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Das Sakrament

Das Sakrament

Titel: Das Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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als die Alarmtrompete erschallte. Sie packten ihre Waffen und hißten die Farben des heiligen Johannes und traten noch einmal in die Bresche, um den heiligen Ritterorden gegen die Heiden zu verteidigen.

S ONNTAG , 19. A UGUST 1565
In der Herberge von England – In der Bastion der Provence
    Tannhäuser wachte auf, als ihn jemand grob an der Schulter rüttelte. Er öffnete die Augen und sah Bors vor sich.
    »Nein«, knurrte Tannhäuser.
    »Du mußt aufstehen«, erwiderte der Engländer.
    Bors hielt ihm eine Schale hin, aus der verlockender Kaffeeduft aufstieg. In den vergangenen Wochen hatte Bors sämtliche feinen Tassen aus Izmit, die Tannhäuser besaß, zerbrochen. Irgendwo in weiter Ferne konnte man ein allgemeines Dröhnen von Kanonen hören. Tannhäuser hievte sich auf einen Ellbogen, nahm die Schale und trank. Wie gewöhnlich versetzte ihn der Geschmack des Kaffees in Entzücken, doch das ließ er sich nicht anmerken.
    »Du hast ziemlich am Zucker gespart«, beschwerte er sich.
    »Ich verstehe nicht, wie du diese Brühe trinken kannst.«
    »Es ist eine Arznei für mich.«
    Bors verschwand. Wenn Tannhäuser Glück hatte, würde er ihn nun in Ruhe lassen. Er schaute zur Seite und sah Amparo, die ihn unter dem Laken hervor anblickte. In seinem Zustand zügelloser Erregung hatte er sie aus dem Hospital entführt, während Carla schlief. Schließlich hatten sie vereinbart, daß alles beim alten bleiben sollte. Amparos Augen strahlten ihn an. Er spürte, wie ihre Hand über seinen Bauch glitt und sein, wie er erfreut feststellte, fürstlich aufgerichtetes Glied fand. Im nächsten Augenblick aber kehrte Bors laut polternd mit Tannhäusers Harnisch zurück.
    »Wir wurden vor den Großmeister zitiert«, erklärte Bors förmlich.
    »Ich bin des Anblicks und der Worte des Großmeisters herzlich überdrüssig«, erwiderte Tannhäuser. »Ich habe genug vom Krieg. Ich habe genug von den Türken. Und ich habe genug von dir!«
    Heftig schnaubend warf Bors die Rüstung neben das Bett und verließ das Zimmer.
    Mit wenig heldenhaftem Stöhnen und laut fluchend erhob sich Tannhäuser. Jeder Knochen im Leib tat ihm weh. Er fühlte sich wie ein Hundertjähriger. Amparo tanzte um ihn her und versuchte ihm beim Anziehen zu helfen. Tannhäuser betrachtete seine Rüstung und dachte an ihr beträchtliches Gewicht. Seine Lust war noch keineswegs abgeklungen. Plötzlich überfiel ihn ein großer Widerwillen, den Anweisungen des Großmeisters Folge zu leisten. Er packte Amparo, warf sie auf die Matratze und drang von hinten in sie ein. Sie protestierte nicht, sondern begleitete seine Bewegungen mit begeisterten kleinen Schreien. Draußen vor der Tür hörte er Bors betont vernehmlich husten und legte ihr sanft eine Hand vor den Mund. Sie biß ihm spielerisch in den Daumen, aber ihre Schreie sanken zu leisem Wimmern herab. Ihre Wonnelaute fachten seine Lust noch weiter an. Für gewöhnlich genoß er sein Vergnügen in einem gemächlicheren Tempo, doch nun zog er sich zurück, kaum daß er zum Höhepunkt gekommen war. Wenn er den Großmeister zu lange warten ließ, könnten Schergen auftauchen, die weniger zartfühlend mit ihm umgehen würden als Bors. Amparos Protest besänftigte er mit einem tröstenden Kuß.
    »Du bist ein wahrer Engel«, sagte er und schob sie sanft von sich.
    Mühsam legte er seine Rüstung an und schnallte die Riemen fest. Bei nächster Gelegenheit würde er jemanden anstellen müssen, um seinen Harnisch zu säubern.
    »Gehst du zu Buraq?« fragte er.
    »Ich besuche ihn jeden Tag«, erwiderte Amparo, die noch immer schmollte. »Du fehlst ihm.«
    »Grüß ihn von mir! Bleibe auf den hinteren Straßen. Überall lauern Scharfschützen.«
    Er packte sein Schwert und ging zur Tür.
    »Stirb nicht!« sagte sie.
    »Ich werde mir alle Mühe geben.«
    »Ich glaube nicht, daß ich noch weiterleben will, wenn du tot bist.«
    Er schaute ihr ins Gesicht. »Solchen trübseligen Unsinn will ich nicht hören«, sagte er.
    Sie schlang traurig die Arme um ihren Körper und wirkte schöner als jemals zuvor. Konnten La Valette und die Türken nicht noch eine Stunde warten? Er spürte wieder, wie die Lust in ihm aufstieg.
    Von draußen vor der Tür war eine knurrige Stimme zu vernehmen. »Mattias, wenn du sie nicht bald mit einem Algerier teilen willst, solltest du endlich kommen!«
    Tannhäuser lächelte zum Abschied, und Amparo erwiderte sein Lächeln. Von Carla hatte er erfahren, daß sie eigentlich niemals lächelte. Es schmeichelte

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