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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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Früchte aufzuklauben, die noch vom Vorabend übriggeblieben waren. Sie brachten Corvays Frühstück.
    »Irgend etwas vorgefallen?« schnaubte Corvay, während er sich Gesicht, Bart, Haare und Hände spülte.
    »Die Schander waren neugierig und mutig«, berichtete Galus. »Einige von ihnen haben uns belauscht, während andere zu ihrem Dorf vorgedrungen sind. Sie kamen alle zurück.«
    »Und von unserer Seite?«
    »Da fehlt nur Lello ...«
    »Ach, dieser Narr!« schnaubte Corvay. »Er wird den Wein der Schander besungen und zuviel davon getrunken haben!«
    Corvays Berater lachten.
    »Wer fehlt außer Lello?«
    »Die beiden Halbwüchsigen aus der Familie von Meister Wolfram und diese Nancy McGowan, die Partnerin von Jan.«
    Corvay nickte.
    Na schön, dann an die Arbeit! Wir machen es genauso, wie heute nacht besprochen: zuerst die Volkszählung, dann die Verkündung der neuen Gesetze! Seht zu, daß ihr schnell fertig werdet! Ich brauche endlich wieder einmal ein sattes kleines Festgelage und dann ein Bett, in dem man schlafen kann!«
    Er lachte dröhnend, biß in einen verschrumpelten Apfel aus der Ernte des Vorjahres und spuckte das trockene, mehlige Fruchtfleisch sofort wieder aus.
    »Zumutung für einen König!« schimpfte er.
    Patrick Murphy grinste. Er schnallte die Pauken an die Flanken seines Mulis, prüfte ihren Sitz und stieg auf. Corvay winkte ihm mit einer huldvollen Handbewegung zu.
    »Fangt an!«
    Erst jetzt wachte auch Menennery Luck auf. Sein hageres Advokatengesicht nahm sofort ein geschäftiges Aussehen an. Bis tief in die Nacht hatte er am leise knisternden Lagerfeuer gesessen und die neuen Gesetze formuliert. Selbst als die anderen schon schliefen, hatte er hier noch eine Änderung und dort noch eine stilistische Verbesserung gefunden.
    Zufrieden mit seinem Werk war er endlich eingeschlafen. Er wußte, daß nun seine große Stunde kam. Er würde das Gesetz des Königs verkünden ...
    *
    Obwohl sie sich schlafend stellte, hatte Mathilda ganz genau beobachtet, was im Lager der Bankerts geschah. Seit Hanns in der Nacht zurückgekommen war, mißtraute sie den Plänen der Eindringlinge mehr denn je.
    Als nach und nach immer mehr Leute an den Lagerstätten aufwachten, wurde Mathilda zunehmend unruhiger. Sie wußte, daß die Clan-Chefs noch keinen Ausweg gefunden hatten. Aber irgend etwas mußte geschehen, ehe es zu spät war!
    Mathilda war immer eine praktische, vernünftig denkende Frau gewesen. Sie brauchte sich nicht lange anzustrengen, um herauszufinden, was dieser König Corvay beabsichtigte. Es genügte, wenn sie sich vorstellte, was sie an seiner Stelle tun würde ...
    Die Bankerts wollten das Sakriversum. Es war die einzige Insel in der kranken und verseuchten Stadt, in der sie überleben konnten. Vielleicht waren sie ursprünglich nur auf irgendwelche Schätze aus gewesen - auf einen Raubzug gegen Schwächere. Ja, so mußte es gewesen sein!
    Die Bankerts konnten nicht gewußt haben, daß es keine Rückkehr für sie geben würde. Aber jetzt waren sie da und beanspruchten das Dorf für sich: Hügel und Täler, Wiesen und Felder. Sie waren ungebetene Eindringlinge - doch noch beherrschten sie die komplizierten Überlebensregeln des Sakriversums nicht!
    Aus ihrer Sicht konnte deshalb die Antwort nur Sklaverei, Gewalt und gnadenlose Auswahl heißen ...
    Mathilda dachte voll Sorge daran, daß die Felder noch nicht bestellt waren. Hanns hatte ihr erzählt, wie es im Dorf aussah.
    Selbst ohne die Bankerts wäre es ein hartes, schweres Jahr geworden ...
    Sie sah, wie sich die Berater von Llewellyn Corvay anschickten, ein Gerüst am Hang aufzubauen. Der kleine, verwachsene Nordländer trieb sein Muli bis unter die grob aufgerichteten dünnen Baumstämme. Er hob die Schlegel, kreuzte sie über dem Kopf und wartete auf ein Zeichen von Galus.
    Der Arzt nickte ihm zu.
    Die Schlegel sausten nach unten. Patrick Murphy schlug abwechselnd auf die rechte und die linke Kesselpauke an den Flanken des Mulis. Das Tier legte die Ohren an. Mit halbgeschlossenen Augen ertrug es gleichmütig das laute »Wumm-Wumm-Tamm«.
    Weiter oben begannen kleine Kinder zu weinen. Die letzten Schläfer wachten erschreckt auf. Verstört rückten sie näher zusammen. Gleichzeitig ließ sich Llewellyn Corvay von zwei Bankert- Frauen bedienen. Sie kämmten sein Haar, richteten ihm die Kleider, bürsteten sein Wams aus und setzten ihm das Barett mit der langen Feder auf.
    Zusammen mit seinen Beratern stieg König Corvay auf das schwankende

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