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Das Sakrament

Das Sakrament

Titel: Das Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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zu besprechen«, sagte sie.
    Sie hatte mit Absicht Tannhäusers Vornamen benutzt, und Ludovico bemerkte es.
    »Zweifellos«, meinte er und wandte sich an Mattias. »Carla hat mir gesagt, daß sie und Ihr heiraten werdet.«
    Carla schaute besorgt zu Mattias. Sie hatte ihm nichts von dem Besuch erzählt, den Ludovico ihr abgestattet hatte, aus Angst, was er dann vielleicht tun würde. Mattias nickte, als wäre ihr Handel allgemein bekannt.
    »Es stimmt, wir sind einander versprochen.« Er lächelte Carla zu, und die Wärme in seinen Augen verbannte jegliche Angst. »Und es ist sogar eine Liebesheirat.« Wieder schaute er zu Ludovico. »Ich bin sicher, wir haben Euren Segen und Eure guten Wünsche.«
    »Wie Ihr mir bei unserem ersten Treffen sagtet, seid Ihr ein Mann, dem das Glück hold ist.«
    »Ein Ruf, an dem mir sehr viel liegt«, erwiderte Mattias. »Ich höre, der Eure hat nun auch die längst fällige Aufwertung erfahren, seit Ihr ein Justizritter seid.«
    Ludovico neigte den Kopf. Carla fragte sich, wann er endlich die Geduld verlieren würde.
    »Ich hätte nie gedacht, daß ich La Valette einmal bemitleiden würde«, meinte Mattias, »aber als ich die Neuigkeit von Eurem Eintritt in den Orden erfuhr, ist es mir so ergangen.«
    »Warum Mitleid?«
    »Weil Ihr vorhabt, ihn zu ruinieren. Und seinen geliebten Ritterorden noch dazu.«
    »Warum sollte ich das denn tun wollen?«
    »Warum solltet Ihr sonst nach Malta zurückgekehrt sein? Ruin ist doch Euer Geschäft, nicht wahr?«
    Ludovico spielte mit dem Brot in seiner Hand. »Selbst wenn ich einen so fanatischen Ehrgeiz in meiner Brust trüge, welche Macht hätte ein kleiner Ritter, um derlei zu bewerkstelligen?«
    »Ach ja«, sagte Mattias. »Der kleine Ritter. Der bescheidene Priester. Was die Kriegskunst betrifft, so ist La Valette wahrscheinlich ein Genie, aber in der Kunst der Politik ist er so naiv wie ein Chorknabe, der ins Schlafgemach des Bischofs geführt wird.«
    »Ihr unterschätzt den Großmeister.«
    »Das hoffe ich. Euch unterschätze ich jedoch nicht. La Valette hat seit Jahren die Insel nicht mehr verlassen, und auch vorher hat er kaum je einen Fuß in die Schlangengrube Rom gesetzt, wo Männer wie Ihr ihr Unwesen treiben. Selbst Oliver Starkey ist aufrecht wie eine Eiche, und er ist der geschickteste Diplomat, den der Orden hat. Diese Männer stehen zu ihrem Wort, sie begleichen ihre Schulden, sie fühlen sich durch Schwüre gebunden.« Mattias lehnte sich vor. »Diese Männer stehen auch zu ihren Ordensgelübden. Sie machen dem Erlöser keine Schande. Sie verbergen ihre Sündhaftigkeit nicht hinter dem brennenden Fleisch anderer. Sie lassen keine jungen Mädchen im Stich, die dann den Preis für ihre Zügellosigkeit bezahlen müssen.«
    Während dieser beleidigenden Litanei beobachtete Carla, wie sich Ludovicos Augen immer weiter verengten.
    »Fra Starkey würde diese Liste von Verfehlungen außerordentlich faszinierend finden«, sagte er. »Warum klärt Ihr ihn nicht auf?«
    »Ehrlichen Männern fällt es immer schwer, für Doppelzüngigkeit Verständnis aufzubringen«, meinte Tannhäuser, »insbesondere wenn sie von so gewaltigem Ausmaß ist. Ich schmeichle mir, beinahe so gerissen zu sein wie Ihr, aber ich besitze nicht den Vorteil trügerischer Kutten und hehrer Doktorwürden, verfüge auch nicht über Euer Arsenal von Reliquien und päpstlichen Bullen.«
    »Um so besser«, erwiderte Ludovico, »daß unsere Interessen nicht kollidieren.«
    Er warf das Brotstück in den Korb zurück und nahm seinen Helm auf. Er erhob sich. Mattias tat es ihm nach. Dann verneigte sich Ludovico vor Carla.
    »Ich freue mich über die Nachricht, daß unser Sohn doch noch am Leben ist«, sagte er, »wenn auch in den Händen der moslemischen Dämonen.«
    »Es hätte für ihn weitaus schlimmer kommen können«, erwiderte Mattias. »Er könnte sich im Dunstkreis seines Vaters aufhalten.«
    Ein Beben, das seinen Körper durchlief, verriet, daß sogar Ludovicos Geduld langsam erschöpft war.
    Er wandte sich Mattias zu. »Trotzdem bete ich für seine sichereRückkehr in den Schoß der christlichen Kirche. Er beschäftigt meine Gedanken sehr. Und er hat mein Herz mit einem Gefühl erfüllt, von dem ich gar nicht wußte, daß es existierte. Dafür danke ich Gott.« Seine Augen schauten aufrichtig, und einen Augenblick lang hatte Carla Mitleid mit ihm. »Sagt mir ehrlich, was für ein Junge mein Sohn ist.«
    Ludovico hatte sein Herz offenbart. Mattias nutzte die

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