüfen?
Bushy erzählte mir, was ich tun musste. Im Anschluss sagte er: »Es wäre nur zu deinem Vorteil.«
»Bushy, ich habe gleich einen Patienten.«
»Allergnädigster Seelenklempner, du solltest besser tun, was Bushy dir sagt.«
Ich befolgte seine Anweisungen. Er setzte mich an einer Ecke der Straße ab, und ich ging zu meiner Wohnung, während er mir im Auto folgte. Meine Patientin wartete vor dem Haus.
Nachdem sie gegangen war, rief ich Bushy an. »Und?«
»Als du laut Anweisung durch die Straße gelatscht bist, hat sich unser Mann auf dem Sitz geduckt. Das Auto ist ein Mietwagen, würde ich mal sagen. Ich überprüfe den Knaben und gebe dir dann Bescheid.«
»Ist das nicht zu viel Mühe, Bushy?«
»Ich mache mir Sorgen. Miriam hat mir befohlen, auf dich aufzupassen.«
»Aber ich will nicht, dass sie von dieser Sache erfährt. Sonst regt sie sich nur wieder auf und fängt an, irgendwelche Zaubersprüche zu murmeln.«
Ich erwachte um vier Uhr früh und fragte mich, wer mich da beobachtete. Vielleicht hatte Mustaq jemanden engagiert, der mich beschattete. Er war der einzige Mensch mit genug Geld und einem Motiv. Aber welche Erkenntnisse erhoffte er sich? Ich stand hin und wieder auf, um einen Blick aus dem Fenster zu werfen, sah jedoch niemanden.
Mein erster Patient kam morgens um sieben Uhr, ein Ehemaliger aus Eton, Mitte fünfzig, der immer nur verkorkste Beziehungen mit Frauen gehabt hatte. Besessen von der Vorstellung, die vollkommene Ergänzung zu seiner Person finden zu müssen, hatte er alle Frauen als ungenügend verstoßen. Der Ursprungsmythos der Heterosexualität: Vervollständigung, endgültige Erfüllung.
Um acht kam dann meine zweite Patientin, eine Frau, die seit ihrer Kindheit an einer Phobie gegen das Trinken von Wasser litt, weil man ihr damals von einem toten Vogel in einem Wassertank erzählt hatte. Als sie schließlich überhaupt nichts mehr trinken konnte, glaubte sie sogar, »vergiftetes« Wasser in sich zu haben, und ihr Leben kam so sehr zum Stillstand, dass sie kaum noch mit anderen Menschen zusammen sein konnte.
Um neun Uhr aß ich einen Toast und kochte mir noch eine Kanne Kaffee. Dann rief ich Bushy an. »Was macht mein Stalker?«
»Ist ein Mietwagen, genau wie ich gedacht habe, Boss. Ich bin dem Typen bis nach Kent gefolgt. Ich dachte schon, ich würde im verdammten Dover landen. Er hat dann in einer verlassenen Straße in der Nähe eines Parks gepennt.«
»In welchem Teil von Kent?«
Bushy nannte mir die Straße. Ich kannte sie, wenn auch nicht gut. Abgesehen von der Tatsache, dass Kent von Kriminellen nur so wimmelte - die Grafschaft grenzte an London und war nicht weit von der Küste entfernt, und außerdem gab es dort viele Häuser, wie sie Gangster und Popstars schätzten -, lag die Straße in der Gegend, in der ich aufgewachsen war. Das verwirrte mich. Warum sollte er ausgerechnet dorthin fahren? Dann fiel mir ein, dass die Straße näher am alten Haus von Ajita als an meinem war. Wenn es sich um jemanden handelte, der von Mustaq engagiert worden war, warum schlief er dann dort in einem Auto?
»Was sollen wir tun?«, fragte ich.
»Ich kann ihn nicht herschaffen und selbst ausquetschen«, antwortete er. »Dazu würde ich ein paar kräftige Burschen brauchen, und das wäre teuer für dich.«
»Ich will keine extra Männer«, erwiderte ich. »Erstens kann ich mir das nicht leisten, und zweitens werde ich mich nicht auf so einen Wahnsinn einlassen.«
Meine Naivität brachte ihn zum Lachen. »Wahrscheinlich steckst du schon bis zum Hals im Wahnsinn, Jamal. Ich schätze mal, dass er innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden die Initiative ergreift. Er kann hier nicht länger herumhängen. Er hat gesehen, was er sehen wollte.«
Ein Schweigen trat ein. Schließlich sagte ich: »Klingt so, als müsste ich die Sache langsam ernst nehmen. Wir brauchten ein Foto.« »Lässt sich machen.«
Bushy borgte sich die Polaroidkamera, die Henry und Miriam benutzten, und faxte mir am späteren Nachmittag eine Kopie des Fotos, das er geknipst hatte. Da er kein Richard Avedon war, konnte man das Gesicht nicht gut erkennen. Irgendjemand schlief in einem Auto. Ich sah eine Schulter und ein Ohr, hatte aber keine Ahnung, zu wem sie gehörten.
»Ich kann nicht länger warten«,
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