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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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ganze Menge von physikalischen, chemischen und biologischen Zusammenhängen verstehen!
    Die Flugmaschine kam von Osten über das Kathedralendach geschossen. Wieder raste sie zwischen den Turmspitzen hindurch. Sie sank noch etwas tiefer, dann verschwand sie schnell als dunkler Punkt am diesigen Horizont.
    Als die letzten Steinchen von der Fassade gefallen waren, schnallte Goetz sich los. Er ließ den Beutel mit den Vorräten in der Hohlkehle unter dem Rosettenfenster liegen. Als er sich gerade wieder an den Abstieg machen wollte, hörte er plötzlich ein anderes Geräusch.
    Es klang wie Schläge von winzigen Hämmern gegen die frischgebaute Mauer. Gleich darauf hörte er das Knattern eines Motorrades ohne Schalldämpfer. Es hörte sich wie ein Modellflugzeug an.
    Goetz lauschte.
    Dann sah er, wie ein kleiner Bursche hastig und mit hinkenden Bewegungen auf einem schmalen Fassadenfries herumturnte. Er kam direkt auf ihn zu.
    *
    Schander und Bankerts standen dicht zusammen. Entsetzt hörten sie, was Agnes den Clan-Chefs und Nancy König Corvay berichtet hatten. Sie waren wie gelähmt.
    Corvay selbst hatte seine Berater um sich versammelt.
    »Das ist das Ende!« hauchte Menennery Luck und knetete immer wieder seine Hände.
    »Irgendein Idiot muß die Schleusen der Zisternen geöffnet haben«, sagte Galus. Er sah sehr blaß aus.
    »Da werden wenigstens die Felder bewässert«, brummte Hector. Er hatte noch immer nicht verstanden, was eigentlich geschehen war.
    »Die Wasserreserven?« fragte Patrick leise. Galus nickte.
    »Und wenn es wieder regnet?«
    »Wir haben Ende April. So, wie es aussieht, kommt jetzt eine Reihe von schönen Tagen ...«
    »Immerhin dürften der Teich und der See gut gefüllt sein.«
    »Das ist richtig«, sagte Galus. »Wir werden nicht verdursten, aber was nützt das, wenn wir morgen die Felder nicht mehr bestellen können? Ohne Wasser wächst auch hier nichts!«
    »Hört mir mal zu!« rief Corvay laut. Er wußte, was die Schreckensmeldung der beiden Mädchen bedeutete. »Wer von den Schandern kann die Schleusen schließen?«
    Die Clan-Chefs steckten die Köpfe zusammen. Dann kam Meister Bieterolf zu König Corvay.
    »Die Schleusen müssen gewaltsam geöffnet worden sein. Normalerweise verhindert die Mechanik des Sakriversums derartige Katastrophen.«
    »Gibt es denn keinen Plan für Notfälle?«
    Bieterolf strich sich über seinen Bart.
    »Es gibt so viele Pläne wie Beryllos-Linsen im Dach ...«
    Corvay starrte den Clan-Chef der Winzer und Brauer mit zusammengepreßten Lippen an. In der Gegend des Irrlichtmoors verpufften Methangase mit flackernden Lichtblitzen und dumpfen Explosionen.
    »Na los! Was steht ihr noch herum?« polterte Corvay. »Sperrt das Wasser ab nach irgendeinem Plan!«
    »Das ist nicht möglich«, sagte Bieterolf achselzuckend. »Nur drei Logenmeister gemeinsam dürfen die alten Regeln im Notfall außer Kraft setzen!«
    »Ihr kleinen, hinterhältigen, verfluchten ...« Corvay schnappte nach Luft. »Na gut!« sagte er dann mit hochrotem Kopf. »Die drei Logenmeister sollen herkommen!«
    »Das ist auch nicht möglich«, meinte Bieterolf bekümmert. »Zwei von den alten Logenmeistern sind tot. Und Guntram, der das Erbe von Meister Wolfram angetreten hat, ist nicht mehr im Sakriversum.« »Nicht mehr im Sakriversum? Was soll das heißen?«
    »Er fliegt um die ganze Welt, um einen Platz zu finden, an dem wir leben könnten ...«
    Das war zuviel für Corvay.
    »Weg!« brüllte er. »Ich kann euch nicht mehr sehen! Verschwindet in euer Dorf! Alle!«
    Patrick erkannte Corvays Schwäche. Sofort führte er sein Muli so vor Corvay, daß ihn die anderen nicht mehr sehen konnten. Es war wie eine Art letzter Vorhang für den selbsternannten König.
    »Jetzt haben sie doch noch gegen uns gewonnen«, sagte Patrick zu Galus. Der Arzt starrte unverwandt zur Teufelsmauer hinauf.
    »Dort oben muß es sein!« murmelte er. »Aber wozu in aller Welt brauchen wir eigentlich jetzt noch das Gold der Schander ?«
    Er kicherte leise vor sich hin.
    »Was gibts denn da zu tuscheln?« fragte Hector mißtrauisch und schob sich näher.
    Sie achteten nicht auf das Schander- Mädchen, das zögernd neben das Muli trat.
    »Kann ich ... kann ich mit König Corvay sprechen?« fragte sie.
    Hector lachte höhnisch.
    »Der ist für keinen mehr zu sprechen!«
    »Aber ich muß ihm etwas sagen ... ich wüßte, wie wir die Zisternen schließen können ...«
    »Du?« fragte Galus. »Bist du nicht Agnes, Guntrams

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