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Das Sakrament

Das Sakrament

Titel: Das Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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ein Mönch. Sein Haar war bis auf einen grauen Kranz um seinen Schädel zurückgewichen. Seine Stimme war freundlich, und seine Augen waren so traurig wie die des Hundes. Orlandu erkannte Pater Lazaro, denn Lazaro hatte ihn viele Jahre zuvor gepflegt, als er eine Lungenentzündung gehabt hatte. Nur wenige Ritter machten sich überhaupt die Mühe, das Maltesische zu erlernen, da es als die Sprache der einfachen Leute galt. Weil aber maltesische Bauern und Städter seine häufigsten Pflegebefohlenen waren, sprach Pater Lazaro ihre Sprache fließend. Er war kein Ordensritter, sondern ein Kaplan. Er kam auf Orlandu zu.
    »Du würdest dir auch meine Dankbarkeit verdienen«, sagte er. »Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß diese Aufgabe schmerzlicher war, als es mein Mut erlaubte.«
    »Die Hündin gehört Euch, Pater?« rief Orlandu aus.
    »Man hat sie mir überlassen. Gestern abend habe ich sie fortgejagt, damit jemand anderer – jemand wie du – die Last ihres Schicksals auf sich nimmt. Dafür muß ich dich um Vergebung bitten.«
    Orlandu verneigte sich. Sein Herz klopfte nun so schnell wie das des Hundes. Er wurde sich seines zerlumpten Hemdes und des zerfetzten, stinkenden Schaffells um seinen Unterarm und allder Anzeichen bewußt, die bewiesen, daß er im Gegensatz zu diesem sanften, heiligen Mönch ein erfahrener Mörder war.
    Er sagte: »Pater, bitte –« Sein Hals war so trocken, daß er schlucken mußte. »Bitte würdet Ihr mir danach die Beichte abnehmen?«
    Lazaro blieb neben ihm stehen und legte ihm eine Hand auf den Kopf. Diese Berührung sandte wohltuenden Trost durch seinen ganzen Körper. »Du darfst dies nicht gegen die Stimme deines Gewissens tun«, sagte Lazaro. »Denn damit würdest du Gott den Gehorsam verweigern, und dann wäre es besser, dem Großmeister den Gehorsam zu verweigern.«
    »Wie heißt die Hündin, Pater?«
    Lazaro nahm die Hand fort, und es schien Orlandu, als habe er damit das Schicksal des Windhundes besiegelt. Lazaro antwortete: »Es ist besser, wenn du das nicht weißt.«
    »Warum?«
    »Weil es leichter ist, ein Wesen, sei es Mensch oder Tier, zu töten, das keinen Namen hat.«
    »Bitte, Vater, aber ob ich ihren Namen kenne oder nicht, es wird mir ohnehin nicht leichtfallen. Ich möchte sie in meinen Gebeten erwähnen können.«
    »Ich nenne sie Persephone.«
    Orlandu verstand nicht, wiederholte aber den Namen: »Persephone.«
    Lazaro beobachtete, wie der Hund Orlandu den Hals leckte.
    Er meinte: »Es sieht so aus, als würde auch sie dir vergeben.«
    Orlandu biß die Zähne zusammen und setzte Persephone die Spitze seines Messers an die Brust.
    Wie die Ritter murmelte er: »Für Christus und den Täufer.«
    Er rammte das Messer hinein, bis er mit der Faust an ihr Brustbein prallte. Persephone stieß einen beinahe menschlichen Schrei aus und wand sich mit beängstigender Kraft in seinem Arm. Schließlich lag der lange weiße Hals leblos in seinem Schoß.
    Orlandu zog die Klinge heraus. Er wollte das Messer fallen lassen, konnte aber unmöglich den Garten mit Blut besudeln. Ohnees abzuwischen, steckte er sich das Messer hinten in die Schnur, die er sich als Gürtel umgeknotet hatte. Er schickte sich an, den Kadaver in beiden Armen aufzunehmen, um ihn zum Karren zu tragen, damit er dort ausgeweidet und dann verbrannt werden konnte. Doch Lazaro legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Ich übernehme den Rest.«
    Orlandu legte den toten Hund unter einem Busch auf den Boden. Er machte ein Kreuzzeichen.
    »Pater, haben Hunde eine Seele?«
    Lazaro lächelte. »Es ist keine Sünde, zu hoffen, daß sie eine haben. Da du und ich gut auf unsere eigenen Seelen aufpassen müssen, gehen wir jetzt zu Pater Guillaume und beichten gemeinsam.«
    Obwohl Lazaro kein Rechtsritter war und daher niemals zu seinen Helden gehört hatte, war Orlandu von dieser Ehre überwältigt. Er verneigte sich, erneut beschämt über seine niedrige Erscheinung.
    »Aber zuerst«, meinte Lazaro, »mußt du mich deine Wunden behandeln lassen, ehe sie anfangen zu eitern.«
    Lazaro ging zur Herberge zurück. Orlandu zögerte, konnte noch nicht fassen, daß er wirklich mit hineingehen sollte. Lazaro wandte sich um und winkte ihn zu sich heran, und der Junge folgte ihm. Der Raum jenseits der Schwelle war kühl und dunkel und roch nach vielen miteinander vermischten beißenden Aromen. Lazaro säuberte Orlandus Bißwunden mit Salzlake und bestrich sie mit Salben.
    Als er fertig war, fragte Lazaro: »Hast du die Schiffe

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