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Das sag ich dir

Das sag ich dir

Titel: Das sag ich dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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Familie verlassen hatte, bevor seine Kinder im Teenager-Alter waren, rastete er beinahe vor Aufregung darüber aus, noch einmal ein Familienleben zu haben, bevor es zu spät dazu war. Nachdem Sam seinen Vater darüber in Kenntnis gesetzt hatte, zu ihm ziehen zu wollen, hatte Henry einen Blick in sein ungenutztes Zimmer geworfen, in dem sich verstaubter oder völlig verdreckter und nutzloser Müll türmte, und sein Herz hatte heftig gepocht. Wer würde das Zimmer für ihn ausräumen?
    Da ihm niemand einfiel, legte er selbst los, dort und sofort, kroch die ganze Nacht auf allen vieren herum, machte im Zimmer klar Schiff und verklappte den Müll in der Straße um die Ecke unter einem Schild mit der Aufschrift »Müll abladen verboten«. In der folgenden Woche sah er sich des Öfteren gezwungen, an seinen kaputten Stühlen, Bilderrahmen und maroden Teppichen vorbeizulaufen.
    So tatkräftig hatte ich ihn seit langem nicht mehr erlebt. Da er etwas Besessenes hatte, war er nicht zu bremsen, strich die Wände des Zimmers und überpinselte dabei gleich den Staub, der daran haftete. Im Habitat in der King's Street kaufte er Doppelbett, Lampe, Bücherregal und Teppich. Nach zwei Tagen Schufterei war es das sauberste und schickste Zimmer in der Wohnung, ja im ganzen Haus.
    Henry freute sich riesig, als er am nächsten Tag seinen hoch aufgeschossenen Sohn erblickte, der mit einer Reisetasche die Treppe heraufkam. Wirklich beeindruckend, wie der Junge aussah, so kräftig, hübsch und charismatisch. Wie sollte er je im Leben scheitern? Und Henry freute sich noch mehr, als er hinter seinem Sohn eine Frau erblickte - deren Namen er inzwischen bestimmt glücklich verdrängt hatte -, beladen mit weiteren Tüten, die vor allem Schuhe enthielten. Sie wollte bei Sam wohnen, wenn sie in London war. Henry spendierte den beiden Champagner, glücklich über die Gelegenheit, sich als der Pater familias erweisen zu können, der er angeblich immer hatte sein wollen.
    Er war so fest entschlossen, die Sache nicht zu vermasseln, dass er sie nur vermasseln konnte. Er ließ sich zeitig vom Wecker aus dem Bett werfen, um Frühstück für das Pärchen zu machen. Wenn ihre Kleider im Waschsalon in der Maschine steckten, nutzte er die Zeit, um im Supermarkt einzukaufen. An den nächsten paar Abenden kochte Henry, einen Anstecker mit der Aufschrift »Britisches Fleisch« auf der Brust, für seine »Familie«, ob sie nun Appetit hatte oder nicht. Da ihm bald keine Gerichte mehr einfielen, lief er im Regen zum Takeaway. Er abonnierte Sky und schaute abends mit den beiden Fernsehen, wobei er wie ein Wasserfall redete und seinem hingerissenen Publikum erklärte, wie ungeheuer dumm die Programme seien. Wäre es nicht viel schöner, wenn sie einander etwas aus Miltons Versepos Paradise Lost vorlesen würden? Man konnte Henry nicht begreiflich machen, dass seine intensive Intellektualität und seine apodiktischen Ansichten einschüchterten. (Miriam ließ sich nie von Henrys Monologen bedrücken oder beeindrucken. Sie ignorierte ihn, und wenn sie über etwas Wichtiges reden musste, übertönte sie ihn einfach.)
    Nach einer knappen Woche bekam das glückliche Pärchen klaustrophobische Gefühle und mochte nicht mehr in die Wohnung zurückkehren, weil Henry ihnen dort mit einer neuen Überraschung auflauerte. Sam rief bei seiner Mutter an, die wiederum bei Henry anrief und ihm befahl, er solle sich einkriegen. Das empfand er als Einmischung und beschimpfte sie. Doch er kriegte sich ein. Eine ganze Weile funktionierte das Zusammenleben reibungslos, und wenn die Pantoffel-Frau oder eine andere Eroberung seines Sohnes in der Wohnung war, belästigte er sie nicht mehr mit seinen Gunsterweisen.
    Nun sagte Henry: »Jamal, ich muss mich bei dir bedanken. Diese Leidenschaft für Miriam kam wirklich aus heiterem Himmel. Ich denke oft über all die verpassten Gelegenheiten und meine Fehlschläge in Sachen Romantik nach. Die Liebe ist das einzige Katastrophengebiet meines Lebens, aber was soll's - ich habe ja anderes geschafft. Aber ich empfinde so viel für sie. Wenn sie schläft, sitze ich neben ihr, weil sie das beruhigt. Ich drehe ihr Joints.
    Ich habe sie meinen Freunden vorgestellt, und das macht sie nervös, weil sie glaubt, in Gesellschaft nichts zu taugen - alle sind ständig am Quasseln, und sie bildet sich ein, zu wenig zu wissen. Aber sie hat sich tapfer geschlagen, sie ist wunderbar, und sie kann mit jedem reden. Wir haben einander wieder Appetit gemacht.
    Und

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