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Das sag ich dir

Das sag ich dir

Titel: Das sag ich dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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teilen würde, richtig?« »Völlig richtig. Nur zu.«
    Falls das Reden der Geschlechtsverkehr der Bekleideten ist, dürfte sich Henry prächtig amüsiert haben. Und für mich waren diese ausufernden, theatralischen Monologe zur Mittagszeit sowohl genussvoll als auch entspannend. Henrys Überdrehtheit ließ erst nach, wenn Maria abwusch und wir gemeinsam die Sportseiten studierten oder das Spalier sanft im Wind nickender Sonnenblumen betrachteten, die mein Sohn Rafi vor der rückwärtigen Mauer meines kleinen Gartens gepflanzt hatte.
    »Ich weiß, dass du während der Mittagszeit nicht arbeitest. Du isst deinen Salat, du trinkst deinen Wein, und wir reden Blödsinn, jedenfalls ich. Du diskutierst über Manchester United und darüber, wie die Spieler und Manager ticken, und dann drehst du deine Runde. Hör mir trotzdem zu.
    Du weißt, dass ich das Alleinsein hasse. In der Stille drehe ich durch. Zum Glück lebt mein Sohn Sam jetzt seit einem Jahr bei mir. Als er beschlossen hat, die Begleichung von Mieten oder Rechnungen unerträglich zu finden, war das ein Durchbruch in unserer Beziehung. Dieses Gör hat eine der besten Schulbildungen erhalten, die man für das Geld seiner Mutter kaufen konnte.
    Er hat während seiner ganzen Kindheit vor elektronischen Apparaten gehockt, und ich habe dir vielleicht schon erzählt, dass er sich bei diesem Trash-Sender glänzend macht und für eine Firma arbeitet, die sich auf Beiträge über plastische Chirurgie und Verstümmelungen spezialisiert hat. Wie heißt das noch - Verkehrsunfall-Fernsehen? Weißt du, was er mir neulich gesagt hat? >Die Ära der Hochkultur ist vorbei, Dad, das müsste dir doch klar sein.<«
    »Glaubst du ihm?«
    »Junge, das war vielleicht ein heftiger Schlag, mitten in den Kern meiner Existenz. Ein Schlag gegen alles, woran ich je geglaubt habe.
    Wie kommt es nur, dass meine beiden Kinder die Hochkultur verabscheuen? Lisa ist eine Meisterin der Tugendhaftigkeit und lebt ausschließlich von einer Diät aus Bohnen und gefiltertem Wasser. Ich bin mir absolut sicher, dass sogar ihre Dildos ein biologisches Gütesiegel haben. Ich habe sie einmal mit ins Opernhaus geschleift, und als wir mit einem Seufzer auf den Samt gesunken sind, schwirrte ihr der Kopf, und sie fühlte sich deliriös, weil alles so nach Rokoko aussah. Ich habe mit mir gewettet, wie lange es dauert, bis sie das Wort >elitär< benutzt. Sie musste in der Pause gehen. Und mein anderes Kind betet den Kitsch an!« »Aha?«
    »Immerhin ist der Junge gesund, lebenslustig und nicht so blöd, wie er einem weismachen will«, fuhr er fort. »Er ist bei mir eingezogen, und wenn seine Freundin in London ist, übernachtet sie bei uns. Aber er hat auch andere Freundinnen. Wenn wir ins Theater oder in ein Restaurant gehen, findet er noch mehr Freundinnen - direkt vor meiner Nase. Du w eißt ja, dass ich mit dem Gedanken an eine Inszenierung - in ferner, unvorstellbar ferner Zukunft - des Don Giovanni gespielt habe. Ich liege mit Kopfhörern im Bett, im Zimmer neben dem von Sam, ich beschwöre den Don, ich versuche, ihn herbeizurufen. Sam schläft fast jede Nacht mit einem Mädchen - bei Anbruch der Nacht, mitten in der Nacht und auch am Morgen, da auf gut Glück. Ich kriege alles mit, es lässt sich nicht vermeiden, ich kann diesem hingehauchten Gestöhne nicht entkommen. Die Musik der Liebe, aber ohne den Schrecken und die überstürzten Ejakulationen, die ich als junger Mann, ja sogar noch als Mann in den besten Jahren erleben musste.
    Dann, beim Frühstück, sehe ich die Mädchen und versuche, die Schreie mit den Gesichtern in Deckung zu bringen. Die eine, jene, die am häufigsten da ist, arbeitet als Autorin für Modezeitschriften und steckt ihr blondes Haar immer locker auf dem Kopf zusammen. Sie trägt Pantoffeln und einen Bademantel aus roter Seide, und jedes Mal, wenn ich gerade den Löffel in mein Ei stoßen will, fällt ihr Mantel auf. Für einen einzigen Kuss eines solchen Geschöpfes würde man doch St. Markus im Meer versenken oder hundert Vermeers verbrennen, falls es überhaupt hundert gibt. Das«, sagte er, »ist wirklich die Hölle, selbst für einen reifen Mann wie mich, der es gewohnt ist, Schläge einzustecken und danach wie ein echter Krieger der Künste weiterzukämpfen.« »Durchaus verständlich.«
    Als wäre er Analytiker und ich ein Patient, fragte er mich mit komischer Anmaßung: »Welche Gefühle weckt das in dir?«
    »Ich würde mich am liebsten totlachen.«
    »Um zu kapieren, was da

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