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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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lassen uns nicht einschüchtern und geben nicht klein bei, und schon gar nicht kriechen wir zu Kreuze.«
    »Was schlagt Ihr vor?«, fragte Catherine, außer Jean, Carbonel und ihm selbst die einzige Person im Raum, die nicht völlig verängstigt war.
    »Zunächst einmal ist es wichtig, dass wir nicht aufgeben. Mit Géroux’ Entmachtung haben wir so viel erreicht, wollt ihr euch das einfach so wegnehmen lassen? Wir sind im Recht, nicht wahr, Abaëlard? Auch Bischof Ulman muss das anerkennen.«
    »Es war eine heilige Wahl, und das Ergebnis ist rechtmäßig«, erklärte der Alte. »Wenn Bischof Ulman das nicht achtet, handelt er gegen den Willen der Heiligen.«
    »Da hört ihr es«, sagte Michel. »Jetzt heißt es, nicht den Mut zu verlieren und zusammenzustehen. Dann wird es uns auch gelingen, unser Recht durchzusetzen.«
    »Also verjagen wir Martel und seine Spießgesellen?«, fragte Jean mit funkelnden Augen.
    »Nein. Wir gehen geschickter vor – und vor allem friedfertig. Wir brauchen die Gründungsurkunde der Gilde.«
    »Wir kommen nicht an sie heran«, sagte Pierre Melville. »Sie liegt in der Gildehalle.«
    »Ich weiß. Einer von uns muss nachts in die Halle eindringen und sie holen.«
    Jean nickte. »Das mache ich.«
    »Nein, es ist besser, wenn Pierre oder Marc das übernehmen«, erwiderte Michel. »Für dich habe ich eine andere Aufgabe …«
    Nachdem sich die Versammlung in der Schenke aufgelöst hatte, machten sich die Schwurbrüder einzeln und unauffällig auf den Weg. Michel war der Einzige, der nicht sogleich nach Hause ging – er hatte beschlossen, ein letztes Mal zu versuchen, Gaspard zur Vernunft zu bringen. Er schritt zum Anwesen seines Freundes und klopfte an.
    Gaspard öffnete und wollte die Tür gleich wieder zuschlagen, als er ihn erblickte. Michel stemmte sich mit beiden Händen dagegen.
    »Gaspard, hör mir zu!«
    »Ich habe dir alles gesagt, was es zu sagen gibt. Verschwinde!«
    »Lass mich wenigstens mit Isabelle sprechen.«
    »Hast du noch immer nicht verstanden? Wir haben nichts mehr miteinander zu schaffen. Du wirst dich von meiner Schwester fernhalten. Wenn ich dich dabei erwische, dass du sie auch nur ansiehst, schlage ich dir die Zähne ein!«
    Gaspard stieß ihn zurück und warf die Tür zu.
    Auf der Treppe zum ersten Stock kam Gaspard Isabelle entgegen.
    »War das Michel?«
    »Und wenn schon«, sagte er barsch.
    »Ich verstehe nicht, warum du so wütend auf ihn bist. Für dich kann es doch nur gut sein, wenn er Gildemeister ist …«
    »Du wirst dich von nun an von ihm fernhalten«, schnitt er ihr das Wort ab. »Ich will dich nicht noch einmal mit ihm zusammen sehen, hast du verstanden?«
    »Gaspard, warte«, sagte sie, doch er ließ sie stehen.
    Das Abendessen drei Stunden später nahm die Familie schweigend ein. Isabelle und ihre Mutter gingen gleich danach zu Bett, sodass Gaspard schließlich allein mit Lutisse in der Stube saß.
    »Isabelle hat mir erzählt, dass du ihr verboten hast, Michel zu sehen«, begann sein Weib nach einer Weile.
    »So. Hat sie das?«, meinte er.
    »Sie ist sehr unglücklich deswegen.«
    »Sie wird darüber hinwegkommen. Sie muss lernen, dass sie nicht alles haben kann, was sie will. Wenn ich den richtigen Mann für sie gefunden habe, wird sie Michel vergessen.«
    »Du willst sie einem anderen zur Frau geben?«
    »Michel bekommt sie jedenfalls nicht. Der Kerl ist für mich gestorben.«
    »Und wann?«, fragte Lutisse.
    »So bald wie möglich. Je eher sie ihn vergisst, desto besser.«
    »Das kannst du nicht tun, Gaspard. Sie liebt ihn.«
    »Liebe ist ein Luxus, den sich nicht einmal Könige leisten können.«
    »Versetz dich doch einmal in ihre Lage. Sie hat fest damit gerechnet, dass Michel um ihre Hand anhalten wird. Gib ihr wenigstens Zeit, diese Enttäuschung zu verwinden.«
    »Gefühle – das ist alles, was euch Frauen interessiert«, knurrte er.
    »Sie ist deine Schwester. Du bist für ihr Glück verantwortlich, also nimm gefälligst ein wenig Rücksicht.«
    Resigniert hob er die Hände. »Na schön. Na schön. Was also soll ich deiner Meinung nach tun?«
    »Warte noch eine Weile, bevor du einen Mann für sie suchst.«
    »Und wie lange?«
    »Ein halbes Jahr mindestens.«
    »Ein halbes Jahr!«, rief er.
    »Du wartest doch schon so lange auf den Richtigen für sie«, sagte Lutisse, »da kommt es auf ein paar Monate mehr nicht an.«
    »Wie du meinst. Du sollst deinen Willen haben. Aber wenn sie währenddessen Dummheiten macht, trägst du dafür die

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