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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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Lächeln an.
    »Viel besser! Wir werden die bestrafen, die sich heute nacht unerlaubt aus dem Lager entfernt haben. Es sind allesamt Angehörige aus der Familie von Meister Wolfram. Ich weiß, daß sie nur Kräuterzauber, Alchimie und andere nutzlose Künste beherrschen. Deshalb können wir auf diese Familie zuerst verzichten!«
    »Was hast du mit ihnen vor?« fragte Patrick.
    »Es gibt drei Gebiete, vor denen die Bankerts eine tiefverwurzelte, fast panische Angst haben«, sagte Galus. »Zuerst die Teufelsmauer über den Weinstöcken, dann das Irrlichtmoor , an dem die Wiesen bis ans Dach reichen, und schließlich die Aasberge im Osten ...«
    »Aasberge?« fragte Patrick Murphy.
    »Du kannst auch Schädelstätte oder Friedhof dazu sagen«, nickte Galus. »Das sind die spitzen, wie liegende Kegel aussehenden Bögen über der Apsis im Ostchor der Kathedrale. Dort wächst nichts mehr, weil dieser Teil der Kirche nicht in den Plan für das Sakriversum einbezogen wurde. Er war schon fertig, als der große Baumeister das hier konstruierte.«
    »Du meinst, sie schaffen ihre Toten bis in den Ostchor?« fragte Hector.
    »Über den Ostchor«, verbesserte Galus. »Zusammen mit dem Kalk der Mauern und zermahlenem Knochenstaub von Tieren gewinnen sie wertvollen, stickstoffhaltigen Dünger vom Aasberg. Wer so lebt, wie die Schander, kann sich keine Verschwendung leisten ...«
    Patrick Murphy nickte. Er hatte sich schon länger gefragt, wie das kleine Volk sieben Jahrhunderte ohne Zugang zu Rohstoffquellen existiert hatte.
    »Sie verwenden auch Metalle, Mineralien, Ton und Salze. Woher bekommen sie das alles?«
    Galus sah den Engländer lange an.
    »Um hinter diese Geheimnisse zu kommen, sind wir hier«, sagte er schließlich. »Wenn wir herausfinden, wie sie es gemacht haben, brauchen wir sie nicht mehr! Im Augenblick jedoch ist dieses Wissen ihre beste Waffe. Hoffentlich sind sie nicht auch schon auf den gleichen Gedanken gekommen ...«
    »Ach was!« schnaubte Hector. »Warum gehen wir nicht so vor, wie wir es heute nacht beschlossen haben? Glaubt ihr, ich hätte Lust, mit einer Hacke über die Felder zu ziehen? Das ist es nicht, was König Corvay uns versprochen hat!«
    Galus schüttelte den Kopf.
    »Niemand von uns kann jetzt nach draußen! Sei froh, daß du lebst, denn das hast du einzig und allein Llewellyn Corvays weiser Voraussicht zu verdanken!«
    »Weise Voraussicht!« knurrte Hector abfällig. »Wer sagt denn, daß es auf diesem gottverdammten Planeten keine anderen Städte mehr gibt? Irgendwo muß doch ein Nest übriggeblieben sein, auf das keine Neutronenbomben gefallen sind ...«
    »Angenommen, es wäre so! Wie willst du diesen Ort erreichen durch Hunderte von Kilometern verseuchtes Land? Mit einem Fahrzeug, für das es keine Straßen oder Schienen mehr gibt?«
    »Flugzeuge«, schnaufte Hector. »Oder Helikopter ...«
    »Kannst du sie fliegen?«
    »Nein. Aber die haben doch irgendeine Automatik ...«
    »Ganz sicher sogar! Mit einem kleinen, entscheidenden Schönheitsfehler! Automatische Systeme unterliegen automatischen Kontrollen. Kein Tower gibt dir jetzt noch einen Start frei. Keine Bereichskontrolle führt dich zum nächsten Funkfeuer. Es ist vorbei, Hector! Kannst du das nicht endlich in deinen Quadratschädel bekommen?«
    »Deiner ist auch nicht gerade eine Zierde der Menschheit, knurrte Hector. »Verdammte Mißgeburt«, flüsterte er leise hinterher.
    »Hört auf!« sagte Patrick Murphy unwillig. Sie hatten beide recht. Der eine, indem er sich an den Gedanken klammerte, es könne irgendwo noch eine Alternative für das Leben im Sakriversum geben. Der andere, weil er die Tatsachen ihrer Situation klar und unmißverständlich umrissen hatte.
    Vielleicht hatten sie später einmal Zeit, darüber nachzudenken, ob es nicht doch noch eine andere Lösung gab. Doch eigentlich verspürte Patrick Murphy keine Lust, in seine Kneipe in der Nähe von Stonehenge zurückzukehren. Ihm gefiel es im Sakriversum. Und seinem Muli offensichtlich auch ...
    Das Muli war bis zum Waldrand gestakt. Es knabberte an jungen, grünen Zweigen. Patrick pfiff leise. Sofort stellte das Muli die Ohren auf und kam zurück. Das Klappern der Hufe auf felsartigem Grund weckte Llewellyn Corvay. Er reckte sich, wühlte seinen Körper noch einmal durch die Decken und stand schwerfällig auf.
    »Jetzt wird es ernst«, flüsterte Galus.
    Hector ergriff einen Wassersack und stapfte zu Corvay hinüber. Ed Jankowski und Severino beeilten sich, ein paar

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