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Das sag ich dir

Das sag ich dir

Titel: Das sag ich dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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dann rennen Sam und die Pantoffel-Frau vorzeitig aus einem Woody-Allen-Film - unerhört, oder? - und erwischen Miriam und mich beim Sex auf dem Fußboden.«
    »Was hat Sam dazu gesagt?«
    »Tja, die Frau war am nächsten Morgen wie vom Erdboden verschluckt. Sam und ich haben uns wie üblich an den Frühstückstisch gesetzt, aber er war ziemlich mürrisch. Ich bin wütend geworden, weil er nicht mit mir über die Sache reden wollte, und dann hat er plötzlich gesagt, er habe der Frau einen Heiratsantrag gemacht. Aber nun habe sie mich auf dem Fußboden bei verstörend abartigen Sexualpraktiken erlebt.«
    »Und?«
    »Sam meint, dass seine Verlobte mir nie wieder ins Gesicht sehen könne, ohne daran zu denken, dass ich mit einem Propfen im Arsch auf einen Stuhl gefesselt war. Ich habe ihm gesagt, eine schönere Erinnerung an mich könne es doch gar nicht geben. Ich wünschte, ich hätte ein Foto davon. Und ich glaube, ich habe tatsächlich irgendwo eines.«
    Danach kam Sam mit seinen Vorwürfen nicht mehr weiter, denn Henry, gereizt wegen des Hochzeitsgeredes, sagte ihm, dass er noch zu jung zum Heiraten sei und außerdem zu viel in der Gegend herumficke. Der Junge möge Mädchen, er habe sich nicht auf die Pantoffel-Frau festgelegt, und deshalb sei es höherer Blödsinn, sich in seinem Alter fest an eine Frau zu binden.
    »Ich habe gemerkt«, sagte Henry, »dass ich ins Schwadronieren kam. Aber ich bin der Vater des Jungen, und ich habe das Recht, ihm gute Ratschläge zu geben, bis er vor Langeweile stirbt. Vor allem musste ich aber unbedingt mit der Pantoffel-Frau reden. Ich habe Sam gesagt, sie solle sich mit mir treffen, und dann würde ich sie über die Welt, alte Männer und die Vielfalt prähistorischer Sexualerfahrungen aufklären. Danach würde ich um Entschuldigung bitten, und sie könnten ihr Leben weiterführen, ohne von mir behelligt zu werden.« Er fügte hinzu: »Sie wünschen sich einen alten, würdevollen Großvater - impotent, handzahm, ohne große Ansprüche -, der in einer Ecke sitzt und nichts Besseres zu tun hat, als sich den Mund mit Whisky zu spülen. Eine Rolle, auf die ich nur spucken kann. Meine Würdelosigkeit ist jetzt mein einziger Stolz.«
    Seit dem Vorfall war die Pantoffel-Frau nicht mehr in der Wohnung gewesen. Sam wollte auf keinen Fall, dass Henry mit ihr redete, angeblich, weil sie aus einer »guten Familie« stammte.
    »Gute Familie? Hast du die Leute je kennengelernt?«
    Offenbar hatte der Junge gesagt: »Die Leute achten dich als Regisseur, ja sogar als Menschen, Dad. Du bist ein Künstler, und du hast Rang und Namen auf der Welt. Kaum jemand ist so begabt wie du. Wie kannst du dich so gehen lassen?«
    »Ich lasse mich genau so gehen, wie es mir passt«, hatte Henry erwidert.
    »Und was ist mit uns?«, hatte Sam gefragt.
    Henry sah mich an. »Ich habe ihm gesagt: >Ich bin imme r irgendwie für dich da gewesen<. Aber das war noch nicht alles, Jamal. Er hat mich beschuldigt, die Pantoffel-Frau lüstern anzustarren. Meine Blicke würden wie klebrige Finger auf ihrem Körper liegen. Außerdem hat er mir noch vorgeworfen, dass mir die männlichen Freunde, die bei ihm vorbeikämen, völlig egal seien - diese lebhaften Jungen, die das ganze Leben noch vor sich hätten. Er hat mich einen dreckigen alten Lüstling genannt und behauptet, ich wäre neidisch auf die jungen Männer.«
    An diesem Punkt hatte Henry die schlaue Idee, die Pantoffel-Frau des Exhibitionismus zu bezichtigen. Sie wolle doch nur seine Aufmerksamkeit erregen, wenn sie fast nackt durch die Wohnung laufe. »Nur mit einem Fetzen Flitter - und wie ein Flittchen, kapiert? Ich kann heutzutage kaum noch eine Frau anschauen, ohne mich zu fragen, wie viel sie verlangt.«
    Sam erwiderte, der wahre Exhibitionist sei Henry selbst mit seinem »verrückten Gerede«. Daraufhin hatte Henry die Fassung verloren, den Jungen angebrüllt und, wie ich seinen Worten entnehmen zu können glaubte, auf recht unbeholfene Art versucht, ihm eine zu langen. Aber das hatte nicht richtig geklappt, und der Junge war die Treppe
    hinuntergerannt und hatte seinen Vater beschimpft und »pervers« genannt.
    »Das steht dir noch bevor«, sagte Henry zu mir. »Dass sich deine Kinder gegen dich wenden, mit einem abgrundtiefen und völlig rätselhaften Hass.«
    Als die Diva, die Henry im Falle von Kummer sein konnte, war er danach auf dem Fußboden zusammengebrochen, die Hand wie vor die Stirn geklebt. Wie immer, wenn er Probleme hatte, rief er bald darauf

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